Auf jede Frage die passende Antwort: Umweltminister Glauber bei Freien Wählern in Murnau zu Gast
Die Freien Wähler der Landkreisgemeinden haben ein neues Format ins Leben gerufen. Sie wollen dem Bürger die Möglichkeit geben, Spitzenpolitiker hautnah erleben zu können und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Premierengast war Umweltminister Thorsten Glauber. Der zeigte sich als Polit-Profi, der zu jedem Thema etwas zu sagen wusste.
Murnau – Als Ausdauersportler besitzt Thorsten Glauber eine hervorragende Kondition. Seine Bestzeit über die 42-Kilometer-Strecke steht bei 3,16 Stunden, aufgestellt beim Berlin-Marathon 2017. Deshalb bringt ihn auch ein langer Abend nicht an seine Grenzen. Mehr als zwei Stunden zu vielen Themen Rede und Antwort zu stehen, kann trotzdem herausfordernd sein. Ins Schwitzen geriet der bayerische Umweltminister, der seit 2018 dieses Amt innehat, trotz der Vielzahl an heißen Eisen, die Ohlstadt Bürgermeister Christian Scheuerer als Moderator ansprach, als Hauptgast der Premierenveranstaltung „Auf ein Wort . . .“ der Freien Wähler der Landkreisgemeinden im Restaurant zum Murnauer nicht. Glauber gab stets den Mister Cool und den Polit-Profi, der es versteht, sich und seine Arbeit als Erfolge seiner Partei zu verkaufen.
Das versuchte auch Christine Singer (58). Die Landesbäuerin aus Hofheim, die sich gerade in der heißen Phase für die Wahl zum Europäischen Parlament befindet, konnte sich nicht in dem Maß profilieren, wie es Glauber gelang. Zu ihrer Kandidatur war die Spezialistin für Landwirtschaft wie aus heiterem Himmel gekommen. Unter anderem hatte ihr diese Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger angetragen. „Wir brauchen weniger Bürokratie und mehr gesunden Menschenverstand“, sagte sie.

Die Veranstaltung, die in diesem Format in Zukunft in loser Folge an verschiedenen Orten des Landkreises wiederholt werden soll, kam beim Publikum an. Das bestand zum großen Teil aus Dorfbürgermeistern, die für die Freien Wähler auch im Kreistag sitzen, Gemeinderäten und einigen Freie-Wähler-Sympathiesanten, die die Gelegenheit nutzen wollten, einen leibhaftigen bayerischen Minister hautnah zu erleben.
Der Landkreis ist ja auch irgendwie Freie-Wähler-Land. Mit Florian Streibl kommt der Fraktionsvorsitzende im Landtag aus Oberammergau, mit Anton Speer gehört der Landrat dieser Gruppierung an. Und auch Glaubers Verbindung in den Landkreis ist offenbar eng. Mit Scheuerer verbindet ihn eine Duz-Freundschaft, die Liebe, bei Marathon- und Ultraläufen die körperlichen Grenzen auszutesten und eine gemeinsame Vergangenheit mit angeregten Gesprächen auf Barhockern. Die setzte man im „Zum Murnauer“ fort. Ob Glauber (53) Visionen habe, wollte Scheuerer wissen. „Ich halte es mit Ex-Kanzler Helmut Schmidt: Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen. Ich habe Ideen.“ Er wolle Politik für die Bürger machen. „Das ist meine Motivation.“
Als Umwelt- und Verbraucherschutzminister weiß Glauber, die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft richtig einzuschätzen. Der Klimaschutz, der jeden Bürger in sämtliche Facetten angeht, könne seiner Meinung nach nur funktionieren, wenn man die Bevölkerung „mitnimmt. Nur dann wird ein Schuh draus“. Alles, Industrie, Gebäude, Verkehr und Energie, müsse Hand in Hand gehen. „Sonst schaffen wir es nicht.“ Einen Fragenkatalog zum Klima- und Umweltschutz einer zweiten Klasse der Grundschule Ohlstadt hatte Scheuerer dabei. Er wollte ihn Glauber mitgeben. Der lehnte mit dem Versprechen ab, der Klasse irgendwann in nächster Zeit einen Besuch abzustatten und persönlich Antworten zu geben. Die Kinder dürfen gespannt sein.

Spannende Aussagen traf er einige. Und wurde dabei auch konkret. Für die Wasserversorgung sei es elementar, dass man Flüsse nicht mehr begradige. „Sie sollen wieder mäandern.“ Bayern wolle weiter die Wasserkraft ausbauen. Der Landkreis Garmisch-Partenkichen eigne sich weder besonders für Windkraft- noch PV-Anlagen. Dabei müssten die Belange von Naturschutz und Energiegewinnung abgewogen werden. Singer plädierte dafür, alle anderen Möglichkeiten auszuschöpfen, ehe man Landflächen nutze. Die sollten der Lebensmittelgewinnung vorbehalten bleiben.
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Was natürlich nicht fehlen dürfte, waren die beiden Themen, die die Bauern im Landkreis beschäftigen: die Kombihaltung und der Wolf. Glauber und Singer gaben die bekannten Argumente zum Besten. Die Kombi-Haltung im Landkreis sei für die Landwirtschaft essenziell (Singer) und der Schutzstatus des Wolfs müsse verändert werden (Glauber). Die Schuld daran, dass Bayern Problemwölfe nicht abschießen kann, trage dem Umweltminister zufolge die Bundesregierung.
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