Ringen um Neuwahlen beim Diakonieverein im Tegernseer Tal

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Christine Zierer drängt auf Neuwahlen. © THOMAS PLETTENBERG

Noch im Januar soll eine außerordentliche Mitgliederversammlung des Diakonievereins Tegernseer Tal stattfinden. Mit Neuwahlen, das ist die Forderung, die 61 Mitglieder unterzeichnet haben. Doch bis jetzt gibt’s keinen Termin. Und noch viel Klärungsbedarf.

Gmund – Anfang Dezember hatte Christine Zierer, Gmunds Dritte Bürgermeisterin und langjähriges Mitglied des Diakonievereins Tegernseer Tal, eine Liste mit 61 Unterschriften bei der Geschäftsstelle des Diakonievereins in Gmund abgegeben. Die Forderung: Es soll eine außerordentliche Mitgliederversammlung mit Neuwahlen geben, zudem Auskunft über die finanzielle Lage. Zierer macht keinen Hehl daraus, dass ein Führungswechsel gewünscht ist, und zwar möglichst schnell. Noch im Januar soll die Versammlung stattfinden.

Zierer ist zuversichtlich, dass die Aktion – mehr als zehn Prozent der 300 Mitglieder haben unterschrieben – eine Neuwahl nach sich ziehen wird. Sie habe inzwischen mit einer Mitstreiterin ein Gespräch mit dem neuen Diakonie-Verwaltungsrat Bernhard Wolf geführt, berichtet sie. „Das war sehr fruchtbar.“ Sie gehe davon aus, dass die Versammlung im Januar stattfinden werde und warte auf eine Terminmitteilung.

Externes Büro für juristische Prüfung

Doch bisher ist kein Datum für eine außerordentliche Mitgliederversammlung gesetzt. Vor allem aber ist die Frage offen, ob eine Neuwahl überhaupt auf der Tagesordnung stehen wird. „Ich bin dafür“, sagt Wolf. Aber im Gremium sähen das nicht alle so. Man lasse die Frage, ob wegen der Mitglieder-Unterschriften neu gewählt werden muss, durch ein externes Anwaltsbüro juristisch prüfen.

Im Kern geht es um den Wunsch nach einer Ablösung von Geschäftsführer Eberhard Ziegler (79). Der jedoch sieht keinen Anlass für Neuwahlen. Als Antwort auf die Unterschriftenaktion warb Ziegler Mitte Dezember bei einem Gespräch mit der Redaktion öffentlich ums Vertrauen und kündigte eine Mitgliederversammlung mit viel Information an. Die finanzielle Situation habe sich verbessert, so Ziegler. Während zu Coronazeiten ein Defizit von 225 000 Euro aufgelaufen sei, weise der jüngste Quartalsbericht ein Plus auf. Mit der Mitgliederversammlung will Ziegler warten, bis der Jahresabschluss der Wirtschaftsprüfer vorliegt.

Neuer Verwaltungsrat

Unterdessen sieht sich Wolf als Vermittler. Mit dem Diakonieverein ist der frühere Leiter der Valleyer Schule seit Langem verbunden. Vor Jahrzehnten gehörte er dem Vorstand an, seine Tochter ist Mitarbeiterin des Diakonievereins. Jetzt, im Ruhestand, hat Wolf sich wieder an Bord holen lassen. Es gilt, ein schlingerndes Schiff auf Kurs zu bringen.

Begonnen haben die jüngsten Turbulenzen mit einer neuen Satzung. Der Diakonieverein hatte sie bei der Mitgliederversammlung Ende März 2023 erlassen, auf Drängen des Diakonischen Werks Bayern. Ziel war es, den Diakonieverein als sozialen Träger im Tegernseer Tal – knapp 45 Mitarbeiter, Jahresumsatz etwa 1,4 Millionen Euro – zu professionalisieren. Der Verein wurde bis dahin über drei Jahrzehnte hinweg von Ziegler ehrenamtlich geführt. Jetzt hat ein ehrenamtlicher Verwaltungsrat das Sagen, der einen hauptamtlichen Geschäftsführer beschäftigt. Laut Satzung besteht der Verwaltungsrat aus mindestens drei, besser sechs Mitgliedern. Dem Gremium sollte ein Pfarrer oder eine Pfarrerin angehören.

Das Problem: Bei der Sitzung Ende März fanden sich zwar drei Verwaltungsrätinnen, doch zwei traten kurz darauf wieder zurück. Als einzige Verwaltungsrätin setzte Marlies Breitensträter Ziegler als Geschäftsführer ein.

Satzungstext lässt Fragen offen

Für die zurückgetretenen Verwaltungsrätinnen Ingrid Ziegler und Monika Peikert ist neben Wolf auch Egon Strauß nachgerückt. Das Gremium ist somit in der Mindestzahl wieder besetzt. Zierers Initiative will mehr: einen Neuanfang, der die Zukunft des Diakonievereins sichert. Die Gmunderin ist in Sorge. Ehemalige Mitarbeiterinnen und Ehrenamtliche hatten sich hilfesuchend an sie gewandt, immer wieder war von Mobbing die Rede.

Das Ziel sei, alle sechs Sitze des Verwaltungsrats bei einer Wahl zu besetzen, erklärt Zierer. „Wir haben die Leute soweit zusammen.“ Das Gremium bestimme dann den Geschäftsführer.

Den Verwaltungsrat aufzufüllen, ist ganz im Sinn von Bernhard Wolf. Leider lasse der Satzungstext vieles offen, meint er. Fragen an die Geschäftsstelle des Diakonischen Werks in Nürnberg in Sachen Neuwahl seien bislang unbeantwortet geblieben. Darum nun die juristische Prüfung durch Externe. Er hoffe, bald Konkretes sagen zu können, so Wolf: „Aber es gibt noch sehr viel zu klären.“

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