Rätselhaftes Verhalten einer Spaziergängerin wirft Fragen auf: Neue Details im Fall des toten Émile
Der Vermisstenfall Émile aus Frankreich sorgt für Entsetzen: Nach neun Monaten wurden Knochen des Zweijährigen entdeckt. Noch sind viele Fragen ungeklärt.
Aix-en-Provence – Neun Monate lang galt der zweijährige Émile aus Frankreich als vermisst. Inzwischen hat seine Familie aus dem südfranzösischen Bergdorf Le Vernet traurige Gewissheit: Das Kind ist tot. Die Knochen des Jungen wurden von einer Spaziergängerin im Wald gefunden.
Vermisster Émile aus Frankreich ist tot: Spaziergängerin entdeckt Schädel im Wald
Bei den am Wochenende gefundenen Knochen in Frankreich soll es sich laut Staatsanwaltschaft um den Schädel von Émile handeln. Entdeckt wurden auch die Gebeine etwa 25 Minuten Fußweg vom Dorf des Kindes entfernt. Die Ermittler entdeckten Risse und Brüche, die nach dem Tod entstanden seien sowie Bissspuren – vermutlich von Tieren.
Bisher gibt es keine Hinweise auf Verletzungen, die vor dem Tod des Jungen aufgetreten sein könnten. Die Gebeine seien über lange Zeit dem Wetter ausgesetzt gewesen und nicht vergraben worden. Derzeit wird noch geprüft, ob die Knochen in unterschiedlichen Biotopen gewesen sein könnten.
Gewissheit über die Todesumstände des Jungen gibt der Knochenfund aber nicht. „Diese Knochen alleine ermöglichen es nicht, zu sagen, was die Ursache für den Tod von Émile war“, erklärte Staatsanwalt Jean-Luc Blachon am Dienstag (2. April) in Aix-en-Provence. „Zwischen einem Sturz des Kindes, fahrlässiger Tötung und Mord können wir noch immer keine These als wahrscheinlicher erachten als die anderen, um das Verschwinden und den Tod des Kindes Émile zu erklären.“
Knochenfund von Émile aus Frankreich: Fragwürdiges Verhalten der Spaziergängerin
Weitere Knochen seien nicht gefunden worden, dafür aber die Kleidung des Zweijährigen. An einem Bach unweit des Schädels stießen die Einsatzkräfte auf das T-Shirt, die Schuhe sowie die Unterhose, die er am Tag seines Verschwindens trug. Die Kleidung sei verteilt vorgefunden worden – etwa 150 Meter von der Knochenfund-Stelle entfernt.
Unklar sind dabei nicht nur die Todesumstände, auch das Verhalten der Spaziergängerin wirft Fragen auf. Sie soll den Schädel in eine Plastiktüte gesteckt und mit nach Hause genommen haben, berichtete die Zeitung Francetvinfo unter Berufung auf den Staatsanwalt. Erst danach soll sie die Polizei über den Fund informiert haben.
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Bürgermeister über Fall Émile: „Unwahrscheinlich, dass Tiere Überreste zurückbringen“
Das Kind befand sich am Abend des 8. Juli bei seinen Großeltern im Urlaub. Diese verloren den Jungen offenbar aus den Augen, weshalb das Kind verschwand. Zeugenaussagen zufolge soll Émile eine Straße heruntergelaufen sein. Danach fehlte von ihm jede Spur. Zuletzt rückte auch der Großvater durch seine Vergangenheit ins Visier.
Eine großangelegte Suchaktion der Polizei blieb erfolglos. Im Sommer sei die Vegetation in dem steilen Gelände dicht und hoch gewesen, was die Suche erschwerte, hieß es seitens der Staatsanwaltschaft. Ob Émiles Leiche schon damals in dem Wald gewesen sei oder erst später dorthin gelangte, ist noch unklar.
Der Bürgermeister von Le Vernet, François Balique, glaubt nicht daran, dass die sterblichen Überreste einfach übersehen wurden oder auf anderem Wege dort hingelangt sind. „Es ist unwahrscheinlich, dass Tiere menschliche Überreste in das Dorf zurückbringen, in dem jemand verschwunden ist“, wurde er von der Zeitung Le Figaro zitiert. Er vermutet, dass die Überreste dort abgelegt wurden.
Bis es neue Erkenntnisse in dem Fall gibt, geht die Suche nach weiteren Hinweisen rund um die Fundstelle der Knochen sowie die Analyse der Kleidung weiter. Auch andere Vermisstenfälle werfen nach wie vor Fragen auf. Ungeklärt ist etwa der Fall Rebecca Reusch. Die damals 15-Jährige verschwand vor vier Jahren spurlos. (kas/afp)