Trotz Exportverbot und Sanktionen: Russland bekommt Hilfe aus Südkorea

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Obwohl Südkorea Tausende Exportgüter nach Russland sanktioniert hat, helfen südkoreanische Experten Moskau bei der Errichtung einer Fabrik für Lithium-Batterien.

Seoul/Moskau – Im Zuge des anhaltenden Ukraine-Kriegs hat das Nato-Partnerland Südkorea im Februar entschieden, seine bereits mit Sanktionen belegten Ausfuhren nach Russland weiter zu beschränken. Damals nahm das südkoreanische Industrieministerium fast 700 neue Güter, darunter Batterien und größere Fahrzeuge, in die Liste seiner Exportbeschränkungen gegenüber Russland auf, womit die Zahl der von Südkorea sanktionierten Exportgüter auf insgesamt 1159 anstieg. 

Das Exportverbot wurde von der Regierung in Seoul mit einer „hohen Wahrscheinlichkeit“ dafür begründet, dass diese Produkte für militärische Zwecke eingesetzt werden. Auch hieß es damals, die Regierung werde „verstärkt gegen den illegalen Handel vorgehen“. Trotz des verschärften Exportverbots südkoreanischer Güter und insbesondere Batterien nach Russland helfen Fachleute aus Südkorea der Batterietechnik in Russland einem Bericht zufolge in großem Stil auf die Sprünge.

Russischer Staatskonzern erhält Hilfe aus Südkorea beim Bau einer Fabrik in Kaliningrad

Wie Zeit Online berichtet, soll eine Gruppe von mehr als 20 südkoreanischen Experten im Frühjahr in die russische Ostsee-Exklave Kaliningrad gereist sein, um den russischen Staatskonzern Rosatom dort beim Bau einer Fabrik für Lithium-Ionen-Batteriezellen zu unterstützen. Insbesondere wegen seiner Verwendung in der Elektromobilität entwickelt sich das Alkalimetall derzeit zum meistgefragten Rohstoff der Welt, wie der Energiediensleister EnBW resümiert. Anwendung finden Lithium-Ionen-Batterien zudem in Mobiltelefonen, Laptops und anderer Unterhaltungselektronik.

Sanktionen und Exportverboten zum Trotz, erhält der Kreml beim Bau einer Fabrik für Lithium-Ionen-Batterien Hilfe aus dem Ausland. Ausgerechnet von Südkorea
Ein Mitarbeiter des Unternehmens Renera, das zum russischen Staatsunternehmen Rosatom gehört © IMAGO / ITAR-TASS

Dass Russland beim Bau bei einer solchen Fabrik Hilfe aus Südkorea bekommt, eröffnet angesichts der militärischen Unterstützung Russlands durch Nordkorea im Ukraine-Krieg aber auch eine geopolitische Dimension. Ende Oktober entsandte Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un als Resultat eines gemeinsamen Sicherheitspaktes mit dem Kreml Zehntausende Soldaten in die hart umkämpfte russische Grenzregion Kursk, Südkorea war in der Folge auch immer wieder Drohungen seines nördlich angrenzenden Erzfeindes ausgesetzt.

Russland umgeht Sanktionen durch die vorige Übernahme eines südkoreanischen Batterie-Produzenten

Möglich wird Südkoreas Unterstützung Russlands bei der Lithium-Ionen-Batterietechnik trotz der im Februar verschärften Exportsanktionen durch eine Firmenübernahme, die sich bereits 2022 ereignete. Damals hatte Rosatom seine Firmenanteile beim südkoreanischen Lithium-Batteriehersteller Enertech von 49,16 Prozent auf 98,32 Prozent erhöht und damit fast vollständig konsolidiert, wie die russische Nachrichtenagentur Interfax einige Monate später im Mai 2023 ausgehend von Informationen der Zeitung Kommersant berichtete.

In diesem Zuge stellte Kommersant fest, dass das südkoreanische Unternehmen mit Sitz in Chungju ohne einen Ankerkunden in finanzielle Schwierigkeiten geraten war und seine Unternehmensverluste sich auf insgesamt 64 Millionen Dollar kumuliert hatten. Das Rosatom-Unternehmen Renera erwarb ursprünglich 2021 eine Beteiligung an Enertech. Die damals unterzeichnete Vereinbarung sah den Aufbau einer Produktion von Lithium-Ionen-Zellen und Energiespeichersystemen in Russland vor, die das Unternehmen nun in der Region Kaliningrad errichtet. Enertech fungierte bei diesem Projekt als Technologiepartner.

Der Fall zeigt erneut, wie es Russlands Präsident Wladimir Putin immer wieder gelingt, Sanktionen zu umgehen, die Russland infolge seines Angriffskriegs auf die Ukraine auferlegt wurden. Dass ihm dies auch mit einer zuvor geschlossenen Firmenübernahme zugunsten eines russischen Staatsunternehmens gelingt, drängt westlichen Verbündeten die Notwendigkeit auf, auch auf Russlands Investitionen im Ausland ein genaueres Auge zu werfen, um Sanktionen wirkmächtiger zu machen.

Das Engagement südkoreanischer Energie-Experten in Russland wurde von den Verantwortlichen verschwiegen

Dass mehr als 20 südkoreanische Experten von rund einem Dutzend Unternehmen Ende März in die russische Ostsee-Exklave reisen würden, wurde von den Beteiligten vor der Öffentlichkeit verschwiegen, wie Zeit Online berichtet. Nach Informationen der Zeitung sollen Mitarbeiter hochspezialisierter südkoreanischer Unternehmen aus dem Energiebereich in Kaliningrad zugegen gewesen sein, darunter Vertreter von People and Technology Inc, Youil Energy Tech oder Wonik PNE. 

Bei ihrem Besuch soll den Mitgliedern der Reisegruppe unter anderem die Baustelle vor Ort gezeigt worden sein. Ein weiterer Aspekt des Treffens sei ein Zeitplan gewesen, in dem bestimmt werden sollte, wann Südkorea Equipment für den Bau der Fabrik liefert. Darüber hinaus soll darüber beraten worden sein, wo Spezialisten aus Südkorea untergebracht werden, wenn sie auf der Baustelle arbeiten. Dabei weist Zeit Online darauf hin, dass sämtliche Unternehmen Anfragen zu ihrem Engagement in Kaliningrad bislang unbeantwortet ließen. (fh)

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