Pfarrkirche Mariä Geburt: Einschusslöcher und andere Überraschungen
Völlig eingerüstet ist schon seit Monaten die Anzinger Kirche. Eine Großsanierung von außen ist angesagt. Inzwischen hat man einige Überraschungen erlebt und gesehen.
Anzing - Es ist, mit Blick aufs Wetter, noch einer dieser etwas besseren Mai-Tage. Nach Regen schaut’s an diesem Frühlingstag nicht aus. Jedenfalls nicht sofort. Am Fuße des Kirchturms von Mariä Geburt in Anzing ist auch von einem nennenswerten Wind nicht viel zu spüren. Warum also nicht die 33 Meter auf dem seit Jahresbeginn existierenden Gerüst an der Außenseite der Pfarrkirche hinaufkraxeln?
Natürlich nur mit Erlaubnis und in Begleitung von Kirchenpfleger Franz Hartl, der sich in dieser Funktion schon mehrfach bis fast zur Kirchturmspitze hinaufgewagt hatte, um nach dem Rechten zu sehen.
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Die 16 „Etagen“ sind halbwegs locker in ein paar Minuten erklommen. In Höhe des zwiebelförmigen Kupferdachs ganz oben bietet sich auch an diesem leicht verhangenen Spätvormittag ein noch recht zufriedenstellender Blick über Anzing. Nur die Windstille am Boden ist hier schlagartig verschwunden. Es bläst ganz ordentlich. Man tut gut daran, Kugelschreiber und Notizblock fester an sich zu drücken als sonst.
Mit dabei ist Christian Mader, der als Mitglied der Kirchenverwaltung in den letzten Jahren viel getan hat, um alles Mögliche rund um die Pfarrkirche und ihre Sanierung in Bilder und gar Videos zu dokumentieren und so der „Nachwelt“ zu erhalten (siehe Link am Textende). Auch an diesem Tag hat er selbstverständlich seine Kamera mit dabei; und das nicht nur zur Zierde.
Das Kupferdach direkt vor der Linse, beginnt Franz Hartl neben ihm schon mal zu erzählen und zu erzählen. Der Kirchenpfleger hat sich in den letzten Monaten extrem hineingefuchst in alles, was mit der laufenden Sanierung des Gotteshauses zu tun hat. Im Innern, sagt er, sei die Erneuerung der Heizung fast fertig. Bis auf den Bereich der Sakristei, hier fehle noch das Okay des Dekanats.
Größere statische Maßnahmen im Innern
Trotzdem schaut es innen noch immer nach Großbaustelle aus. Aus statischen Gründen, wie es heißt, verlaufen gleich mehrere Stahlrohrverbindungen quer durch das Kirchenschiff. Oben drüber, am Dach, wird nämlich gewerkelt. Und ohne die Absicherung weit unterhalb könnte es gefährlich werden für alle, die oben in luftiger Höhe an der Kirche arbeiten.
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Heuer im September, hofft Hartl, werde es innen wieder so ausschauen, dass die katholische Pfarrkirche für Gottesdienste genutzt werden kann. Man habe jedenfalls schon optimistisch Termine, auch kultureller Art, vereinbart, heißt es. Außen dauern die Arbeiten noch sehr viel länger, sagt er; mindestens bis Oktober 2025, lautet seine vorsichtige Schätzung.
Gerade in diesem Moment wirft ein tschechischer Mitarbeiter einer Sanierungsfachfirma seine elektrische Säge auf Höhe des Dachs über dem Hauptschiff an, um ein gewaltiges Holzteil zu bearbeiten. Es wird später passgenau eingesetzt an einer Stelle auf der Nordseite. Dort, wo zuletzt schon zahlreiche Balken des Dachstuhls erneuert wurden. Nicht immer in Gänze, denn diese Arbeiten (wie alle anderen auch) finden laut Hartl stets unter der Maßgabe statt, dass möglichst viel vom alten Material erhalten werden muss. Inzwischen ist ein echter Mix entstanden. Balken, die durch historische Holzdübel zusammengehalten werden, stehen neben sanierten Elementen, die mit modernen Eisendübeln und fingerdicken Schrauben versehen sind.
Vieles vom alten Originalmaterial soll erhalten bleiben
Die teilweise Freilegung des Kirchendachs offenbart auch, dass im Norden einmal ein Anbau entstand. Sichtbar geworden ist so zurzeit ein Teil einer früheren Außenfassade, womöglich aus dem Baujahr 1681. Dort oben wurden zu Urzeiten mal Teile eines früheren Beichtstuhls abgelegt; neben anderem Schutt. Niemand weiß es genau. Vielleicht, träumt Hartl ein wenig, könne man mit den Beichtstuhlresten noch was anfangen. Auch auf der Südseite (Richtung Ortsmitte) kann man sehen, dass die Sanierung des Dachs dringend erforderlich geworden war. Fäule im Gebälk ist selbst für einen Laien auszumachen.

Zu tun gibt es noch reichlich, nicht nur am Dach. Ganz oben, zum Greifen nahe am Kaiserstiel, dem höchsten Punkt, sieht man, welche Kraft ausgeht, wenn Hagel auf Kupfer schlägt. Das Dach jedenfalls ist ziemlich eingebeult. Und ein paar Einschüsse sieht man auch. Franz Hartl erzählt, dass es zu seiner Jugendzeit nicht unüblich, aber natürlich dennoch verboten war, mit Waffen, auch Karabinern, Richtung Kirchturmspitze zu zielen.
Womöglich muss das Kupfer, weil nicht ganz dicht, auch noch ausgetauscht werden. Das Budget gäbe das noch her, sagt Hartl. Ob es so kommen wird, wird sich demnächst entscheiden.
Nach gut einer Stunde ist der Turm-Ausflug beendet. Inzwischen stürmt und regnet es ergiebig.
Hintergründe
Die Kirchenstiftung Anzing bzgl. Spenden für die Kirchenrenovierung hat folgende Bankverbindung:
RV-Bank Erding IBAN: DE86 7016 9605 0002 5195 00
BIC: GENODEF1ISE.
Die Spenden können alternativ auch in den Briefkasten des Pfarrbüros eingeworfen werden.
Und hier noch ein Link zu einem Video zur Kirchensanierung: https://www.youtube.com/watch?v=yz-2dDVnz9Q&t=218s
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