Bald wieder freie Fahrt im Eibenwald – Frösche und Molche schauen in die Röhre
Die Straßenbauarbeiten im Paterzeller Eibenwald gehen dem Ende zu. Während das Verkehrsteilnehmer freuen dürfte, blickt der Bund Naturschutz kritisch auf das Ergebnis. Der Amphibienschutz kommt ihm zu kurz.
Paterzell – Zumindest ein Teil der Verkehrsteilnehmer kann aufatmen: Ab heutigen Freitag, 18 Uhr, wird die Kreisstraße 29 zwischen dem Wessobrunner Ortsteil Paterzell und dem Anschlusspunkt mit der St2057 bei Zellsee beschränkt freigegeben, teilte das Staatliche Bauamt gestern mit. Dann dürfen Fahrzeuge des ÖPNV und der Rettungsdienste sowie Anlieger die Straße wieder befahren. Für den Rest gilt noch bis 6. Dezember eine Sperrung, sie müssen weiterhin die großräumige Umleitung in Kauf nehmen.
Damit geht die Baustelle auf dem letzten Abschnitt der WM29 so langsam dem Ende entgegen. Seit 23. September galt die Vollsperrung im Eibenwald. Vor allem für die Paterzeller, die beispielsweise nach Weilheim oder Wessobrunn wollten, bedeutete sie große Umwege. Mit der Öffnung ab 6. Dezember seien die Arbeiten „voll im Zeitplan“, sagt Andreas Lenker, der im Staatlichen Bauamt für den Straßenbau im Landkreis zuständig ist. Allerdings ist das Projekt noch nicht komplett abgeschlossen.
Im Winter gilt Tempo 50
Deshalb gilt für die Wintermonate Tempo 50, außerdem bleiben die Schilder stehen, die auf die Baustelle hinweisen. Im Frühjahr stehen dann laut Lenker „Restarbeiten“ an. Unter anderem, weil während der Bauarbeiten festgestellt wurde, dass der bestehende Untergrund weniger tragfähig ist als angenommen. „Deshalb ist die Deckschicht noch nicht drauf“, erläutert Lenker. Die Asphaltdecke wird erst 2025 aufgebracht, damit mögliche Setzungen gleich ausgeglichen werden können. Während dieser Arbeiten muss die Straße noch einmal für kurze Zeit gesperrt werden.

Während die Autofahrer über die anstehende Öffnung froh sein dürften, ist der Bund Naturschutz mit dem Ergebnis der wochenlangen Arbeiten im Eibenwald derweil nicht glücklich. Die Kreisgruppe fürchtet laut Vorsitzendem Helmut Hermann „einen weiteren dramatischen Rückgang der dort vorkommenden Amphibien“. Der Eibenwald unterliege drei Schutzgebietskategorien: Es sei ein Naturschutzgebiet und ein Naturwald, habe außerdem europäischen FFH-Schutzstatus. „Das Ergebnis kann diesem Umstand aber nicht gerecht werden“, findet Hermann – weil es keine dauerhafte, sichere Querungsmöglichkeit für Amphibien gibt. Dabei wäre der Schutz der Tiere dringend nötig, „denn die Bestände an Fröschen, Kröten und Molchen gehen in diesem Gebiet kontinuierlich zurück“.
Weiter temporäre Schutzzäune nötig
Doch baulich konnte für die Tiere nichts getan werden, versichert Lenker. Fast zehn Jahre lang habe man die Sanierung geplant und sich mit den Naturschutzbehörden immer wieder abgestimmt. Straßenbauarbeiten seien im Eibenwald „nicht so einfach“, sagt er. Letztlich einigten sich die Beteiligten darauf, einen möglichst bestandsnahen Ausbau zu machen. „Alles ist in gleicher Höhe“, das Bankett nur ein wenig breiter. „Der Eingriff sollte so gering wie möglich sein.“ Vorrang hatten der Schutz der Eiben und des Wasserhaushalts in diesem Gebiet.
Um trockene Durchlässe für Frösche, Kröten und Molche zu schaffen, hätte die Straße mindestens um 50 Zentimeter angehoben werden müssen, schildert Lenker. Die bestehenden Durchlässe seien zudem soweit optimiert wurden, dass sie womöglich von den Tieren genutzt werden können.
Laut Hermann aber seien die „viel zu klein dimensionierten Wasserdurchlässe“ keine adäquate Lösung. „Der Rohrdurchmesser ist zu eng und müsste ein Kastenprofil aufweisen“, sagt der Bund-Naturschutz-Kreisvorsitzende. „Überdies ist die Wasserströmung zu stark, als dass die Tiere auf diesem Weg die Straße queren können.“
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Lenker ist die Problematik bewusst, versichert er. „Wir lassen ja auch einmal im Jahr die Schutzzäune aufstellen“, sagt er. „Wenn es gegangen wäre, hätten wir eine Querungshilfe gemacht. Diese würde uns künftig auch Geld und Zeit sparen.“