„Silberklänge“ im japanischen Fernsehen: Echinger Seniorenchor schaffts ins japanische Fernsehen

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Kamera ab: Eine japanische Crew filmte die Probe des Echinger Seniorenchors „Silberklang“ für eine Sendung, an der Chorleiterin Kayao Katsuta-Grandy mitwirkt. © Wilms

Der Echinger Seniorenchor „Silberklang“ hat es ins japanische Fernsehen geschafft. Klingt wie ein Scherz, ist aber auf Chorleiterin Kayao Katsuta-Grandy zurückzuführen. Denn die gebürtige Japanerin ist in ihrem Heimatland eine echte Koryphäe – allerdings nicht in der Musik.

Eching – Der Seniorenchor „Silberklang“ unter Leitung der gebürtigen Japanerin Kayao Katsuta-Grandy hat sich seit seiner Gründung im September 2005 als feste Institution im ASZ-Mehrgenerationenhaus etabliert. Sogar außerhalb Echings konnte das langjährige Ensemble, das sich regelmäßig an jedem Montagvormittag im Saal des Alten- und Servicezentrums zur Chorprobe trifft, durch die Verleihung des Kultur-Anerkennungspreises des Landkreises Freising im Jahr 2017 einige Popularität erlangen. Demnächst wird sogar in Japan ein Fernsehbeitrag über den Echinger Chor Silberklang ausgestrahlt, der kürzlich von einem japanischen Produktionsteam vor Ort aufgezeichnet wurde.

Frankls Lehre wird in Japan immer populärer

Das Interesse aus Fernost zu verdanken hat das 20-köpfige Echinger Chor-Ensemble seiner Leiterin Kayao Katsuta-Grandy. Die 78-jährige ist (unter dem Namen Grandy) als ambitionierte Musikpädagogin in der Gemeinde, Musikschule und Mehrgenerationenhaus in Eching ortsbekannt und darf für sich in Anspruch nehmen, seit Jahrzehnten bei Schülerinnen und Schülern jeden Alters die Begeisterung für gemeinsames Musizieren und Singen geweckt zu haben. Was in ihrer bayrischen Wahlheimat weitgehend unbekannt sein dürfte, ist die Tatsache, dass die Musikerin über ein weiteres wissenschaftliches Standbein verfügt. Nach Abschluss ihres Philosophiestudiums in Tokio und München hat sie im Jahr 2000 eine psychotherapeutische Zusatzausbildung als Logotherapeutin nach Viktor Frankl (ehemaliger österreichischer Neurologe und Psychiater, Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse) abgeschlossen, als bisher erste und einzige Japanerin.

Kayao Katsuta-Grandy ist in ihrer Heimat Japan sehr bekannt.
Kayao Katsuta-Grandy ist in ihrer Heimat Japan sehr bekannt. © Wilms

In ihrem Heimatland hat sich Katsuta-Grandy „nach kleinen unscheinbaren Anfängen“, wie sie sagt, in über zwei Jahrzehnten den Ruf einer viel beachteten Koryphäe auf dem Gebiet der Logotherapie erarbeitet. Sie pendelt von Deutschland nach Japan und hält dort regelmäßig Seminare ab, unter anderem für Psychotherapeuten, Psychiater und Ärzte, aber ebenso für Ratsuchende. Kürzlich ist in Japan ihr Einführungsbuch über Frankls Logotherapie erschienen. Im staatlichen japanischen Fernsehen entstand im Zuge der wachsenden Popularität von Frankls Lehre die Idee, eine Sendung über ihn und seinen logotherapeutischen Ansatz zu produzieren. Da war es für die Regisseurin naheliegend, Kayao Grandy um fachliche Unterstützung und Teilnahme zu bitten. Die Sendung ist als sechsteilige Reihe konzipiert. „Darin erzähle ich Frankls Leben und auch sein Leiden im KZ. Im Mittelpunkt steht natürlich seine Überzeugung, dass man in jeder Situation im Leben einen Sinn finden und verwirklichen kann“, beschreibt Grandy ihren Part. Ab Ende April bis September 2024 soll das Format einmal monatlich beim öffentlich-rechtlichen Sender NHK ausgestrahlt werden.

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Japanische Crew filmt Probe des Chor

„Es wurden bereits im Februar drei Folgen im Studio in Tokio aufgenommen“, berichtet sie. „Aber das Produktionsteam wollte auch nach Bayern gekommen, um über mein persönliches Leben in Deutschland zu berichten. Da geht es darum, wie ich hier lebe und was ich in meinem Wohnort tue und vor allem, wie ich Frankls Gedanken konkret in meinen Tätigkeiten anwende.“ Nach Grandys Erfahrungen lassen sich logotherapeutische Prinzipien besonders gut auch beim gemeinsamen Musizieren mit älteren Menschen umsetzen. „Eine ebenso sinnvolle wie dankbare Aufgabe“, wie sie sagt. „Die Mitglieder nehmen Rücksicht aufeinander und tragen Sorgen füreinander. Keiner soll sich in der Gemeinschaft allein und verlassen fühlen“ führt sie aus. Dies „stärkt den Willen zu einem positiven, erfüllten Leben und schließlich das Immunsystem“, ist sich die Chorleiterin und (Musik)-Therapeutin sicher. Am allerbeliebtesten sind in dieser Runde, deren Altersschnitt 76 Jahre beträgt, traditionelle Volkslieder. Aber auch auf Neues lassen sich die Chormitglieder unter Anleitung immer wieder gerne ein und erarbeiten sich unbekannte Lieder. Und so ist es eine ganz normale Chorstunde, die die japanische Filmcrew aufzeichnet, mit den gewohnten Atem- und Lockerungsübungen zu Beginn – und dem gemeinsamen Singen, das von Grandy auf dem Klavier begleitet wird. Text- und tonsicher, dabei fröhlich und entspannt, einander zugewandt und konzentriert, gibt „Silberklang“ hörenswerte Beispiele aus dem umfangreichen Repertoire wie „Rock my soul“, „Wohlauf in Gottes schöne Welt“ oder, als mehrstimmigen Chorsatz das Frühlingslied „Alle Vögel sind schon da“ zum Besten.

Da kann der Chor aus dem Vollen schöpfen, denn jedes Mitglied verfügt über eine ansehnliche Mappe mit von Kayao Grandy selbst kreierten Liedblättern und ein entsprechend angewachsenes Liedgut. Man spürt: Das gemeinsame Musizieren ist allen wichtig und ans Herz gewachsen. Es bereichert das Leben der Chormitglieder – und das wird demnächst sogar im japanischen Fernsehen sichtbar.

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