Er stoppte immer wieder abrupt vor dem Fundort – Rätsel um Spürhund im Fall des toten Émile (2)

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Durch Zufall wurden Knochen des vermissten Émile in Frankreich entdeckt. Das wirft Fragen auf. Denn mit Hunden wurde nach dem kleinen Jungen gesucht.

Haute-Vernet – Das tragische Schicksal des kleinen Émile ist nach wie vor ein Geheimnis. Monatelang gab es trotz akribischer Suche keine Spur von dem Zweijährigen. Dann plötzlich überschlagen sich die Nachrichten aus Frankreich. Eine Spaziergängerin macht einen makabren Fund. Bringt einen Schädel in einer Plastiktüte zur Polizei. Dabei waren dort schon Leichenspürhunde im Einsatz. In der Nähe soll ein Hund sogar die Suche abrupt abgebrochen haben, berichten französische Medien.

Rätsel um Tod von Émile: Staatsanwalt nennt Details zum Fundort des Schädels – Spürhunde waren schon in der Nähe

Der Schädel wurde „etwa 25 Minuten zu Fuß“ vom Weiler Haut-Vernet entfernt gefunden, teilte der Staatsanwaltschaft Jean-Luc Blachon auf einer Pressekonferenz am Dienstag (2. April) mit. Der Ort sei von steilen Hängen umgeben und im Sommer stark bewachsen. In der Nähe des Schädels, etwa 150 Meter davon entfernt, wurden verstreut Kleidungsstücke gefunden, die Émile am Tag seines Verschwindens trug – ein T-Shirt, seine Schuhe und seine Unterhose. Der Fundort befindet sich 1,6 Kilometer Luftlinie vom Haus von Émiles Großeltern entfernt, zitiert francetvinfo.fr den Staatsanwalt. Es wären demnach etwas mehr als zwei Kilometer zu Fuß.

Tod von Émile: Rätsel um das Schicksal des kleinen Jungen bewegt Frankreich.
Tod von Émile: Rätsel um das Schicksal des kleinen Jungen bewegt Frankreich. © IMAGO/Durand Thibaut/ABACA

Versagten Suchhunde im Fall Émile? Leichenhunde schlagen nicht an

Trotz dieser Nähe schlugen großangelegte Suchoperationen auch mit Hunde nach Émile fehl. Jeder Quadratmeter sei in dem Gebiet kurz nach dem Verschwinden des kleinen Jungen im Juli 2023 durchkämmt worden, versicherte der Staatsanwalt auf der Pressekonferenz. Ob sich seine Leiche damals bereits dort befand oder erst später dorthin gelangte, lasse sich jedoch laut Aussage des Staatsanwalts zum jetzigen Zeitpunkt nichts sagen.

„Während der zweiten Forschungsphase, zwischen dem 23. und 25. Juli 2023, wurden Drohnen und Leichensuchhunde eingesetzt, von denen ich mit Sicherheit sagen kann, dass sie das Gebiet, in dem am 30. März die Knochen von Émile gefunden wurden, nicht erfasst haben“, erklärte Blachon. „Die damaligen Temperaturen könnten die Temperaturdetektoren der Drohnen und den Geruch der Hunde zum Zeitpunkt der Suche verändert haben.“ Nach Émiles Verschwinden am 8. Juli 2023 herrschten Temperaturen bis zu 30 Grad Celsius im Schatten.

  • Am 8. Juli 2023 verschwindet der zweijährige Émile im Urlaub bei seinen Großeltern in einem kleinen Dörfchen Le Vernet (Frankreich)
  • Am 30. März 2024 entdeckt eine Spaziergängerin in der Nähe des südfranzösischen Bergdorfes Le Vernet Knochen und einen Schädel
  • Am 1. April 2024 bestätigt eine Gen-Analyse, dass es sich bei den Knochen um Überreste des vermissten Émile handelt. Ermittler finden Kleidungsstücke in der Nähe der Knochenfundstelle

Suchhund soll Émiles-Spur bis zu einem Punkt gefolgt haben

Ein Suchhund soll jedoch laut 20min.fr die Spur des Kindes vom Haus der Großeltern bis zum etwa fünfzig Meter entfernten Waschhaus markiert und verfolgt haben, „wo er abrupt anhielt“. Das sei schon seit Beginn des Falls bekannt gewesen.

Tod von Émile: Viele Fragen zum Verschwinden und Tod des kleinen Jungen sind noch offen.
Tragisches Schicksal von Émile: Viele Fragen zum Verschwinden und Tod des kleinen Jungen in Frankreich sind noch offen. © Clement Mahoudeau/dpa

Das französische Nachrichtenportal vermutet, dass das abrupte Ende einer menschlichen Spur auf das Tragen oder Einsteigen in ein Fahrzeug hindeuten könnte. Das Portal bezieht sich auf Barbara Ferry, eine Expertin für menschliche Gerüche am neurowissenschaftlichen Forschungszentrum Lyon.

„Es ist für einen Menschen unmöglich, keinen Geruch zu hinterlassen“, so Ferry. Falls eine Geruchsspur endet, müsse die Person den Kontakt zum Boden verloren haben. Allerdings wären Gerüchen von Kindern im Vergleich zu Erwachsenen weniger komplex.

Spürhunde und Leichenspürhunde haben unterschiedliche Aufgaben

Spürhunde, insbesondere von sogenannte „Mantrailer“ kommen bei der Suche nach Menschen zu Einsatz. Es gibt Zweifel daran, dass ein Hund einen ganz bestimmten Menschen anhand eines spezifischen Geruchs ausfindig machen kann, erklärte Kai-Uwe Goss vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig bei ntv.de damals beim Fall der Vermissten Rebecca Reusch aus Berlin.

Flächensuchhunde seien etwa darauf trainiert, nach einem Unglück jeden Menschen anzuzeigen, der verschüttete sei. Dafür reiche ein bestimmter Leitgeruch aus. Hunde könnten zwar individuelle Fährten von Menschen folgen. Doch diese Spur würde in der freien Natur nicht länger als 12 Stunden nach dem Entstehen einer Spur halten. Bei optimalen Bedingungen etwas länger. Dann werde es eine sogenannte kalte Spur.

Leichenspürhunde dagegen können Spuren noch erkennen, die bereits über ein Jahr alt sind. Die Hunde sind auf den einen Leitgeruch von Menschen – allerdings von toten Menschen trainiert. Über das Verschwinden und den Tod von Émile gibt es noch keine Gewissheit. Schon früh gab es verschiedenste Thesen, vom Unfall bis zum Verbrechen. (ml)

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