Es ist ein weiteres gutes Zeichen dafür, dass das Kloster Reutberg eine Zukunft hat: Nachdem die Stelle fünf Jahre lang offiziell vakant war, hat das Ordinariat wieder einen Spiritual berufen. Ein Münchner Pfarrer übernimmt ab September die Seelsorge für die Schwestern.
Sachsenkam – Vor einigen Jahren noch durchlief das Kloster Reutberg schwere Zeiten. Der Sachsenkamer Konvent bestand zwischenzeitlich nur mehr aus zwei Schwestern, dem Kloster drohte sogar die Auflösung. In jüngster Zeit aber überwiegen die positiven Ereignisse, die den Weg in Richtung Fortbestand weisen. In den vergangenen Jahren gab es drei Neueintritte, zuletzt feierte Schwester Maria Gratia Zeitliche Profess (wir berichteten). Gleichzeitig läuft eine umfangreiche Sanierung der Klosterkirche. Nun gibt es die nächste aus Sicht des Klosters erfreuliche Nachricht: Reutberg bekommt nach fünf Jahren wieder einen fest installierten Spiritual. Wie die Pressestelle des Erzbischöflichen Ordinariats auf Anfrage unserer Zeitung bestätigt, tritt zum 1. September Pfarrer Markus Gottswinter die Stelle an.
Spiritual übernimmt Seelsorge für die Schwestern
„Die Erzdiözese München und Freising hat in Absprache und im Einvernehmen mit der Oberin die Stelle neu ausgeschrieben, um die spirituelle Entwicklung der Schwesterngemeinschaft auf dem Reutberg zu unterstützen“, teilt dazu Ordinariats-Sprecher Christian Horwedel mit.
Die Aufgabe des Spirituals besteht in der Seelsorge für die Schwestern. Zudem werde er Gottesdienste und geistliche Formate für Wallfahrer und Gläubige anbieten, so Horwedel. Er „unterstützt die spirituelle Entwicklung des Schwesternkonvents, feiert die Heilige Messe, spendet die Sakramente, hält Einkehrtage und gibt geistliche Impulse für das Ordensleben“. Gottsweiler wurde zudem zum Kirchenrektor und Wallfahrtskurat bestellt. „Der Kirchenrektor ist für die Klosterkirche verantwortlich, ein Wallfahrtskurat soll die Wallfahrt lebendig halten und gestalten“, so der Pressesprecher.
Als Priester unterstehe Markus Gottswinter dem Erzbischof von München und Freising. Die Aufgaben als Spiritual übe er in Absprache mit der Oberin aus. „Wie die bisherigen Spirituale wird er in einem Gebäude auf dem Reutberg wohnen“, ergänzt Horwedel.
Gebürtiger Münchner zieht in Reutberg ein
Die Funktion des Spirituals in Reutberg hatte zuletzt Pfarrer Andreas Wanka ausgeübt. Er feierte Liturgien und spendete die Sakramente. Dies war allerdings eine befristete Übergangslösung. Wanka stammt aus der Diözese Eichstätt und hatte sich mit Einwilligung seines Bischofs für einige Zeit zur Übernahme kirchlicher Dienste bereit erklärt. Offizielle Rektoren der Klosterkirche waren zuletzt der Sachsenkamer Pfarrer Jiri Tesar, der sich 2022 aus der Gemeinde verabschiedete, und im Anschluss Dekan Thomas Neuberger.
Die regelrechte Stelle des Spirituals von Kloster Reutberg war allerdings vakant, seit die Erzdiözese 2019 Josef Beheim entpflichtete. Beheim hatte seinerzeit erklärt, die Entpflichtung sei ohne Not und gegen seinen Willen geschehen. Jene Ereignisse fielen in eine Zeit, in der das Verhältnis zwischen Kloster und Erzdiözese angespannt war. Das Ordinariat hatte bekanntlich die Auflösung des Klosters geplant, bis der Vatikan 2018 ein Machtwort zugunsten des Erhalts sprach.
Pfarrer ist am Reutberg kein Unbekannter
Dass das Ordinariat nun wieder einen Spiritual bestellt, kann somit auch als Zeichen der Entspannung gewertet werden. Schwester Benedicta, die das Kloster als Apostolische Kommissarin mit den Rechten und Pflichten einer Oberin leitet, sagt jedenfalls: „Wir Schwestern freuen uns sehr.“
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Pfarrer Gottswinter sei auf dem Reutberg zudem kein Unbekannter. „Er war schon während seiner Seminarzeit hier zu Gast und hat Orgelunterricht erteilt“, berichtet Schwester Benedicta.
Markus Gottswinter (54) ist seit 2013 Pfarrer von St. Ludwig und St. Joseph in der Münchner Maxvorstadt. Nach seinem Studium in München und Rom war der gebürtige Münchner zunächst als Diakon in Baumburg im Chiemgau tätig gewesen. Seine erste Stelle als Pfarrer trat er in der Pfarrei Mariahilf in der Au an. Seiner jetzigen Gemeinde in der Maxvorstadt teilte er kürzlich brieflich mit: Nach langer und arbeitsreicher Zeit „habe ich das Gespräch mit unserem Kardinal Reinhard Marx gesucht, und er wird mich zum 31.08.2024 in St. Ludwig entpflichten.“ Gottwinter ist derzeit im Urlaub und war für eine persönliche Stellungnahme nicht zu erreichen
Freude bei Klosterfreunden
Neben seiner Tätigkeit im Kloster Reutberg wird Gottswinter nach Angaben der Ordinariats-Pressestelle „eine weitere Tätigkeit im Bereich der Seniorenseelsorge der Erzdiözese wahrnehmen“.
Auf ein überaus positives Echo stößt die Einsetzung des neuen Spirituals auch bei den „Freunden des Klosters Reutberg“: „Der Verein freut sich, dass das Erzbischöfliche Ordinariat und besonders Kardinal Marx durch die Bestellung eines Spirituals den Fortbestand des Klosters Reutberg unterstützt, nicht nur den Erhalt des Gotteshauses“, erklärt der Vorsitzende Martin Englert. Der Schritt „bestätigt uns, dass wir in unseren Bemühungen um den Erhalt des Klosters nicht so falsch lagen“, meint Englert.
„Natürlich ist einem Bayern sein regional gebrautes Bier wichtig, aber ein Kloster mit einem intaktem Konvent und dieser Geschichte und Tradition ist in der heutigen Zeit schon ganz was Besonderes“, betont Englert. „Deshalb war unsere Freude groß, als wir erfuhren, dass Herr Pfarrer Gottswinter mit dem Amt des Spirituals betraut wurde. Wir wünschen ihm eine gute Zeit auf dem heiligen Berg des Oberlandes.“