Strategiewechsel? Russland gründet neue Brigade im Norden der Ukraine

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Das russische Militär erhält Verstärkung an der Nordfront in Belgorod: bis zu 48.000 Soldaten sollen stationiert sein. Was plant Putin?

Belgorod – Das russische Verteidigungsministerium gibt interessante Einblicke in seine Kriegsführung: im Norden der Ukraine soll eine operative, strategische Gruppe eingesetzt sein. Die Verstärkung im Sektor der russischen Stadt Belgorod an der Nordfront soll bis zu 48.000 Mann stark sein, erwähnte das Verteidigungsministerium laut der Kyiv Post erstmals in seinen täglichen Aktualisierungen am Sonntag (14. April).

Indiz gibt der Name der neuen Einheit. „Sever“ heißt übersetzt Norden. Vor Ort soll die neue Brigade mit Unterstützung der Luftfahrt und der Artillerie Personal und Ausrüstung der ukrainischen Streitkräfte in den Gebieten der Siedlungen Ternowa und Hatishche in der Region Charkiw angegriffen haben, heißt es in der offiziellen Mitteilung.

Ausbildung russischer Soldaten
Russische Rekruten während der Ausbildung in Luhansk. Blickt Putin nach dem Osten nun auch auf den Norden der Ukraine? (Archivfoto) © Alexey Maishev/imago

Früheren Grenzschutztruppen stärken Russlands Nordsektor

Derzeit verfügt Russland über fünf bestätigte operative strategische Gruppen in der Ukraine. Diese sind ebenfalls nach geografischen Besonderheiten oder Himmelsrichtungen benannt. Es gibt die Gruppe Zentrum, Süden, Westen, Osten und Dnepr. Letztere wurde nach dem Fluss Dnepr benannt, der durch Russland, Belarus und die Ukraine in das Schwarze Meer fließt.

Die Mitteilung des russischen Militärs lässt sich nicht unabhängig überprüfen. Nach Angaben der ukrainischen Informationsplattform Information Resistance wurde die Gruppe auf der Grundlage der früheren Grenzschutzgruppe gebildet. Laut des Portals soll die neue Truppe für den Nordsektor aus rund 48.000 Soldaten, zwischen 350 und 360 Panzern, bis zu 860 gepanzerte Kampffahrzeugen, rund 950 Artilleriesystemen und 120 Einheiten von Mehrfachraketenwerfern bestehen. Die neue Brigade steht dabei unter dem Kommando von Generaloberst Aleksandr Lapin. Dieser ist seit Januar 2023 Stabschef der russischen Bodentruppen.

Strategisch interessant: Charkiw bedeutend wegen Größe und Lage

Die Verstärkung der Truppen auf russischer Seite im Gebiet Belgorod ist strategisch klug. Denn gegenüber auf ukrainischer Seite, rund 30 Kilometer entfernt, befindet sich die umkämpfte Metropole Charkiw. Die ukrainische Armee versucht seit Wochen mit Drohnenangriffen, die russischen Einheiten in und um Belgorod an Attacken auf Charkiw zu hindern. Die Angriffe auf die Stadt hatten sich zuletzt verstärkt. Charkiw ist strategisch vor allem wegen der Größe und Lage interessant: Die Stadt ist mit rund 1,5 Millionen Einwohnern die zweitgrößte der Ukraine, der russischen Grenze nah und von großer strategischer wie wirtschaftlicher Bedeutung.

Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als zwei Jahren gegen die russische Invasion. Besonders erfolgreich gelang das den Truppen unter Präsident Wolodymyr Selenskyj bisher im Norden. Nach der russischen Invasion konnten damals Gebiete im Norden sogar von der Ukraine zurückerobert werden. Jetzt scheint Russland erneut das Gebiet ins Visier zu nehmen. Die ukrainischen Truppen befestigen deswegen schon seit Wochen ihre Grenze im Norden. (bg/dpa)

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