Steife Brise gegen die Windkraft: Fischbachau lehnt Vorranggebiete ab

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Windräder mit Alpenkulisse: Für die Fischbachauer Gemeinderäte – anders als hier im Allgäu – nicht vorstellbar. © IMAGO/Wolfgang Maria Weber

Vier Windvorranggebiete hat der Planungsverband Region Oberland auf Fischbachauer Flur festgelegt. Der Gemeinderat reagierte nun mit einer umfassenden ablehnenden Stellungnahme.

Fischbachau – Zu steil, zu eng, zu instabil, zu nah, zu exponiert, zu schützenswert – und obendrein ohnehin eigentlich viel zu windschwach: Liest man sich die Argumente der Gemeinde Fischbachau zu den auf ihrer Flur geplanten vier Windvorranggebieten durch, kann man sich kaum vorstellen, dass sich hier tatsächlich jemals energieerzeugende Rotorblätter drehen werden.

Davon geht auch Bürgermeister Stefan Deingruber (CSU) nicht aus, erklärte er jüngst bei der Behandlung der Stellungnahmen zur Teilfortschreibung des Regionalplans in Sachen Windkraft im Gemeinderat. Denn selbst wenn die Flächen am Ende des Tages im Plan bleiben sollten, um auf die vom Bund vom Freistaat geforderte Ausweisung von 1,8 Prozent der Landesfläche als Windenergiegebiete bis 2032 zu erreichen: „Da wird niemals ein Windrad stehen“, betonte der Bürgermeister. Einfach, weil es sich angesichts des im Vergleich zum erwartenden Ertrag riesigen Erschließungsaufwand nicht wirtschaftlich betreiben lassen würde.

Einstimmige Ablehnung von Windkraft-Plänen im Gemeinderat

Wie berichtet, hat der Planungsausschuss die Karte mit den Vorranggebieten, die neben Fischbachau auch in Schliersee und Hausham liegen, im März ins Verfahren geschickt. Bis zum 19. Mai können die betroffenen Gemeinden Einwände dagegen erheben. Die Fischbachauer Stellungnahmen hatten die Gemeinderäte nun vorliegen – und segneten sie einstimmig und ohne Wortmeldungen ab. So beantworteten sie auch Deingrubers Frage „Seht ihr etwas anders?“ mit einem aus seiner Sicht erfreulichen Kopfschütteln: „Dann bin ich froh.“

Bereits Ende Mai 2024 hatte Fischbachau im Rahmen der kommunalen Vorprüfung die Frage, welche ihrer Gebiete potenziell für Windkraft geeignet wären, pauschal mit „keine“ beantwortet. Mit der Folge, dass Flächen im Bereich der Weißenbacher Berge, der Sternplatte und rund um das Katzenköpfl ersatzlos aus den Plänen gestrichen wurden. Jeweils gestutzt und geteilt wurden die Areale Durhamer Berg und Buchberg sowie Gschwendner Berge und Buchbichl. Sie allerdings sind jeweils einzeln als vier Windvorranggebiete in den Karten erhalten geblieben.

Dass aber auch sie weiterhin als für die Windkraft ungeeignet erachtet werden, begründet die Verwaltung mit jeweils ausführlicher Argumentation. Die bezieht sich nicht nur auf die möglichen Standorte der Windräder selbst, sondern auch auf deren Erschließung für Anlieferung und Bau. „Sie können ja nicht mit dem Hubschrauber eingeflogen werden“, schickte Deingruber voraus. Generell befänden sich laut Windatlas die Fischbachauer Flächen nur minimal über der Betrachtungsgrenze von 4,7 Meter pro Sekunde in einer Höhe von 180 Metern.

Viele Gegenargumente – von Standort bis Erschließung

Als negativ wertet die Gemeinde zudem die große Einsehbarkeit mit Folgen für Landschaftsbild und Tourismus, angrenzende Biotope und Trinkwasserschutzzonen, fehlende Löschwasserversorgung sowie Gefahren von Hangrutschen und Erdfällen durch frühere Bergbaustollen. Die möglichen Erschließungsstraßen seien meist nur gekiest, schmal und mit Serpentinen und Steilkurven gespickt. „Da müssten viele Bäume fallen, um sie mit Schwertransporten befahren zu können“, warnte Deingruber. Vielen fehle zudem eine öffentliche Widmung, wodurch es die Zustimmung von privaten Grundeigentümern zur Nutzung brauche.

Angesichts dieser umfassenden und einstimmigen Ablehnung der Windvorranggebiete bedankte sich ein Anwohner nach der Sitzung bei den Gemeinderäten für das klare Votum. Seine ängstliche Frage, ob die Windräder am Ende trotzdem kommen könnten, beantwortete der Bürgermeister so: „Absolut unrealistisch.“

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