Nach Gefangenenaustausch: Medwedew erinnert Kreml-Gegner an „Vergänglichkeit ihres Daseins“
Ex-Kreml-Chef Medwedew schob dem Gefangenenaustausch zwischen Russland und dem Westen eine Drohung hinterher. Russlands Gegner sollten auf der Hut sein, riet er ihnen.
Moskau – Nach dem großangelegten Gefangenenaustausch, bei dem sich westliche Staaten und Russland auf die gegenseitige Freilassung von insgesamt 26 politischen Gefangenen verständigten, schickte Russlands früherer Präsident Dmitri Medwedew dem Austausch eine drohende Botschaft hinterher. Moskaus Ex-Staatschef warnte die Freigelassenen: Sie seien gut beraten, sich immer vorsichtig umzuschauen, meldete die Deutsche Presse-Agentur (dpa) am Sonntagmittag mit Verweis auf den ehemaligen Kreml-Chef.
Medwedew richtet sich nach Gefangenenaustausch mit bedrohlichen Worten an Kreml-Gegner
Medwedew nannte die Regierungsgegner „Verräter, die für das heutige Russland eine existenzielle Gefahr darstellen“, wie er am Sonntag auf seinem Kanal beim Messengerdienst Telegram schrieb. „Sie sollen die Vergänglichkeit ihres Daseins in dieser Welt nicht vergessen.“ Der jetzige Vizechef des russischen Sicherheitsrates riet ihnen, sich immer vorsichtig umzuschauen.

Bei dem großen Gefangenenaustausch zwischen Russland und dem Westen waren am Donnerstag (1. August) auch acht politische Häftlinge aus russischen Gefängnissen freigelassen und aus Russland ausgeflogen worden. Dazu zählten Wladimir Kara-Mursa, Ilja Jaschin und Oleg Orlow. Moskau erhielt dafür den in Deutschland wegen Mordes verurteilten Geheimdienstler Wadim Krassikow zurück.
Putin dürfte es bei dem Deal mit dem Westen laut Deutschlandfunk vornehmlich darum gegangen sein, dass der sogenannte Tiergartenmörder Wadim Krassikow freikommt. Krassikow hatte 2019 in Berlin in mutmaßlich staatlichem Auftrag einen Georgier tschetschenischer Herkunft erschossen. Russlands Präsident Wladimir Putin begrüßte Krassikow und mehrere aus westlicher Haft entlassene russische Spione bei ihrer Ankunft in Moskau persönlich.
Medwedew beansprucht, Russland habe beim Gefangenenaustausch das bessere Geschäft gemacht
Russland habe bei dem Gefangenenaustausch das bessere Geschäft gemacht, fügte Medwedew seinem Statement auf Telegram hinzu. Schließlich seien Leute nach Moskau zurückgekehrt, „die für das Vaterland gearbeitet haben“. Russland habe dagegen neben „Spionen“ und „kriminellen Ausländern“ Gefangene abgegeben, „die Russland hassten und es zerstören wollten“.
Meine news
Die USA bekamen bei dem Austausch den Reporter Evan Gershkovich und den ehemaligen Soldaten Paul Whelan zurück – beide waren in Russland wegen angeblicher Spionage verurteilt worden. Moskau entließ 16 Häftlinge und erhielt 10 russische Staatsbürger zurück. Der Gefangenenaustausch ist der bislang größte seit Ende des Kalten Krieges.
Putins Verbündeter Medwedew lobt die Rückkehrer des Gefangenenaustauschs als „Patrioten Russlands“
„Wen hat unser Land zurückgeschickt?“, fragte Medwedew in seinem Telegram-Statement außerdem. „Es handelt sich um Menschen, die treu für das Vaterland gearbeitet haben, die zu den Sonderdiensten gehörten oder auf die eine oder andere Weise zu den Interessen Russlands beigetragen haben“, betonte der Ex-Kreml-Chef.
„Das war Arbeit unter Einsatz ihres Lebens für das Wohlergehen unseres Landes. Manche dürften ihre Arbeit mögen oder nicht, aber sie ist notwendig und wird in allen Ländern der Welt geleistet“, fügte Medwedew auf Telegram hinzu. Weiterhin bestehe kein Zweifel, dass die im Gefangenenaustausch nach Russland zurückgekehrten Personen „Patrioten Russlands“ seien, die eine große Leistung vollbracht hätten.
Medwedew galt während seiner Präsidentschaft als liberaler Hoffnungsträger in Russland. In der jetzigen Konfliktsituation mit dem Westen tut er sich allerdings häufiger mit aggressiven Äußerungen oder gar Drohungen gegenüber dem Westen hervor. Sein Telegram-Statement schloss Medwedew mit der Aussage, russische Regimegegner sollen „in der Hölle schmoren“. (fh)