Handwerk grillt Abgeordnete

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Gegenwind bekamen: (Bild oben, v. l.) MdB Erich Irlstorfer (CSU), MdB Andreas Mehltretter (SPD), die Kreishandwerksmeister Martin Reiter (Freising) und Rudi Waxenberger (Erding) sowie MdB Andreas Lenz (CSU, Erding). © Rainer Lehmann

Den Handwerkern in der Region reichts im Landkreis Freising reicht’s: Sie haben genug von zunehmender Bürokratie und abnehmender Wertschätzung seitens der Politik.

Erding/Freising - Während die Bauern auf die Straße gehen, wollten die Kreishandwerksmeister von Erding und Freising, Rudi Waxenberger und Martin Reiter, es zuerst einmal mit einem Gespräch mit den zuständigen Bundestagsabgeordneten versuchen. Rund 20 Obermeister der verschiedensten Branchen ließen bei einem Treffen gewaltig Dampf ab und konfrontierten die anwesenden drei Bundestagsabgeordneten mit teilweise schweren Vorwürfen.

„Alles überzogen“

Einen davon formulierte Waxenberger: „Denkt ihr euch eigentlich gar nichts mehr dabei – oder wollt ihr uns, das Handwerk einfach weg haben?“ Auch Martin Reiter musste sich bei seiner Einleitung zusammenreißen: „Mich regt dieses Hin und Her dermaßen auf. Jede Woche wird eine andere Sau durchs Dorf getrieben.“ Seiner Meinung nach rette die Regierung die ganze Welt, während die Rentner nicht mehr von ihrer Pension leben könnten. „Die Vorschriften und die Bürokratie, das ist alles überzogen“, ergänzte Waxenberger.

Deutlicher wurde hier Christine Gruber aus Erding: „Wir ersticken in Bürokratie, weil uns dauernd unterstellt wird, dass wir kriminell sind.“ Ein Beispiel: „Ich hab jetzt drei Registrierkassen im Keller stehen, weil ich ständig wegen euch eine neue brauche. Lasst uns doch einfach in Ruhe arbeiten.“

Ein wenig lauter wurde Zimmerer Georg Lippacher: „Ist euch schon klar, was ihr eigentlich da angerichtet habt? Der Häuslbauer hat das Vertrauen in die Regierung verloren. Ich frag’ mich schon, wie viel Geld ihr eigentlich noch von uns haben wollt. Schämt’s euch einfach mal!“

Glaser Hans Hiedl aus Freising hatte auch eine Frage an die Politiker: „Merkt’s Ihr eigentlich gar nicht mehr, dass euch die Leute nicht mehr wählen?“ Was auch einige der Handwerksvertreter störte: Der Umstand, dass in Berlin ausschließlich Akademiker säßen, die „noch nie dreckige Hände“ gehabt hätten, während andere die Stärkung der AfD am Regierungsversagen festmachten und von den Politikern mal „Eier in der Hose“ verlangten.

Schlechte Stimmung

Anhören durften sich die Vorwürfe die Bundestagsabgeordneten Erich Irlstorfer (CSU), Andreas Mehltretter (SPD) aus Freising sowie Andreas Lenz (CSU) aus Erding. Der geladene Leon Eckert (Grüne, Freising) hatte laut Reiter wegen des Landesparteitags absagen müssen.

Was schnell deutlich wurde: Mit so viel Gegenwind hatten die drei nicht gerechnet. „Ja, die Stimmung ist schlecht, und vieles, was in Berlin läuft, ist vogelwild“, erklärte Lenz, der auch bestätigte, dass die AfD genau von solchen Problemen lebe, diese aber gar nicht lösen wolle.

„Die Probleme sind alle hausgemacht. Die Ampelparteien passen halt einfach nicht zusammen“, so Irlstorfers Erklärung. Er betonte auch: „Wir dürfen nicht alles auf den Ukraine-Krieg schieben, dass in Deutschland alles so verheerend läuft.“ Und: „Da gehen 4000 Leute in Freising auf die Straße wegen Rechts, aber das ist doch gerade kein Thema – Thema ist die Wirtschaft.“

Hier hakte aber gleich mal Mehltretter ein: „Natürlich ist das gerade ein Thema – und wenn wir da jetzt nicht zusammenstehen, dann brauchen wir uns bald nicht mehr über die Wirtschaft unterhalten.“ Mehltretter wies auch darauf hin, dass eben nicht alles schlecht gelaufen sei – wie etwa der Umgang mit der Energiekrise.

Das allerdings sah keiner der Anwesenden wie der SPD-Mann. Stattdessen betonte Irlstorfer, dass Russland trotz der Kriegsgeschehnisse wirtschaftlich nicht außen vor gelassen werden dürfe. Was ihm auch nicht gefiel, obwohl Mehltretter das gar nicht aufs Tablet gebracht hatte: Die SPD „kommt immer mit den 16 Jahren CSU-Regierung daher, aber da seid ihr schon auch dabei gewesen“.

Milliardenumsatz

Eine interessante Zahl, die Reiter auf den Tisch legte: 2023 sei es für die Handwerker eigentlich gut gelaufen, die Betriebe im Kreis Freising hätten einen Umsatz von rund 1,4 Milliarden Euro vorweisen können. Die Angst sei allerdings, dass mit den Gewinnen bald Schluss sein könnte, weshalb Reiter und Waxenberger das Treffen überhaupt anberaumt hatten. Reiter meinte dazu: „Wir malen keine Schilder, wir wollen lieber reden.“

Richard Lorenz

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