Er war einer der besten Musiker Deutschlands: Reinhard Knopp stirbt mit 52 Jahren

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Die Bühne war sein Leben: Reinhard Knopp war mit Dreisam in sämtlichen Bierzelten im Landkreis und weit darüber hinaus unterwegs. Er spielte dabei so gut wie fast alle Instrumente, die es gibt. © ANDREAS MAYR

Er war bei der Kultband Dreisam die „musikalische Wildsau“, galt im Gebirgsmusikkorps Garmisch-Partenkirchen als einer der besten Musiker überhaupt. Nun ist Reinhard Knopp mit nur 52 Jahren gestorben. Sein Leben galt aber nicht nur der Bühne, sondern besonders seiner Familie.

Garmisch-Partenkirchen – Schief. Richtig schief. Völlig verkehrt spielt Reinhard Knopp auf der Bühne den Klassiker „Über den Wolken“. Im Bierzelt werfen sich die Gäste verwirrte Blicke zu. Doch das grottenschlechte Gespiele von Knopp heitert die Menge auf. Die anderen Bandmitglieder sehen sich wissend an, müssen herzhaft lachen. Denn plötzlich richtet sich Knopp auf, legt die Trompete auf die Lippen – und beginnt ein Solo an einer Stelle des Liedes, wo eigentlich gar keines vorgesehen ist. Jetzt starrt die Menge gebannt, hört auf die perfekten Töne, auf das überragende Spiel Knopps, das immer wilder wird. Nun dreht er voll auf, verblüfft das Publikum, das johlt, fassungslos applaudiert, den Auftritt feiert. Das Bierzelt gleicht im Nu einem Hexenkessel. „Er hat das Publikum einfach veräppelt“, erinnert sich Rupert Furtner lachend. „Dann hat er sein ganzes Talent offenbart.“

Es sind Geschichten wie diese, die Furtner seinen ehemaligen Dreisam-Bandkollegen nie vergessen lassen werden. Knopp war nicht nur ein wichtiges Mitglied seiner musikalischen Kombo, die im Jahr 2004 gegründet wurde. Knopp war einer seiner engsten Freunde. Nun ist dieser viel zu früh im Alter von nur 52 Jahren gestorben.

Reinhard Knopp gestorben - Nicht nur die Musik bestimmte sein Leben, auch seine Familie

Nicht nur bei Dreisam Live aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen hinterlässt der gebürtige Hohenfurcher (Landkreis Weilheim-Schongau) eine gewaltige Lücke. Neben seiner Musik, die so ziemlich sein ganzes Leben bestimmte, war er ein Familienmensch durch und durch, erzählt sein Bruder Robert Knopp. Beide waren Nachbarn in Schwabsoien. Auf der Bühne eine absolute Rampensau, „zuhause aber der ultimative Ruhepol“, sagt Knopp. Stolz und glücklich machten ihn und Ehefrau Inge ihre Drillinge Jasmin, Johanna und Thomas – gerade mal sieben Jahre alt.

Reinhard Knopp war als Spaßvogel bekannt.
Reinhard Knopp war nicht nur als exzellenter Musiker, sondern auch als großartiger Spaßvogel bekannt. © Privat

Umso schlimmer die Nachricht, die vor über zwei Jahren über die Familie hereinbrach. Knopp hat Leukämie. Lange Phasen folgten, in denen er im Klinikum komplett isoliert wurde. „Das war richtig hart für ihn“, sagt Furtner. Doch ließ sich „Knoppi“, wie ihn seine Kameraden riefen, trotz aller Rückschläge nie unterkriegen. So gut es ging, hat er aus dem Klinikum am Familienleben teilgenommen, telefonierte täglich mehrmals über Videocall mit seinen Liebsten, schrieb sogar aus dem Gedächtnis weiterhin Noten für die Band. „Er war nicht nur ein Spaßvogel, sondern auch ein Kämpfer.“

Er genas wieder, schien das Schlimmste überstanden zu haben. Bis kurz vorm Weihnachtsfest 2023 erneut die Hiobsbotschaft kam, dass die Krankheit zurück ist. Sein Bruder spendete daraufhin Stammzellen. Die Prognosen waren hervorragend, die Spende passe zu 100 Prozent. Doch hatte Knopp kein Glück. Er erkrankte nach der Spende an einer heftigen Lungenentzündung. Zwei Tage später ist er für immer eingeschlafen.

Auch bei den Bundeswehr-Kameraden herrscht Trauer

Trauer herrscht auch bei seinen Bundeswehr-Kameraden. Beruflich war Knopp bis zuletzt im Gebirgsmusikkorps Garmisch-Partenkirchen als Stabsfeldwebel im Einsatz. „Er hat aus seiner Leidenschaft seinen Beruf gemacht“, sagt sein Bruder. Egal, welches Instrument er in die Finger bekam – er wusste es innerhalb kürzester Zeit zu spielen. „Nicht nur irgendwie, sondern wie kein anderer“, beschreibt Furtner, der tausende Stunden mit seinem Spezl auf der Bühne stand.

Knopp war ein musikalisches Ausnahmetalent, zweifelsohne einer der besten Musiker Deutschlands. „Doch hat er sich das nie anmerken lassen, dass er stets der Beste im Raum war“, sagt Furtner. Nie sei Knopp ob seines Talents überheblich oder gar arrogant gewesen. „Er ist zu 100 Prozent auf dem Boden geblieben.“

Schwabsoier war mit Garmisch-Partenkirchen stets eng verbunden

Mit Garmisch-Partenkirchen war der Schwabsoier stets eng verbunden. Dienstlich über viele Jahre beim Gebirgsmusikkorps, heuerte er vor 15 Jahren bei Dreisam an. „Den Knoppi kann man nicht beschreiben. Man muss ihn erlebt haben“, versucht Furtner die Freude in Worte zu fassen, die er und seine Kollegen damals hatten, als sie den musikalischen Tausendsassa mit an Bord wussten. Der studierte Meisterklassen-Saxophonist war ein musikalisches Genie, eine echte Spaßkanone und ein Kindskopf, „der es verstanden hat, die Gäste in seinen Bann zu ziehen“.

Ständig fielen ihm neue lustige Aktionen auf der Bühne ein. Zu einem Rockklassiker ertönte in der Nebenmelodie auf einmal der Egerländer-Klassiker „auf der Vogelwiese“. Über einen romantischen Song legte er einfach mal schnell das Hauptthema aus dem Indiana-Jones-Soundtrack. „Alles immer perfekt und 100 Prozent spontan“, sagt Furtner. Manchmal kam es sogar vor, dass er während des Spielens die Bühne verließ, um ein kleines Tänzchen aufs Parkett zu legen oder dem Kellner die Tür aufzuhalten. Purer Spaß und Unterhaltung, ein toller Freund, ein liebender Vater und Ehemann – das war „Knoppi“.

Beerdigung

Die Trauerfeier für Reinhard Knopp findet am Dienstag, 19. März, um 14 Uhr in der Pfarrkirche St. Stephan in Schwabsoien statt. Die Beisetzung erfolgt im engsten Familienkreis.

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