Kohlenhydrate zum Frühstück? Welche Menschen darauf verzichten sollten – und warum

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Das Frühstück gilt gemeinhin als wichtigste Mahlzeit des Tages. Vor allem Kohlenhydrate sollte es beinhalten, so zumindest der Mythos. Eine Studie klärt nun auf.

Paderborn – Ein reichhaltiges und ausgewogenes Frühstück ist für viele Menschen unabdinglich, um gut in den Tag starten zu können. Dabei wird zumeist auf Essen zurückgegriffen, das vor allem reichlich Kohlenhydrate beinhaltet. Brötchen, Toast, Müsli, vielleicht auch noch ein Joghurt oder Quark – an Optionen mangelt es wahrlich nicht.

Kohlenhydrate, das sind die am häufigsten vorkommende Klasse von Biomolekülen. Sie liefern dem menschlichen Körper wichtige Energie, bedingen das Sättigungsgefühl und können obendrein auch noch gut schmecken. Nur positive Effekte bringen Kohlenhydrate aber nicht mit sich. Eine nun publizierte Studie hat sich damit auseinandergesetzt – und liefert überraschende Erkenntnisse. Ebenso wie eine Studie aus Frankreich, die sich mit den Auswirkungen des Frühstücks auf Attraktivität beschäftigt hat.

Studie untersucht Auswirkungen von kohlenhydratreicher Mahlzeit am Morgen

Die wissenschaftliche Erhebung stammt von der Universität Paderborn, die Ergebnisse wurden im Fachjournal European Journal of Nutrition veröffentlicht. Konkret haben sich die Wissenschaftler mit den Auswirkungen einer kohlenhydratreichen Mahlzeit am Morgen auf bestimmte Gruppen beschäftigt.

Über die richtige Art und Menge von Kohlenhydraten wird oft diskutiert: Lieber nur eine Scheibe Brot, mit Butter bestrichen, zu sich nehmen oder doch auf deftigere Optionen à la Eggs Benedict zurückgreifen? © Patrick Pleul/Tim Brakemeier/dpa/Montage

Hierbei ging es vor allem um bestimmte Chronotypen, also verschiedene Kategorien von Menschen, die qua ihrer inneren biologischen Uhr physische Merkmale zu unterschiedlichen Tageszeiten in unterschiedlicher Ausprägung aufweisen. Merkmale können dabei beispielsweise der Hormonspiegel, die Körpertemperatur, Schlaf- und Wachphasen oder auch das Leistungsvermögen sein.

Folgen von zu hohem Blutzuckerspiegel: Risiko für bestimmte Krankheiten kann sich langfristig erhöhen

Unterschieden wird unter anderem zwischen den „Lerchen“ und den „Eulen“, die Unterschiede hinsichtlich der inneren Uhr aufweisen. Während die „Lerchen“ früh aufstehen, früher essen und auch wieder früher schlafen gehen, schlafen die „Eulen“ biologisch bedingt länger – und nehmen ihre Mahlzeiten auch später ein.

Bedingt durch diese unterschiedlichen Uhren reagieren die vorgestellten Typen auch ganz verschieden auf bestimmte Nahrungsmittel. Das zeigt sich, wenn diese Menschen gegen ihre innere Uhr anessen. In der Konsequenz kann dies zu einem nicht beabsichtigten Anstieg des Glukosespiegels (Blutzuckerspiegel) führen. Mitunter erhöht sich dann das Risiko für folgende Krankheiten:

  • Adipositas (Fettleibigkeit)
  • Diabetes
  • Insulinresistenz
  • Demenz
  • andere chronische Krankheiten

Wenn der Blutzucker schnell und rapide absinkt, bedeutet das auch, dass er ebenso schnell wieder ansteigt. Das Resultat: Der Körper kann nicht für längere Zeit mit Energie versorgt werden. Vielmehr ist das Bedürfnis nach neuer Nahrung, die schnell zugeführt werden soll, sehr groß. In diesem Fall wird auch von Heißhunger gesprochen.

Kohlenhydrate am Morgen: Wissenschaftler untersuchen Essverhalten von Studenten

Ein Schwanken des Blutzuckerspiegels im Laufe des Tages sei völlig normal. Bei kohlenhydratreichen Mahlzeiten am Morgen steige dieser für gewöhnlich weniger stark an als etwa am Abend. Wie die Untersuchung der Universität Paderborn zeigt, trifft dies jedoch nicht auf alle Menschen zu. Beispielsweise, wenn Menschen „zur falschen Zeit essen“, wie es formuliert wird. Das treffe auf Studenten, aber auch Arbeitnehmer zu.

Um auf valide Werte verweisen zu können, wurden im Rahmen der eingangs vorgestellten Studie etwa 300 Studenten und Studentinnen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren untersucht. Davon hätten jeweils 45 Personen dem frühesten und spätesten Chronotypen entsprochen. Die Ernährungsstudie, an der sie teilnahmen, dauerte von September bis Dezember 2020. In diesem Rahmen erhielten sie allesamt Mahlzeiten und Snacks, die zu vorgegebenen Uhrzeiten konsumiert werden mussten.

„Wir wollten in unserer Studie untersuchen, ob sich die tageszeitlichen Unterschiede in der Glukoseantwort auch bei Studierenden mit einem frühen und späten Chronotyp finden“, heißt es in diesem Kontext vom Institut für Ernährung, Konsum und Gesundheit der Universität Paderborn.

Ergebnisse der „Eulen“ überraschen Wissenschaftler – abends ähnlich hohe Glukoseantwort wie am Morgen

Wie aber sahen die Ergebnisse aus, welche Schlüsse konnten die Wissenschaftler ziehen? Mit Blick auf die „Lerchen“ habe sich gezeigt, dass sie eine höhere Glukoseantwort auf das Abendessen aufwiesen. Über den Tag hinweg entwickelten sie eine immer stärker abnehmende Glukosetoleranz. Ihr Blutdruck konnte also zunehmend schlechter reguliert werden. So sei es „normal“.

Die „Eulen“ wiederum hätten abends eine ähnlich hohe Glukoseantwort wie am Morgen gezeigt. Für die Wissenschaftler sei dies überraschend gewesen. Zudem hätten die Ergebnisse gezeigt, dass das Essen zu späterer Stunde eher nachteilig für die jeweilige Glukoseantwort ist. Und das gelte völlig losgelöst vom jeweiligen Chronotypen.

Leiterin ordnet Studienergebnisse ein: „Frühes Frühstück scheint für Eulen kritisch zu sein“

Eine Empfehlung weiß Studienleiterin Anette Buyken den „Eulen“ mitzugeben. „Ein sehr frühes Frühstück scheint für Eulen kritisch zu sein, wenn es reichlich ungünstige Kohlenhydrate enthält“, ordnet sie zunächst einmal die Ergebnisse ein. Ihr Rat: Bereits morgens, und nicht nur abends, auf die Qualität der Kohlenhydrate achten, die zu sich genommen werden.

Bestenfalls wird auf Kohlenhydrate zurückgegriffen, welche den Blutzuckerspiegel letztlich nicht zu sehr ansteigen lassen. Hierzu zählten beispielsweise Vollkornprodukte. Eine weitere Empfehlung von Buyken: das Frühstück lieber spät zu sich nehmen. Es könne beispielsweise gut in der Universität oder auf der Arbeit verzehrt werden. (han)

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