Diakonie wirbt um Vertrauen

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Verstärkung: Eberhard Ziegler (2.v.l.) mit Bernhard Wolf (l.), Marlies Breitensträter und Egon Strauß. © GR

Es rumort im Diakonieverein Tegernseer Tal, der Ruf nach einem Führungswechsel wurde laut. Geschäftsführer Eberhard Ziegler geht deshalb in die Offensive. An seiner Seite: ein soeben erweiterter Verwaltungsrat.

Gmund – Den rund 300 Mitgliedern wird wohl noch in dieser Woche Post des Diakonievereins Tegernseer Tal ins Haus flattern. Mit, wie es darin heißt, „der frohen Kunde kurz vor Weihnachten: Unserem Diakonieverein geht es personell wie finanziell gut“.

Ist die finanzielle Schieflage damit Schnee von gestern? Der Unmut unter den Mitgliedern vom Tisch gewischt? Das Misstrauen entkräftet? 61 Mitglieder hatten per Unterschrift gefordert, dass eine außerordentliche Versammlung mit Neuwahlen einberufen wird. Die Listen hatte Diakoniemitglied und Dritte Bürgermeisterin Christine Zierer an Verwaltungsleiterin Daniela Fino übergeben.

Das alles setzt Eberhard Ziegler (79) zu. Seit 32 Jahren hält er die Fäden für die Diakonie in der Hand, dem größten sozialen Träger im Tegernseer Tal. Erst seit März ist er hauptamtlich mit einem festen Gehalt tätig. Den Wechsel vom Ehren- zum Hauptamt hatte der Dachverband, das Diakonische Werk, wegen der Größe des Diakonievereins mit knapp 45 festen und ebensovielen ehrenamtlichen Mitarbeitern und einem Umsatz von jährlich rund 1,4 Millionen Euro gefordert. Die entsprechende Satzungsänderung wurde von den Mitgliedern einstimmig beschlossen. Für Unruhe sorgte zuletzt nicht nur, dass zwei ehrenamtliche Verwaltungsräte anschließend ausgetreten waren. Es ist das Defizit von zuletzt 225 000 Euro, für das die Mitglieder eine Erklärung fordern.

Diakonieverein: Weitere Mitglieder im Verwaltungsrat gefunden

Ziegler will die Diakonie wieder in ruhiges Fahrwasser bringen. Unterstützung leistet dabei der Verwaltungsrat mit Marlies Breitensträter an der Spitze. Die 70-jährige ehemalige Krankenschwester war seit April alleine an Bord, wird aber seit Kurzem unterstützt von dem Schaftlacher Bernhard Wolf (70). Der ehemalige Valleyer Schulleiter ist seit über 30 Jahren Mitglied, war früher schon im Vorstand aktiv. „Ich wurde reaktiviert“, sagt Wolf, der sich bereits tatkräftig einbringt. Ebenfalls für den Verwaltungsrat gewonnen wurde der Tölzer Egon Strauß (63). Bis zu sechs Personen sollte das Gremium haben, „willige Mitarbeiter sind willkommen“, sagt Ziegler und versichert: „Dass die Mitglieder persönlich haften, stimmt nicht.“

Auch deshalb gibt’s im Mitgliederbrief Infos zur finanziellen Situation. „Dass das Minus auf 225 000 Euro angewachsen war, hat mit der coronabedingten geringen Auslastung vor allem in der Tagespflege zu tun“, erklärt Ziegler. Die Geschäftsleitung habe damals bewusst keine einzige Pflegekraft in Kurzarbeit geschickt oder entlassen. „Das war ein beachtlicher finanzieller Kraftakt“, heißt es in dem Brief. „Heute sehen wir, dass diese Maßnahme klug und richtig war.“ Denn: „Während andere Pflegeeinrichtungen ihr Angebot aus Personalnot einschränken mussten und müssen, können wir weiterhin auf ein professionelles Team zurückgreifen.“

Statt Schulden nun 63 000 Euro im Plus

Ziegler, der mit dem Verwaltungsrat aktuell an vielen Stellen um Vertrauen wirbt, verkündet dann auch im Gespräch mit unserer Zeitung eine gute Nachricht: Laut jüngstem Quartalsbericht der Wirtschaftsprüfer schreibe die Diakonie wieder schwarze Zahlen. Ein Plus von 63 000 Euro stehe in den Büchern.

Diakonieverein Tegernseer Tal: Mitgliederversammlung Anfang 2024 geplant

Über die finanzielle Lage und weitere Details soll es bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung Auskunft geben. Auch diese Forderung wird also erfüllt. Anfang 2024, wenn der Jahresabschluss der Wirtschaftsprüfer vorliegt, soll dazu eingeladen werden. Ob dann auch die geforderten Neuwahlen auf die Tagesordnung kommen, und ob dies die Satzung überhaupt zulässt, will man juristisch vorab prüfen. „Warum sollte der Verwaltungsrat, der dann den Geschäftsführer bestimmt, abgewählt werden“, fragt sich Bernhard Wolf. „Wenn jemand mitarbeiten will, dann ist er herzlich willkommen.“

Bis zur Versammlung werde sich im und um den Diakonieverein noch Einiges tun“, heißt es in dem Mitgliederbrief abschließend.

Mit Transparenz und Öffentlichkeitsarbeit wurde jedenfalls jetzt ein erster Schritt getan.

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