Wiesn-Polizisten schmeißen Wodka-Säufer raus und enthüllen Einsatz-Taktik

Spaß, Lebensfreude und Kriminalität treffen auf dem Oktoberfest oft aufeinander. Mittendrin: die Polizisten der Wiesn-Wache. Sie sind zur Stelle, wenn die Lage eskaliert. Genauso präsentieren sich die Beamten als Freund und Helfer. FOCUS online hat eine Streife bei einem Rundgang begleitet.

Tagsüber wirkt die Stimmung auf der Theresienwiese ausgelassen. Bei spätsommerlichem Nachmittagswetter zieht eine Polizei-Gruppe los, um Präsenz auf dem Gelände zu zeigen. Dass anders als im regulären Streifendienst meist sechs Beamte zusammen unterwegs sind, begründet Sprecher Ralf Kästle mit dem Eigenschutz.

Auffällig ist auch die Formation. Beim Gehen bilden die Polizisten drei Zweierreihen. Sobald sie stehen bleiben, bilden sie einen Kreis und stehen Rücken an Rücken. "Damit haben wir den Vorteil, dass wir rundum sehen", erklärt Kästle. 

"Damit die Leute wissen: Die Polizei ist da"

Zu gefährlichen Situationen kommt es tagsüber selten. So können sich die Beamten den schönen Aspekten des Oktoberfests widmen: Besucher fragen nach dem Weg zu Festzelten oder Fahrgeschäften. Manche wollen ein Selfie oder ihnen auch nur eine Rose schenken, die sie gerade an einer Spielbude gewonnen haben.

Doch klar ist auch: Ob Randale, Schlägereien oder sexuelle Belästigung – die Beamten wollen zur Stelle sein. Das zeigt sich auch beim Rundgang, als die Polizisten zu einem Festzelt gerufen werden. Der Sicherheitsdienst hat ein verdächtiges Verhalten bei Gästen beobachtet: weißes Pulver, auffällig häufige Toilettengänge. Kokain? Die Polizei überprüft und durchsucht die Australier.  Schnell stellt sich heraus: falscher Alarm, es war nur das "Wiesn-Koks" – Traubenzucker mit Menthol. Die Gruppe darf weiterfeiern. "Wenn sich jemand verdächtig verhält, bitte immer die Polizei informieren. Wir bewerten dann schon, ob das etwas Relevantes sein könnte", stellt Kästle klar. Die Beamten seien auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen, Stichwort Zivilcourage.

Platzverweise und Alkoholpegel

Falls erforderlich, greifen die Wiesn-Polizisten aber schnell durch. So auch, als sie auf einer Parkbank zwei Männer mit Wodka in Glasflaschen entdecken. Das ist auf dem Oktoberfest-Gelände nicht erlaubt; sowohl für Gäste als auch die Beamten stellt Glas eine potenzielle Gefahr dar. Jetzt sei "Augenmaß" gefragt, sagt Kästle.

Zur Routine gehört die Kontrolle der Personalien. Anschließend haben die beiden Männer, die kaum Deutsch sprechen, die Wahl: Sie behalten ihre Flaschen und verlassen das Gelände oder sie geben die Flaschen ab und dürfen bleiben. Doch die Lautstärke, die Sprachbarriere und der Alkoholpegel erschweren den Dialog. Wirklich kooperativ zeigen sich die beiden auch nicht. Also treffen die Beamten die Entscheidung: "Platzverweis".

In den Abendstunden, wenn der Alkoholpegel steigt, kann es für die Polizisten auch mal brenzliger werden. Trotzdem: Jedes Jahr finden sich ausreichend Beamte, die sich freiwillig der Wiesn-Wache anschließen. Es seien zwar viele Einsätze. "Aber, und das macht es zu einem Schmankerl für einen Münchner Polizisten: Die Stimmung ist toll", sagt der Polizeisprecher. Das gelte sowohl für den Großteil der Besucher als auch auf der Wache selbst. So gibt es aus Sicht der Beamten mehr Licht als Schatten.