Wohnheim der Lebenshilfe: Umzug nach Heilbrunn gestoppt
Der Verkauf des ehemaligen Bad Heilbrunner Pflegeheims „zum Jaud“ war schon auf der Zielgeraden, doch jetzt stoppt die Lebenshilfe Bad Tölz-Wolfratshausen den Umzug des Tölzer Behinderten-Wohnheims „schweren Herzens“.
Der Verkauf des ehemaligen Bad Heilbrunner Pflegeheims „zum Jaud“ war schon auf der Zielgeraden. Die beiden Verkäuferinnen und die Lebenshilfe Bad Tölz-Wolfratshausen hatten sich auf einen Kaufpreis geeinigt. Doch am Dienstagvormittag verkündete die Kreisvereinigung den Rückzug. „Schweren Herzens“, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Dies bedeutet: In Bad Heilbrunn entsteht kein Wohnheim für Behinderte. Stattdessen wird das Tölzer Wohnheim der Lebenshilfe saniert, und auch die Verwaltung bleibt in der Kreisstadt.
„Dass es nun doch nicht klappt, hat mich schwer getroffen“
Thomas Gründl traf diese Nachricht aus heiterem Himmel. Bis zuletzt habe er gehofft, dass der Umzug wie angedacht über die Bühne geht, sagt der Heilbrunner Bürgermeister. „Das Konzept der Lebenshilfe war super. Dass es nun doch nicht klappt, hat mich schwer getroffen.“ Man müsse überlegen, wie es mit dem Gebäude weitergeht. Die Gemeinde könne nicht viel Einfluss nehmen, da es sich um ein privates Grundstück handle. Er wolle das Gespräch mit den Eigentümerinnen suchen. Seine Hoffnung: „Vielleicht finden wir ja doch noch ein anderes soziales Projekt. Aber momentan haben wir noch gar nichts im Blick.“
Verkäuferinnen wollen nichts zum geplatzten Projekt sagen
Christina Bohrer, eine der beiden Eigentümerinnen, will sich im Hinblick auf die weiteren Planungen nicht in die Karten schauen lassen. Sie teilt nur so viel mit: „Das ist ein laufendes Verfahren, ich darf nichts sagen. Sobald wir mehr wissen, melden wir uns.“ Derzeit sei sie „am Organisieren“.
Umzug bis Sommer war angedacht
Das Heilbrunner Seniorenheim ist, wie berichtet, seit Juni 2024 geschlossen. Davor hatte das Landratsamt wegen Pflegemängeln einen Aufnahmestopp verhängt. Im Anschluss musste die Betreiberin einen Insolvenzantrag stellen. Im Oktober 2024 wurde bekannt, dass die Lebenshilfe-Kreisvereinigung Interesse an dem Gebäude hat. Einziehen sollten einige Dutzend Bewohner sowie die 13 Mitarbeiter der Verwaltung, die momentan auf der Tölzer Flinthöhe untergebracht sind. Angedacht war, dass der Umzug bis zum Sommer über die Bühne geht.
Sechs Monate um gute Entwicklung gerungen
Doch nun kam es zum Rückzieher. Die Lebenshilfe habe sechs Monate um eine gute Entwicklung im Bereich Wohnen gerungen, heißt es in der Pressemitteilung. „Als der ,Jaud‘ der Lebenshilfe im Sommer des vergangenen Jahres angeboten wurde, schien der Kauf viele Probleme auf einmal zu lösen. Das Wohnheim in Bad Tölz ist in die Jahre gekommen, eine Sanierung steht an, die Warteliste für Wohnheimplätze ist lang.“ Der „Jaud“ habe gleich mehrere Lösungen geboten: „Das Haus ist im Top-Zustand, die Zimmer entsprechen den Vorgaben, und die Zimmeranzahl hätte ein teilweises Abarbeiten der Warteliste erlaubt. Zudem wäre der Kauf weitaus günstiger gewesen, als ein Neubau in der gleichen Größenordnung.“ Im Laufe der Zeit habe sich auch herauskristallisiert, dass die Finanzierung machbar wäre.
Gesetzliche Vorgaben haben sich geändert
Der Kaufvertrag sei kurz vor der Unterzeichnung gestanden, schreibt die Lebenshilfe: „Aber dann kam der 1. Januar 2025.“ Die gesetzlichen Vorgaben hätten sich geändert: „Sehr vereinfacht zusammengefasst stehen alle Wohneinrichtungen, die vor 2011 ihren Betrieb aufgenommen haben, unter Bestandsschutz. Konkret heißt das, dass viele Anforderungen nach der Heimmindestbauverordnung nicht mehr gültig sind.“ So benötige beispielsweise nicht mehr jedes Zimmer ein eigenes Bad und ähnliches.
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Wohnheim-Sanierung „ohne große Fremdfinanzierung“ möglich
Die Sanierung des Wohnheims in Bad Tölz bringe einige Vorteile mit sich: Sie sei „ohne große Fremdfinanzierung“ möglich. Die Lebenshilfe habe dadurch den Raum, auf andere Entwicklungen zu reagieren. Ebenso sei die Renovierung anderer Häuser denkbar. Weiter heißt es in der Pressemitteilung: „Für die Betreuten heißt das auch, sie müssen sich nicht an eine andere Umgebung gewöhnen und können ihre bekannten Wege und Kontakte in Tölz weiter problemlos und häufig selbstständig pflegen.“ Der Kostenträger halte den Kauf des „Jaud“ nun nicht mehr für notwendig, „da schon eine punktuelle Sanierung des bestehenden Wohnheimes eine zufriedenstellende Lösung darstellen kann. Denn auch der Kostenträger kämpft mit einer angespannten Haushaltslage.“
Vorteile der Sanierung überwiegen
Der Vorstand der Kreisvereinigung der Lebenshilfe, der Besitzer aller Immobilien ist, habe deshalb in einer außerordentlichen Sitzung die Entwicklungen intensiv besprochen und neu bewertet: „Man kam dabei, nach eingehender Diskussion und schweren Herzens, zu der Überzeugung, dass die Vorteile der Lösung ,Sanierung des Wohnheims‘, die des Kaufs ,Zum Jaud‘ deutlich überwiegen. Das Projekt in Heilbrunn ist damit gestoppt, noch bevor es wirklich Fahrt aufgenommen hat.“
