Wegen fehlender Kindergartenplätze: Eltern verfolgen und attackieren Rathauspersonal in Moosburg

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Die Angestellten der Stadt Moosburg regeln derzeit die Verteilung von Kindergartenplätzen im Ort - und müssen dabei nicht nur mit fehlendem Betreuungspersonal kämpfen, sondern offenbar auch mit aggressiven Eltern. (Archivfoto) © Armin Forster

Moosburgs Mangel an Kindergartenplätzen ist so enorm, dass manchen Eltern offenbar die Nerven durchgehen: Nun wurde Rathauspersonal verfolgt und attackiert.

Moosburg – Mit einer äußerst negativen Mitteilung startete Moosburgs Bürgermeister Josef Dollinger am Montag im Stadtrat: „Wir haben ja jetzt den Anmeldezeitraum für die Kindergärten gehabt. Aktuell fehlen 100 Plätze. Und es hat leider sehr unschöne Reaktionen von Eltern gegeben.“

Während auch in dieser Sitzung wie seit Monaten rund 20 Eltern auf den Zuhörerbänken saßen, um ihrer Betreuungsnot Nachdruck zu verleihen, richtete sich Dollinger eindringlich an sie: „Es kann nicht angehen, dass Mitarbeiter beleidigt und teilweise körperlich angegangen werden.“ Angestellte seien bis auf den Parkplatz verfolgt und beschimpft worden. „Unser Personal kann überhaupt nichts für diese Situation und wir werden jede Beleidigung und jeden Angriff anzeigen. Wenn einer meint, er kann sich so aufführen, dann führt das nicht zu einem Kindergartenplatz. Der kommt auf der Prioritätenliste nach ganz unten.“ Mitarbeiter dürften keine Angst haben müssen, „wenn sie in die Arbeit gehen, oder dass sie im Homeoffice aufgesucht werden“.

60 Anrufe pro Tag - inklusive Beschimpfungen

Nach einem Krisengespräch mit der Fachabteilung habe man entschieden, sie vorerst für den Publikumsverkehr zu schließen und einen Anrufbeantworter zu aktivieren. Dollinger: „Es kann nicht sein, dass pro Tag 60 Anrufe kommen und sich die Mitarbeiterin beschimpfen lassen muss.“ Das Personal sei hochmotiviert und gebe das Beste. Dollinger bat um Verständnis für die Lage. „Wir können gern vernünftige Gespräche führen und gemeinsam Lösungen finden.“

Eltern-Kind-Demo in Freising
Die Kita-Krise treibt nicht nur in Moosburg die Eltern herum. In Freising gingen 2023 und auch in diesem Jahr schon etliche Demonstranten wegen des Personalmangels auf die Straße. Doch in Moosburg gingen einige Eltern nun zu weit. (Archivfoto) © Lehmann

Eine Vertreterin des Elternbündnisses meldete sich dann zu Wort: „Wir stehen nicht hinter solchen Ausschreitungen. So etwas ist extrem scheiße, und wir werden das in der großen Gruppe nochmals kommunizieren, dass das nicht toleriert wird.“ Man sei sich der „wahnsinnig komplizierten Aufgabe“ der Mitarbeiter bewusst. Eine weitere Mutter lobte namentlich die Sachgebietsleiterin für ihr offenes Ohr und die „tolle Beratung“. Man wisse, dass man „das Betreuungspersonal nicht herzaubern kann“. Dollinger räumte daraufhin ein, dass das Elternbündnis eigentlich der falsche Adressat sei, er aber darum bitte, den Appell weiterzugeben.

Probleme mit dem Anmeldeportal „Little Bird“

Die Aussprache änderte freilich nichts am Grundproblem der Betreuungsnot, das dann nochmals eindringlich von Elternseite geschildert wurde. Auch habe das heuer erstmals angewandte Online-Anmeldeportal „Little Bird“ zu großer Unsicherheit geführt, weil man sich vorab auf Einrichtungen festlegen musste, in denen es dann teils gar keine Plätze gegeben habe. „Little Bird“ liefere dazu aber keine Infos.

Angeregt wurde auch eine trägerübergreifende Anmeldung des Kindes bei der Stadt statt bei einzelnen Einrichtungen. Dann könne der Betreuungsbedarf zentral nach Priorität abgearbeitet werden. Derzeit hätten Familien bereits Zusagen, während andere mit deutlich höherer Priorität noch ohne Platz im September dastünden.

Eltern sollen bis Ende Mai informiert werden

Dollinger erklärte, dass die privaten und kirchlichen Träger sehr unterschiedliche Prioritäten hätten, und man diese als Stadt nicht vorschreiben könne. Kita-Referentin Nathalie von Pressentin (Grüne) fand das Feedback dennoch gut und erklärte, „dass man das bei einem Trägertreffen auf jeden Fall besprechen sollte. Es geht ja um die Moosburger Kinder.“

Immerhin die jetzt noch freien Plätze sollen laut Dollinger trägerübergreifend vergeben, die Eltern bis Ende Mai informiert werden. „Es werden aber definitiv einige auf der Strecke bleiben.“ Den erneuten Elternwunsch nach einer Arbeitsmarktzulage für Betreuungspersonal fand der Ortschef nicht zielführend, weil sich die Träger dann nur gegenseitig das Personal abwerben würden, das Problem nur verlagert werde. Das sei unfair anderen Stadt-Mitarbeitern gegenüber. Dollinger: „Aber da muss man schauen, wie sich der Stadtrat entscheidet.“

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