Eisstadion in Mittenwald – so oder so ein teures Pflaster
Grabesstille herrscht seit nunmehr vier Monaten rund ums Eisstadion. Nicht nur dessen Weiterbetrieb könnte die Gemeinde viel Geld kosten, sondern auch die endgültige Schließung.
Mittenwald – Der Wirtschaftsplan der Mittenwalder Gemeindewerke für das Jahr 2024 gibt eine verdächtige Zahl preis: 337 000 Euro sind in der Sparte Eisstadion als Ausgaben berücksichtigt. Doch die Arena ist seit Mitte Dezember 2023 aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen, das Eis dort längst abgetaut und die Betreibergesellschaft Arena-Mittenwald-GmbH insolvent. Nichts rührt sich zum Leidwesen vieler Sportler seit Monaten an den Isarauen. Und daran wird sich höchstwahrscheinlich auch 2024 nichts ändern.
Wofür also wird diese sechsstellige Summe heuer benötigt? Gemeindewerkschef Matthias Pöll spricht von einer „gewissen Vorbereitung“ – für eine nicht ausgeschlossene Schließung. Die aufgeführte Summe bezeichnet er als „grobe Schätzung“. Denn entscheidet sich der Marktgemeinderat tatsächlich, die 1967 eröffnete kommunale Anlage aus finanzpolitischen Erwägungen für immer dichtzumachen, sind die Voraussetzungen für einen Gewerbebetrieb erloschen. Dann geht die 6000-Quadratmeter-Fläche samt Eishalle und angeschlossener Gastronomie zurück in das Hoheitsvermögen der Kommune. Vergleichbar mit einem Landwirt, der aufhört und dessen Böden folglich vom Betriebs- ins Privatvermögen übergehen.
Mit anderen Worten: Dann bittet der Staat zur Kasse. Aufdeckung stiller Reserven heißt das. Denn allein der Quadratmeterpreis an den Isarauen hat sich mindestens verzehnfacht seit 1967. Schlimmstenfalls könnte daher sogar eine Nachzahlung in Millionenhöhe drohen. „Ich hoffe nicht, dass wir so viel versteuern müssen“, betont Pöll. Denn die Kosten für einen Abriss und Entsorgung können natürlich gegengerechnet werden. Als Richtwert dient ihm beispielsweise das Karwendelbad, das 2017 dem Erdboden gleich gemacht wurde. 900 000 Euro mussten seinerzeit an den Staat entrichtet werden.
Der Gemeinderat wird sich tiefgreifende Gedanken machen.
Doch von einem immer wieder kolportierten Abriss des Eisstadions spricht momentan keiner im Gemeinderat – zumindest nicht öffentlich. Doch mehr denn je erscheint eine Ertüchtigung der Arena für einen geschätzten mittleren einstelligen Millionen Euro-Betrag samt Wiedereröffnung utopisch. „Ein Szenario, das mir nicht realistisch erscheint“, meint Pöll. Folglich ist dieses nicht im Wirtschaftsplan verankert. In diesem Kontext verweist der Werksleiter auf anstehende sündteure Projekte wie den Sporthallen-Bau oder die Sanierung einiger Ortsstraßen. Vorhaben, die angesichts der geringen Steuerkraft Mittenwalds ohnehin einem Kraftakte gleichkommen.
Bei Bürgermeister Enrico Corongiu (SPD) hört sich das ein kleinwenig anders an. „Ich habe mich noch nicht verabschiedet.“ Und zwar vom Sanierungsfall Arena. Er spricht im Falle einer moderaten Ertüchtigung von Kosten um die 1,3 Millionen Euro – gefördert vom Staat mit bis zu 70 Prozent. „Der Gemeinderat wird sich tiefgreifende Gedanken machen“, verspricht Corongiu. Demnächst soll am Eisstadion die Statik des Dachs, das im Juni 2006 angebracht wurde, überprüft werden. Sollte die Expertise negativ ausfallen, dann war’s das wohl mit der Arena. Falls die Sache positiv verläuft, könnte man auch in anderer Richtung denken, deutet der Bürgermeister an. Enrico Corongiu spricht in diesem Zusammenhang von einer Alternativnutzung, von einem „Schlechtwetter-Angebot“. Beispiele gefällig? Kunsttstoff statt Eis, Kletterzentrum oder Indoor-Spielanlage.