Ermittlungen gegen Bolsonaro: Brasiliens Ex-Präsident soll Wal gequält haben
Die Skandal-Liste von Jair Bolsonaro ist lang, nun muss er sich dem Vorwurf der Tierquälerei stellen. Sein Anwalt wurde schon mit Goebbels verglichen.
São Paulo – Gefälschte Impfpässe, Beleidigungen von Homosexuellen, Anstachelung zum Bürgerkrieg und geplanter Putsch. Die Liste der tatsächlichen und unterstellten Skandale von Brasiliens Ex-Präsident Jair Bolsonaro ist lang und wirkt fast schon wie das südamerikanische Abziehbild von Donald Trump. Einzig, alleine ist er damit nicht. Argentiniens neuer Präsident Javier Milei steht Bolsonaro zumindest in Sachen Exzentrik in nichts nach. Da wirken die neuesten Vorwürfe gegenüber Bolsonaro schon fast so, als ob dieser zur Sicherheit noch einmal vorgelegt hätte.
Video soll Bolsonaro in gefährlicher Nähe zu einem Buckelwal zeigen
Wie verschiedene US-Medien mit Bezug auf das brasilianische Nachrichtenportal G1 berichten, wurde Bolsonaro in São Paulo im Hauptquartier der Bundespolizei vernommen. Grund dafür ist der Vorwurf der „Belästigung“ eines Buckelwales. Bolsonaro soll bei einer Jetski-Fahrt im Juni 2023 vor der Küste von São Sebastião dem Wal auf 15 Metern nahe gekommen sein.
Laut brasilianischem Umweltschutzgesetz ist dies verboten. Mit motorisierten Booten und Jetskis darf man Walen und Delfinen nicht näher als 100 Meter kommen. Bei Zuwiderhandlung drohen zwei bis fünf Jahre Haft oder eine Geldstrafe. Dass diese allerdings äußerst gering ausfallen kann, zeigte die Verurteilung eines brasilianischen Lokalpolitikers. In einem ähnlichen Fall musste dieser laut G1 nur 500 Dollar zahlen.
Zur Einleitung der Untersuchung gegen Bolsonaro kam es, weil belastendes Beweismaterial existiert. Wohl schon seit längerem kursierte das Video eines Jetski-Fahrers in unmittelbarer Nähe zu einem auftauchenden Buckelwal im Internet. Der Fahrer konnte schließlich identifiziert werden: Jair Bolsonaro. Zu sehen ist der vermeintliche Bolsonaro auf dem von G1 hochgeladenen Video zusätzlich mit einem Smartphone in der Hand. Wohl zu privaten Dokumentationszwecken.
Bolsonaros Anwalt in doppelter Rolle
Am Dienstag (27. Februar) mit vorgeladen wurde auch Bolsonaros Anwalt Fabio Wajngarten. Nicht nur, aber auch in der Funktion seiner Profession. Denn Wajngarten soll es gewesen sein, der das Video von der Buckelwal-Begegnung aufgenommen hat. Damit muss Wajngarten nicht nur Bolsonaro, sondern auch sich selbst verteidigen.
Meine news
Wajngarten gilt als enger Vertrauter und Berater Bolsonaros. 2019 wurde er als Kommunikationssondersekretär in das Kabinett Bolsonaro berufen. Nicht, ohne bald für Schlagzeilen zu sorgen. Aufgrund seines Auftretens und seiner Amtspraktiken wurde Wajngarten von der brasilianischen Zeitschrift Istoé als „Der Goebbels des Planalto“ bezeichnet.
Verfahren wegen Putschversuch läuft gegen Bolsonaro
Man könnte meinen, Bolsonaro würde nach und nach alle Bundespolizeistationen in Brasilien abklappern. Vor wenigen Tagen musste der ehemalige Präsident im Hauptquartier der Bundespolizei in Brasilia erscheinen. Dort wurde er zu dem Vorwurf befragt, an der Planung eines Staatsstreiches beteiligt gewesen zu sein. Das vorgebliche Ziel des Putsches: Jair Bolsonaro nach der verlorenen Präsidentschaftswahl im Amt zu halten.
Zu der Umsetzung dieses Plans kam es nicht, wohl aber zum Sturm von Bolsonaros Anhängern auf das Regierungsviertel. Bei all den politisch ernsthaften Gefahren, die von Bolsonaro ausgehen und -gingen, ist der Vorwurf der Belästigung eines Buckelwales sicherlich nur eine Randnotiz. Das Gesamtbild des Ex-Präsidenten scheint sich dadurch aber nur zu komplementieren. (sch)