Absage nach langer Planung: Windrad-Projekt in Sachsenried scheitert an Bundeswehr-Einwand

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In Sachsenried dürfen doch keine Windräder gebaut werden. (Symbolbild) © Bernd Thisse/dpa

Vier Windräder, die bei Sachsenried entstehen sollten, dürfen nicht gebaut werden. Die Bundeswehr hat Einwände - und diese eigentlich schon vor Jahren angebracht.

Sachsenried – Die Schwabsoiener Räte sind fassungslos. Seit gut eineinhalb Jahren beschäftigen sie sich nun bereits mit dem Vorhaben, vier Windräder in das Windenergie-Vorranggebiet im Sachsenrieder Forst zu stellen. Im Sommer 2022 haben sie den Experten Wendelin Einsiedler mit dem Planungs- und Pachtrecht für die Anlagen beauftragt, vergangenes Jahr wurde schon ein passendes Windrad-Modell ausgesucht. Nun erreichten die Schwabsoiener schlechte Nachrichten: Die Sachsenrieder Windräder werden nicht kommen – zumindest nicht in absehbarer Zeit.

Der Grund für die unerwartete Absage des Projekts, das in Bürgerbeteiligung auf privaten Flächen realisiert werden sollte, ist ein Einwand der Bundeswehr. Die sitzt mit ihrem Heeresflugplatz und der Luftlande-/Lufttransportschule bekanntlich nur wenige Kilometer von den geplanten Windrad-Standorten entfernt in Altenstadt. Eine finale luftfahrttechnische Untersuchung habe ergeben, dass die Windräder im flugsicherheitsrelevanten Bereich des Flugplatzes liegen würden, sagt Bürgermeister Manfred Schmid auf Nachfrage. Mit den Windrädern würde sich das Unfallrisiko „gerade bei schlechten Sichtverhältnissen im Anflugbereich auf den Heeresflugplatz Altenstadt enorm erhöhen“.

Rotorblätter von Windrädern könnten für Fallschirmspringer gefährlich werden

Springender Punkt ist die Höhe: Wenn eine Anlage 260 Meter hoch ist, sei der Toleranzraum zu Flugzeugen im Landeanflug zu gering, erklärt Schmid. Oberstleutnant Martin Holle sagt auf Nachfrage, dass Rotorblätter in der Nähe eines Bundeswehr-Flugplatzes generell nicht nur für Maschinen, sondern auch für die Fallschirmspringer gefährlich werden könnten. „Die werden nicht nur auf dem Platz, sondern oft auch weit davon entfernt abgesetzt.“

Tatsächlich sind die Bedenken nicht neu. Schon 2015, als der Regionalplan Oberland fortgeschrieben und Sachsenried als Vorranggebiet für Windenergie eingestuft wurde, reichte die Bundeswehr eine ablehnende Stellungnahme zu den Plänen ein. Diese habe der Planungsverband zwar geprüft und abgewogen, letztlich aber verworfen, sagt Schmid.

Das sagt der Planungsverband Region Oberland zum Windrad-Aus in Sachsenried

Eine Entscheidung, die auf die damalige Überlegung der Bundeswehr zurückging, mit der Luftlande-/Lufttransportschule aus Altenstadt wegzuziehen. Wäre der Bundeswehr-Standort verlegt worden, hätte die Fläche im Sachsenrieder Forst irgendwann als uneingeschränktes Vorranggebiet für Windkraftanlagen zur Verfügung gestanden. Nun wurde aus dem Umzug freilich nichts, was für das Windenergie-Vorranggebiet aber nicht mehr bedacht wurde. Die Fläche wurde trotzdem als geeigneter Windkraft-Standort festgelegt. „Das hätte nie passieren dürfen“, ärgert sich der Schwabsoiener Rathauschef.

Der Planungsverband Region Oberland gibt auf Nachfrage an, dass man „mit der konkreten Anlagenplanung weder befasst noch informiert“ sei und deshalb keine Auskunft dazu geben könne, warum die Problematik erst jetzt aufgefallen ist. „Der Regionalplan sichert geeignete Standorte für die Windkraft. Ob und wie am Ende auf den im Regionalplan ausgewiesenen Flächen tatsächlich Windkraftanlagen errichtet und betrieben werden, hängt von zahlreichen Faktoren ab“, heißt es in der Stellungnahme des Verbands.

So sei für hohe Windräder ein immissionsschutzrechtliches Genehmigungsverfahren erforderlich. Darum müsse sich die jeweilige Kreisverwaltungbehörde, also das Landratsamt, kümmern. „Der Planungsverband ist daher auch nicht mit der konkreten Anlagengenehmigung oder konkreten Anlagenplanungen befasst.“

„Es ist wirklich eine Frechheit, dass das erst jetzt rauskommt“ - Gemeinderäte verärgert über Windkraft-Aus

Schmid erfuhr vor gut zwei Wochen von dem Windkraft-Aus in Sachsenried. Am Ende der jüngsten Gemeinderatssitzung sprach er es öffentlich an, woraufhin die Räte ihrem Unmut Luft machten. „Es ist wirklich eine Frechheit, dass das erst jetzt rauskommt“, schimpfte etwa Christian Stögbauer. „Das Vorranggebiet besteht ja schon seit Jahren.“ Christoph Obermeier nannte es eine „Sauerei, dass so viel Geld und Zeit verpulvert wurde“, ehe feststand, dass das Projekt nicht realisierbar ist. Er meinte, die Gemeinde sei in einer „glücklichen Lage“, weil sie die passenden Gegebenheiten für Windenergie-Erzeugung habe. Norbert Schmid findet es schlichtweg „traurig“, dass es nun nicht zum Windrad-Bau kommt. „Bei uns ist die Akzeptanz in der Bevölkerung da und dann dürfen wir nicht.“

Trotz des Rückschlags will der Bürgermeister die Windkraft-Pläne in Sachsenried noch nicht ganz beerdigen. „Das Vorhaben ruht“, sagt er. Denn vielleicht gebe es in Zukunft ja auch kleinere Anlagen, die genauso effizient Windstrom erzeugen können wie die großen heute.

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