In Dorfen ist bald wieder was los
Endlich eine Kehrtwende nach den vielen Ladenschließungen in der Dorfener Innenstadt: Am Freitag öffnet ein Café am Rathausplatz, am Samstag ein Lebensmittelladen am Unteren Markt.
Dorfen – Immer wieder ist zu hören von Geschäftsaufgaben in der Dorfener Innenstadt. Umso mehr freut es die Isenstädter, dass auch mal wieder Nachrichten in die entgegengesetzte Richtung weisen: Morgen eröffnet Meier’s Café-Bistro am Rathausplatz, am Tag darauf macht der Lebensmittelladen am Unteren Markt auf. Die Dorfener sind schon neugierig und freuen sich auf die beiden neuen Angebote im Herzen der Stadt.
Bettina Wegner bleibt vor dem Glasfenster am Unteren Markt stehen und spickt hinein. „Das sieht ja cool aus“, meint die 28-jährige Mutter. „Wenn mal die Milch ausgeht oder das Salz, dann kann ich kurz reinspringen.“ Michael Schweiger werkelt noch im Laden. Am Samstag will er erstmals die Türen öffnen. „Dorfen hat uns als Marktplatz sehr gut gefallen, eine schöne Altstadt, in der noch ein Lebensmittelladen fehlt“, begründet der Wasserburger seine Standortwahl.

Im Sortiment hat er alles, was jeder Lebensmittelladen anbietet. Die Waren bezieht er von unterschiedlichen Händlern. „Wir sind Nahversorger.“ Auch regionales Obst und Gemüse will er anbieten: „Wir tasten uns da langsam ran.“ An der Kasse wird ein Buch ausliegen, hier können die Kunden ihre Wünsche für den täglichen Bedarf reinschreiben. „Es wird am Samstag noch nicht alles perfekt sein“, räumt der Franchiseunternehmer ein. Noch würden ein Filialleiter gesucht sowie Mitarbeiter im Verkauf. „Es wird bestimmt ein bisschen chaotisch, aber wir machen endlich auf.“
Dass die Innenstadt wieder belebt wird, darüber sind die Passanten in der Stadt froh. „Wir sind schon traurig, dass im letzen Jahr immer mehr Traditionsgeschäfte zugemacht haben, leere Geschäfte wirken irgendwie bedrückend“, sagt Christine Schreiber aus Isen, eine gebürtige Dorfenerin, die mit ihrem Mann und dem Enkelkind öfter in der Isenstadt bummelt. „Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als es noch den Lebensmittelmarkt Fenk gab“, erzählt sie.
Vor über 15 Jahren hat das Bekleidungsgeschäft Gruber den Pachtvertrag vom Spar-Konzern übernommen und hier eine Filiale aufgemacht. Seither muss man Tüten schleppen, wenn man kein Auto hat. Die nächste Möglichkeit für den Großeinkauf sind die Discounter und Supermärkte an der Haager Straße. Gerade für Senioren nicht immer einfach, meint Regina Niedermeier. „Es werden aber auch alle anderen von dem Markt profitieren“, so die Buchhändlerin, die vis à vis arbeitet. „Jetzt kann ich nach Geschäftsschluss kurz rüber laufen und noch Besorgungen machen“, freut sie sich. Auch Niedermeier macht sich Sorgen wegen des Leerstands. „Wir wissen ja nicht, wer noch alles in der kommenden Zeit hier in der Innenstadt schließen wird.“
Denn Leerstand habe auch Auswirkungen auf die anderen Läden. „Dorfen verliert sehr viel durch die Geschäftsaufgaben“, meint Wolfgang Meier vom Spielwarenladen Hammerschmid. An Lebensqualität, aber auch an Kaufkraft. „Es kommen viel weniger Leute von außerhalb zum Shoppen, wenn hier immer weniger geboten wird“, so seine Bilanz. Der Ziegler sei ein Magnet für die Kunden gewesen, und jetzt hätten auch noch Farben Mayer und die Foto-Drogerie Schubert geschlossen: „Das kann so nicht weitergehen.“ Denn eine Geschäftsschließung ziehe oft die nächste nach sich.
Dagegen gehe derzeit der Vater des Spielwarenhändlers, Reinhold Meier, vor. Der 79-jährige Dorfener freut sich über die Eröffnung seines Café-Bistros neben dem Rathaus. Hier hatte früher die Bäckerei Gruber aus Lengdorf eine Filiale betrieben, musste diese aber wegen Personalmangels ebenfalls schließen. Nach der Kündigung hatte Meier keinen neuen Pächter für die Ladenfläche gefunden. „Leerstand ist tödlich für eine Stadt. Deshalb habe ich mich entschieden, ein neues Bistro zu eröffnen.“ Die Geschäfte führt für ihn Helga Harms. „Wir beziehen Brot und Semmeln von außerhalb, die Kuchen und Torten sind alle selbst gemacht.“
Meine news
Geöffnet ist an sieben Tagen die Woche, ab 8 Uhr morgens – auch an Sonntagen. „Da müssen die Leute nicht mehr an der Tankstelle ihre Croissants holen“, sagt Harms. Schließlich gebe es mittlerweile keine einzige Bäckerei mehr in der Stadt Dorfen, die sonntags noch geöffnet habe. Zudem werden im Bistro die Gäste von Donnerstag bis Samstag bis 22 Uhr bedient, in den Sommermonaten sogar jeden Tag. „Wir haben eine schöne Terrasse“, wirbt Meier.
Auf der Speisekarte stehen Obazda, Weißwurst und Brezn sowie andere bayerische Schmankerl, ebenso wie Brotzeitplatten, auch vegan und vegetarisch. Dazu wird Wein ausgeschenkt. „Wir warten mal, wie sich alles entwickelt“, erklärt Meier sein Konzept. Sein Wunsch: Am liebsten würde er den ehemaligen Wirt vom Lebzelter, Sepp Vogl, mit ins Boot holen: „Vielleicht können wir dann auch einige echte bayerische Gerichte auf Vorbestellung anbieten und eine Küche anbauen.“ Denn eines fehle in Dorfen mehr denn je: „Eine gute, bayerische Wirtschaft.“