Schwere Vorwürfe gegen Rotes Kreuz: „Rettungsleitstellen sind eine tickende Zeitbombe“
Ein Insider kritisiert die angeblich veraltete Technik in den bayerischen BRK-Notrufzentren. Das Rote Kreuz weist die anonym formulierten Vorwürfe entschieden zurück.
Weilheim – In den vergangenen Wochen wurde viel diskutiert über die Schließung der Integrierten Rettungsleitstelle in Weilheim – und die damit einhergehende Fusion mit der Fürstenfeldbrucker Leitstelle (wir berichteten mehrmals). Nun meldet sich ein Insider, der anonym bleiben möchte, zu Wort und macht auf eine seiner Meinung nach veraltete Technik in allen sechs Leitstellen des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) aufmerksam.
Der Landesgeschäftsstelle des BRK sei seit langer Zeit bekannt, dass die Technik der Leitstelle in Weilheim am Ende sei, schreibt der Insider in seiner Nachricht an die Heimatzeitung. „In regelmäßigen Abständen treten Störungen der Technik auf. Selbst der Notruf 112 konnte für einige Zeit in der Leitstelle Oberland nicht angenommen werden, da ein technisches Bauteil defekt war.“
„BRK-Landesgeschäftsstelle kennt schlechten Zustand, hat aber nichts getan“
Auf Empfehlungen des Innenministeriums, in regelmäßigen Abständen die Technik auf den neuesten Stand zu bringen, habe das Rote Kreuz nicht gehört, so der Insider. „Die BRK-Landesgeschäftsstelle in München kennt den schlechten technischen Zustand der Leitstelle Oberland genau, hat aber trotzdem nichts getan“, heißt es in der anonym verfassten Nachricht: „Der gleiche technische Zustand liegt auch in den anderen fünf Leitstellen, die die BRK-Landesgeschäftsstelle in Bayern betreibt, vor. Deshalb finde ich es sehr befremdlich, wenn sich diese technisch am Ende befindlichen Leitstellen gegenseitig vertreten sollen.“
Die Bürger in den betroffenen Leitstellen-Gebieten sieht der Insider in Gefahr. „Die sechs Leitstellen des BRK sind eine tickende Zeitbombe“, heißt es in der Nachricht: „In den Presseerklärungen des BRK lese ich davon nichts.“
Technik in den Leitstellen „entspricht gesetzlichen Anforderungen“
Heftige Vorwürfe. In der Landesgeschäftsstelle des Roten Kreuzes sieht man die Sache erwartungsgemäß anders. „Die Behauptung, die Technik der ILS Oberland sei am Ende, ist unbegründet“, betont Pressesprecher Sohrab Taheri-Sohi: „Alle technischen Komponenten werden kontinuierlich überwacht und notwendige Reparaturen oder Austauschmaßnahmen selbstverständlich zeitnah durchgeführt.“ In der Weilheimer Leitstelle seien laut dem BRK-Pressesprecher in diesem Jahr alle Einsatzleitrechner ausgetauscht worden. Und auch die Behauptung, dass die Technik in allen vom BRK betriebenen Leitstellen ebenfalls veraltet sei, möchte Taheri-Sohi so nicht stehen lassen: „Die Behauptung ist falsch. Die technische Infrastruktur in allen BRK-Leitstellen entspricht den gesetzlichen Anforderungen und ist auf einem leistungsfähigen Stand.“
Laut dem BRK-Pressesprecher sollten Leitstellen in Bayern alle zehn Jahre einem Hardwaretausch unterzogen werden. „Dieser Hardwaretausch steht bei vielen Integrierten Leitstellen in Bayern an, wird aber in Abstimmung mit allen zuständigen Stellen aufgeschoben, da der Hardwaretausch immer von mehreren Faktoren abhängt, die es abzuwägen gilt.“ Ein Umzug, wie es bei der ILS Oberland demnächst der Fall ist, sei laut dem Pressesprecher „ein wesentlicher Faktor“, den es zu berücksichtigen gelte. „Dies bedeutet nicht, dass die Leistungsfähigkeit oder Sicherheit der Integrierten Leitstelle gefährdet ist.“
„Menschliches Versagen“ hat Reparaturarbeiten verzögert
Der vom Insider erwähnte Ausfall der Notrufnummer 112 in der Weilheimer Leitstelle sei „auf einen technischen Defekt einer Komponente“ zurückzuführen gewesen. „Dieser Fehler wurde durch unsere standardisierten Prozesse erkannt und behoben. Menschliches Versagen hat diesen Routinevorgang jedoch verzögert, was wir ausdrücklich bedauern.“ Die Sicherheit und Zuverlässigkeit habe höchste Priorität: „Der Vorwurf, das BRK nehme eine Gefährdung der Bürger bewusst in Kauf, entbehrt jeder Grundlage.“