Mysteriöse Drohnen-Sichtungen in den USA: Biden-Minister versucht sich an Erklärung
In den USA wird über die vielen Drohnen am Himmel über der Ostküste diskutiert. Der Chef von Homeland Security äußert sich zum Thema und muss Kritik einstecken.
New York – Die zahllosen Drohnen-Sichtungen über der US-Ostküste wühlen die Öffentlichkeit auf. Immer wieder werden Bilder und Videos der Flugobjekte verbreitet. Bislang blieb die Frage unbeantwortet, was hinter dem Phänomen steckt. Dafür sind Verschwörungstheorien einmal mehr Tür und Tor geöffnet.
Nun machte sich Alejandro Mayorkas daran, Licht ins Dunkel zu bringen. Der Heimatschutz-Minister äußerte sich in der ABC-Sendung „This Week“ zu den Sichtungen und versuchte so wohl auch, verunsicherte Bürger zu beruhigen.
Drohnen-Sichtungen in den USA: Bidens Minister bestätigt Vermutung
„Es ist keine Frage, dass die Menschen Drohnen sehen“, erklärte der 65-Jährige, dass die über den Bundesstaaten wie New York, New Jersey und Maryland entstandenen Aufnahmen in vielen Fällen das zeigen, was allgemein vermutet wird. Im selben Atemzug betonte er, dass die Politik nicht untätig sei: „Ich möchte der amerikanischen Öffentlichkeit versichern, dass wir in der Bundesregierung zusätzliche Ressourcen, Personal und Technologie eingesetzt haben, um die New Jersey State Police bei der Bewältigung der Drohnen-Sichtungen zu unterstützen.“
Bei einigen der gesichteten Flugobjekte handelt es sich laut Mayorkas tatsächlich um Drohnen, andere seien lediglich „bemannte Flugzeuge, die häufig mit Drohnen verwechselt werden“. Täglich würden Tausende von Drohnen über den USA fliegen, darunter private sowie kommerzielle Modelle.
Der Chef von Homeland Security kam auch auf eine bereits vor gut einem Jahr verabschiedete neue Regelung zu sprechen, die in diesem Zusammenhang beachtenswert erscheint. „Im September 2023 hat die Federal Aviation Administration (die US-Luftfahrtbehörde), die FAA, die Regeln geändert, damit Drohnen nachts fliegen können“, gab Mayorkas zu bedenken: „Und das könnte einer der Gründe sein, warum die Menschen heute mehr Drohnen sehen als früher, insbesondere von morgens bis abends.“
US-Regierung und die Drohnen-Sichtungen: Heimatschutz-Minister fordert weitere Befugnisse
In dem Gespräch verwies der Demokrat auch darauf, dass die Regierung von US-Präsident Joe Biden hier nicht so frei agieren darf, wie sie gerne würde. „Es ist von entscheidender Bedeutung, wie wir alle seit einigen Jahren sagen, dass wir vom Kongress zusätzliche Befugnisse benötigen, um die Drohnensituation anzugehen“, monierte Mayorkas: „Unsere Befugnisse sind derzeit begrenzt und laufen bald aus. Wir müssen sie verlängern und ausbauen.“
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Bereits am 20. Dezember endet das entsprechende Gesetz, das die Nutzung fortschrittlicher Erkennungstechnologie ermöglicht, um Drohnen zu identifizieren, zu verfolgen und einzudämmen. Auf Nachfrage von Moderator George Stephanopoulos ergänzte Mayorkas seinen Wunsch: „Wir wollen, dass staatliche und lokale Behörden die Möglichkeit haben, zunehmenden Aktivitäten unter der Aufsicht des Bundes entgegenzuwirken.“
Festnahme wegen Drohnen-Flug über Luftwaffen-Basis: „Person wird angeklagt“
Zur Sprache kaum auch ein Truth-Social-Post des designierten US-Präsidenten Donald Trump, der darin Antworten der Regierung forderte. Auch hierzu brachte Bidens Minister den Hinweis an, die Politik unterliege Einschränkungen, wenn es darum gehe, die Drohnen „handlungsunfähig“ zu machen. Seine Forderung: Den zuständigen Behörden innerhalb und außerhalb von Homeland Security müssten ebenfalls erweiterte Befugnisse gewährt werden.
Weiter brachte Stephanopoulos das Gespräch auch auf Fälle von möglicher Spionage mithilfe von Drohnen. So war ein Chinese festgenommen worden, nachdem er eine Drohne über eine Luftwaffen-Basis in Kalifornien geflogen hatte.
Darauf entgegnete Mayorkas: „Wenn eine Drohne über gesperrten Luftraum geflogen wird, handeln wir sehr, sehr schnell. Als eine Person in Kalifornien eine Drohne über gesperrten Luftraum flog, wurde diese Person identifiziert, festgenommen und wird von Bundesbehörden angeklagt.“ In den USA seien rund eine Million Drohnen registriert.

Republikaner kritisieren Biden-Regierung wegen Drohnen-Sichtungen: „Mangel an Kommunikation“
Für Chris Christie waren die Ausführungen nicht wirklich überzeugend. Der bei den republikanischen Vorwahlen für die Präsidentschaftskandidatur gegen Trump angetretene 62-Jährige kritisierte bei „This Week“, die Regierung würde die Fragen schlicht nicht beantworten. „Er sagt, sie beobachten es, sie haben keine ungewöhnlichen Aktivitäten wahrgenommen und sie brauchen mehr Befugnisse“, fasste der ehemalige Gouverneur von New Jersey Mayorkas Auftritt zusammen.
Was die Befugnisse angehe, stimme er zu. Es sei aber falsch, die zahlreichen Drohnen als nicht ungewöhnlich abzutun. „Ich habe mein ganzes Leben in New Jersey verbracht. Das ist das erste Mal, dass ich Drohnen über meinem Haus wahrnehme“, verriet Christie. Er sei in einem Restaurant von Menschen angesprochen worden, die moniert hätten, weder der demokratische Gouverneur von New Jersey, Philip Murphy, noch Präsident Biden würden ihnen irgendetwas zu den Vorgängen sagen.
„Wenn die Menschen diese Art von Aktivitäten wahrnehmen, ist es für die meisten eine neue Technologie, und sie sind beunruhigt und besorgt darüber“, führte der als gemäßigt geltende Republikaner aus: „Schuld daran ist ein Mangel an Kommunikation seitens der Regierung auf Bundes- und Landesebene.“
Radarsystem zur Drohnenerkennung? „Viel bessere Chance mit 360-Grad-Technologie“
Bei dem Thema ist auch Marjorie Taylor Greene vorne dabei. „Die Regierung hat die Kontrolle über die Drohnen und weigert sich, den amerikanischen Menschen zu sagen, was vor sich geht. Es ist wirklich so schlimm“, twitterte die für die Republikaner im Repräsentantenhaus sitzende 50-Jährige. Belege für ihre Behauptung lieferte sie nicht.
An Homeland Security und damit an Mayorkas wandte sich Chuck Schumer, der New York seit einem Vierteljahrhundert im US-Senat vertritt. Der Demokrat appellierte, den Hintergründen der Sichtungen durch den Einsatz einer Drohnenerkennungstechnologie auf den Grund zu gehen. „Wenn die Technologie existiert, um eine Drohne in den Himmel aufsteigen zu lassen, gibt es sicherlich auch eine Technologie, die das Fluggerät präzise verfolgen und feststellen kann, was zum Teufel vor sich geht“ zitiert ABC den 74-Jährigen aus einer Pressekonferenz.
Schumer plädiert für den Einsatz des Radarsystems Robin: „Wir bitten das Heimatschutzministerium, spezielle Erkennungssysteme wie Robin einzusetzen, die keine lineare Sichtlinie, sondern eine 360-Grad-Technologie verwenden, die eine viel bessere Chance hat, diese Drohnen zu erkennen.“

USA reagieren auf Drohnen-Sichtungen: „Warum haben Bundesbehörden sie nicht entdeckt?“
Außerdem zeigte er sich verwundert, dass die Drohnen überhaupt so ein Rätsel darstellen: „Drohnenradar basiert auf der Verwendung von Radiowellen. Die Radiowellen werden als Impulse ausgesendet und das bedeutet, dass sie erkennbar sind. Die Frage ist, warum haben die Bundesbehörden sie noch nicht entdeckt?“
Mayorkas hat also vielleicht einige Antworten geliefert. Aber aus Sicht von Parteifreunden wie politischen Kontrahenten offensichtlich nicht genug. (mg)