Richtfest beim Dießener Carl-Orff-Museum
Ein besonderes Geschenk für einen begnadeten Künstler im Himmel: Genau an seinem 129. Geburtstag wurde das Richtfest des neuen Carl-Orff-Museums an seinem Wirkungskreis am Dießener Ziegelstadel gefeiert, wo Orff 27 Schaffensjahre verbracht hat.
Dießen – Anlass genug für eine illustre Schar von Orff-Fans, Förderern, Sponsoren, Behördenvertretern und Lokalpolitikern, den Baufortschritt des architektonisch außergewöhnlichen Museums zwischen dem denkmalgeschützten Wohn- und Arbeitshaus zu inspizieren. Generalsekretärin Judith Janowski erinnerte in ihrer Begrüßung an die Grundsteinlegung im Dezember. Sie stand unter dem Orff-Zitat „Alles ist Phantasie“. Denn kaum jemand konnte sich damals die Verwandlung von Papier zu einem eindrucksvollen Gebäude aus Beton und Edelstahl vorstellen.
Richtfest beim Dießener Orff-Museum: „Rad der Fortuna“ inspiriert Dachkonstruktion
Judith Janowski zitierte nach dem EM-Aus der Deutschen Nationalmannschaft Bundestrainer Julian Nagelsmann, der aus Landsberg kommt. Dem war es in seinem Schlusswort wichtig, dass sich die Menschen wieder begegnen und in Gemeinschaft Dinge bewegen, sich austauschen und sowohl Antworten als auch Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen finden. Etwas kleiner vom Anspruch her gelte das auch für das Orff-Team vor Ort, der „noch ungeschlagenen Damenmannschaft“ mit Müller, Gerhard und Puchtiger unter ihrem „Erfolgstrainer“ Altbürgermeister Herbert Kirsch. Dieses Team „ohne Ersatzbank und Physio“ habe noch Herz, Leidenschaft und Luft für mindestens drei Halbzeiten, um die Mission Carl-Orff-Museum erfolgreich zu beenden. Dabei vergaß sich Judith Janowski als „Team-Managerin“, was aber Helmut Kirsch als Vorsitzender des Orff-Kuratoriums mit viel Lob nachholte. Jeder sei ersetzbar, sie aber nicht.
Auch dem Planungs- und Handwerkerteam dankte die Generalsekretärin. Die Zusammenarbeit verlaufe sehr angenehm und es habe bislang gottlob noch keinen Unfall gegeben. Sie erinnerte an den 1955er Richtspruch von Carl Orff anlässlich seines neuen Dachstuhls nach Umbauarbeiten des ein Jahr vorher gekauften Anwesens: „Stolz grüßt vom First der Hebebaum. Wer ihn heut sieht, der glaubt es kaum, dass in so kurzer Umbaufrist der neue Dachstuhl schon erstanden ist.“

Dass es diesmal anders ablief, liegt an der Dachkonstruktion mit aus Beton gegossenen Halbschalen. Sie wurden erst kürzlich mit einem Spezialkran eingehoben und zwischen die gerundeten Fronten gesetzt. So entstand das Tonnendach aus Kreisen und Bögen, abgeleitet vom berühmten „Rad der Fortuna“ im Garten des Orff-Anwesens. Da kein klassischer Dachstuhl vorhanden ist, schwebte die Richtkrone an einem Kran über dem künftigen Museum. Bauleiter Torsten Huhle von der ausführenden Firma Lutzenberger, Polier Christoph Meyer und Beton-Experte Lukas Schröther sagten den modifizieren Richtspruch auf und leerten unter dem Beifall der Gäste dreimal ihre Gläser: „Möge das Museum ein Ort der Erkenntnis, des Staunens und der Inspiration sein, wo Geschichte lebendig wird und Wissen blüht.“ Damit war der offizielle Teil beendet, der von Schülern der Carl-Orff-Schule mit Liedern aus dem Orffschen Schulwerk musikalisch umrahmt wurde. Im Garten und unter der Pergola zwischen Wohn- und Arbeitshaus gab es eine zünftige Brotzeit, so wie es bei einem Richtfest üblich ist.
Richtfest zum 130. Geburtstag von Carl Orff 2025 geplant
Seit dem Frühsommer 2023 entsteht am Dießener Ziegelstadel das COMU genannte Carl-Orff-Museum, das das Leben und Werk des Carmina Burana-Komponisten zum Schauen, Zuhören und Mitmachen präsentieren wird. Es richtet sich nicht nur an Besucher aus der Region, sondern auch an ein überregionales Publikum von Kultur- und Musikinteressierten sowie an die internationale Gemeinschaft der Orff-Experten.
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Laut Judith Janowski soll sich das neue Museum als „generations- und kulturübergreifende sowie familienfreundliche Institution für Bildung und Kommunikation“ verstehen. Auch Tagungen und Workshops sind künftig geplant. Und sogar standesamtlich heiraten und danach feiern kann man hier. Besonders darf man sich auf das „Musiké-Café“ im Wohnhaus der Familie Orff mit angrenzender Terrasse und weitläufigem Garten freuen. Ein idealer Ort für außergewöhnliche Veranstaltungen. An Carl Orffs 130. Geburtstag im kommenden Jahr soll das Museum dann feierlich eröffnet werden.
Carl Orff hatte das Anwesen 1954 gekauft und umbauen lassen. Mit einer überdachten Pergola verband der Wohn- und Arbeitshaus. Das Erdgeschoss nutzte er für seine umfangreiche Instrumentensammlung und im ersten Stock richtete er sich seine „Werkstatt“ ein. Das Arbeitszimmer wird übrigens originalgetreu im Museum aufgebaut. Mit Blick über den Ammersee zur Wallfahrtskirche von Kloster Andechs, wo sich das Grab des Komponisten befindet.
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