Food Truck am Notzinger Weiher – Kiosk wird abgerissen

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Lange Zeit ihr zweites Zuhause: Gertrud und Heini Link im Kiosk am Notzinger Weiher im Sommer 2021. Ein halbes Jahr später verstarb der Wirt. © Markus Schwarzkugler

Nach dem Tod von Wirtslegende Heini Link am Neujahrstag 2022 verschwindet ein weiteres Urgestein vom Notzinger Weiher: der Kiosk, den Link 1971 selbst erbaut und dann ein halbes Jahrhundert lang betrieben hatte.

Notzing – Der Landkreis als Eigentümer des Areals geht nun neue Wege bei der Verpflegung und hat – ebenso wie übrigens für den Moosinninger Weiher – eine Stellfläche für einen Imbisswagen, auf Neudeutsch Food Truck, ausgeschrieben. Link-Witwe Gertrud bedauert das und bezweifelt ebenso wie Koco Klinger, in den vergangenen beiden Jahren der Wirt im nun vor dem Abriss stehenden Kiosk, dass das Unterfangen des Landkreises von Erfolg gekrönt sein wird.

Der Landkreis „bietet für die Badesaison 2025 am Notzinger Weiher eine Aufstellfläche für einen Imbisswagen/Food Truck an. Bei erfolgreicher Durchführung der Bewirtung mit entsprechender positiver Resonanz wird eine Option auf Verlängerung in den Folgejahren in Aussicht gestellt“, heißt es in der Ausschreibung, in der auch damit geworben wird, dass der Landkreis im ersten Jahr keine Pacht erhebt. Bis Ende Januar können sich Interessierte im Liegenschaftsmanagement im Landratsamt bewerben.

Doch warum das Aus für den Kiosk? „Er wies im Herbst 2024 sehr tiefe Risse im Mauerwerk auf. Ein vom Landkreis beauftragter Statiker stellte daraufhin fest, dass das Kioskgebäude einsturzgefährdet ist und nicht mehr betreten werden darf“, teilt Amtssprecher Markus Hautmann auf Nachfrage mit. Wann abgerissen wird, kann er noch nicht sagen.

Für den Wirt nicht rentabel

Nach einer Badesaison, in der Gertrud Link den Kiosk nach dem Tod ihres Mannes übergangsweise betrieben hatte, folgte Koco Klinger. Mit dem Landkreis habe er sich nun auf einen Auflösungsvertrag geeinigt. Der Notzinger Weiher sei zwar schon „sehr interessant“, für ihn sei das Vorhaben des Landkreises aber nicht rentabel, weshalb er sich auch nicht bewerben wird. Zwar sei die Ausschreibung „nicht schlecht geschrieben“, etwa mit der erlassenen Pacht, doch die Details sind für Klinger die Krux.

Laut Ausschreibung verpflichtet sich der Pächter, den Food Truck während der Badesaison, mindestens von April bis September, „gerne aber auch an allen anderen schönen Tagen für den ausschließlichen Verkauf von regionalen Lebensmitteln und Getränken sowie Genussmitteln offen zu halten“. Soweit so gut. Dass aber die Kosten für Strom, Heizung, Wasser und anfallenden Müll vom Pächter zu tragen sind, dass er auch die vor ein paar Jahren vom Landkreis errichtete Toilettenanlage reinigen sowie das Gelände laufend säubern soll, ist für Klingers Geschmack zu viel des Guten. Viel zu hoch seien so der Aufwand und die Kosten – die Restmülltonne sei beispielsweise schon nach drei Tagen voll mit Pizzakartons und dergleichen. Er müsste also weitere und größere Tonnen dazubuchen.

Ein weiterer Punkt, den neben Klinger auch Gertrud Link anspricht: Der Wirt muss in der Früh die WC-Anlage aufsperren – und abends wieder zu. „Das ist schon eine hohe Auflage, wenn du um 9 Uhr morgens da sein sollst, aber noch nichts los ist“, findet Link. Und das auch bei schlechtem Wetter, wie Klinger anmerkt. Der Kiosk, findet er, sei dem Landkreis ohnehin nicht wichtig, vielmehr der angrenzende Jugendzeltplatz. Die Toiletten seien „der Streitpunkt“, so Klinger, der auch am Finsinger Weiher bewirtet. Dort sei der Aufwand für ihn nur halb so groß – auf einem größeren Areal, das übrigens der Gemeinde gehört.

Warum eigentlich kein Kiosk-Neubau? 125 000 Euro hätte der gekostet, teilt Sprecher Hautmann mit. Da ein Neubau witterungsbedingt und zeitlich bis zum Frühjahr 2025 nicht möglich gewesen wäre, habe sich das Landratsamt für die Alternative Food Truck entschieden. Dieser sei vorerst eine Übergangslösung. „Sollte er sich bewähren, ist er aber auch als langfristige Lösung am Notzinger Weiher vorstellbar.“

Baufälligkeit unbestritten

Dass der alte Kiosk von Heini Link – wie der Wirt selbst ein Stück Notzinger Weiher-Geschichte – aus Baufälligkeitsgründen weichen muss, können die Witwe sowie Klinger nachvollziehen, „so traurig, wie es ist“, sagt Letzterer. Dennoch findet es Gertrud Link nach all der Zeit, die sie mit ihrem Mann dort zugebracht hat, „schade. Ich mag schon bald gar nicht mehr dort rausfahren“, so die Erdingerin. An ihren Heini erinnert am Weiher weiter der kleine Gedenkstein von Familie und Freunden, der 2023 errichtet wurde.

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