Kein Windrad in den Vorbergen

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Über ein Vorranggebiet Windkraft ging es im Waakirchner Gemeinderat. © Bernd Weißbrod

Ein Windpark in den Mariensteiner Vorbergen? Das kann sich der Waakirchner Gemeinderat nicht vorstellen. Mit großer Mehrheit verweigerte das Gremium der Fortschreibung des Regionalplans in Sachen Windenergie die Zustimmung. Aber so ganz verschließen will man sich dem Thema nicht.

Waakirchen - Es geht um das bergige Gebiet südlich von Marienstein, nahe dem alten Steinbruch. Das als Vorranggebiet Windkraft markierte Areal reicht von der Westgrenze Reichersbeuerns bis zum Gemeindegebiet Gmund mit der Holzeralm, auch ein kleiner Bereich von Bad Wiessee ist noch betroffen.

Wie die Nachbargemeinden ist Waakirchen aufgefordert, im Rahmen der Fortschreibung des Regionalplans eine Stellungnahme abzugeben. Die Gemeinde Gmund hat, wie berichtet, ein Windrad an der Holzeralm abgelehnt. In Bad Wiessee steht die Beratung über das Thema laut Bürgermeister Robert Kühn noch aus.

Kein Vorranggebiet mehr im Waakirchner Norden

In einem früheren Entwurf war auf Waakirchner Flur auch ein Vorranggebiet im Norden vermerkt gewesen. Das, befand Evi Obermüller (Grüne), hätte sie für weit geeigneter gehalten als das sensible Gebiet in den Vorbergen. „Warum ist das denn rausgeflogen?“, fragte sie. Obwohl sie Windkraft als wichtige Ergänzung zur Photovoltaik befürworte, stimme sie dem jetzt markierten Vorranggebiet nicht zu: „Da fehlt die Akzeptanz.“

Die Frage, warum der Waakirchner Norden als Standort verworfen wurde, konnte Bauamtsleiter Christoph Marcher nicht beantworten. Er hatte, ausgehend von der bekannt kritischen Haltung des Gemeinderats gegen Windräder in den Vorbergen, einen ablehnenden Beschlussvorschlag verfasst, der nun zur Abstimmung stand.

Vorbehalte gegen Eingriff in den Bergwald

Die Gemeinde Waakirchen habe erhebliche Vorbehalte gegen einen Eingriff in den Bergwald, heißt es dort. Im Vorranggebiet lägen zwei kartierte Biotope, die geschützte Gelbbauchunke lebe dort. Zudem bestünden Geo-Risiken, es seien Hangrutschungen zu befürchten. Die Gemeinde könne zudem nicht abschätzen, ob Stollen des früheren Kohlebergwerks bis ins Vorranggebiet reichen. Auch die Zuwegung könnte sich als schwierig erweisen.

Zweifel an Gegenargumenten

Carsten Brockmann (ABV) schüttelte den Kopf. Sein Vorwurf: Die Gegenargumente seien teils an den Haaren herbeigezogen und hielten einem Faktencheck nicht stand. . Am Mariensteiner Bergwerk seien jahrzehntelang Schwerlaster gefahren, da könne man nicht mit einer fehlenden Zuwegung argumentieren, führte er an. Auch den Verweis auf die Stollen halte er für abwegig. Die Gemeinde möge eine sachliche Stellungnahme in kooperativem Stil abgeben, meinte er und kündigte seine Ablehnung des Beschlussvorschlags an.

„Dabei bin ich nicht der, der unbedingt Windräder haben will“, erklärte Brockmann. Eine pauschale Ablehnung des Vorranggebiets sei aber für ihn nicht nachvollziehbar. Zumal die Gemeinde damit die Chance vergebe, durch konkrete Standortvorschläge an der Planung mitzuwirken.

Entscheidung liegt beim Planungsverband

Eine Befürchtung, die Rudi Reber (ABV) teilt. Er frage sich, ob die Gemeinde mit einer prinzipiellen Ablehnung den Weg dafür frei mache, „dass sie es uns einfach woanders hinklatschen“, meinte er. Bauamtsleiter Marcher hat da keine Bedenken. Dass der Gemeinderat sich gegen das Vorranggebiet ausspreche, nehme dies auch nicht aus dem Rennen, so Marcher. Nach dem Abwägungsverfahren werde der Planungsverband eine Entscheidung treffen.

„Wenn wir gegen Windkraft sind, sollten wir überlegen, wie wir anders klimaneutral werden“, gab Jan Heiermann (SPD) zu bedenken. Cornelia Riepe (Grüne) plädierte dafür, über die Gemeindegrenze zu blicken und eine Kooperation mit den Nachbarn in Sachsenkam zu suchen. Nach dem Vorbild von Otterfing, Sauerlach und Aying im Hofoldinger Forst könne ein Windprojekt mit Beteiligung der Bürger, der Gemeinden und der Landkreise entstehen.

Letztlich entschied das Gremium, den Hinweis auf die problematische Zuwegung aus der ablehnenden Stellungnahme zu entfernen. Sie wurde gegen zwei Stimmen verabschiedet.

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