50-Jährige fällt auf Fake-Firma rein: Jetzt droht ihr ein Strafverfahren

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In den eigenen vier Wänden etwas Geld dazuzuverdienen: Für eine 50-Jährige aus dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen hatte das fatale Folgen. © Julian Stratenschulte/dpa

Eine 50-Jährige aus dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen fand auf einer Internet-Plattform einen Job, um sich etwas dazuzuverdienen. Jetzt droht ihr ein Strafverfahren wegen Geldwäsche.

Bad Tölz-Wolfratshausen/Miesbach – Susanne Beier (Name geändert) geht mit sich selbst hart ins Gericht. „Leichtsinnig und dumm“ sei sie gewesen. Die 50-Jährige aus dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen ist mit dem Vorwurf der Geldwäsche konfrontiert. Dafür sieht das Strafgesetzbuch eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder eine Geldstrafe vor. Beier hat sich an unsere Zeitung gewandt, weil sie andere davor warnen will, auf dieselbe Betrugsmasche reinzufallen wie sie.

„Keinen Verdacht geschöpft, dass da was faul sein könnte“

Die gelernte Groß- und Außenhandelskauffrau wollte sich etwas Geld dazuverdienen. Bei einer renommierten Internet-Job-Börse wurde sie im Frühling vergangenen Jahres fündig. Eine IT-Firma im Landkreis Miesbach suchte freiberufliche Mitarbeiter, die Websites und Apps testen. „Ich sollte bei verschiedenen Banken Konten eröffnen und anschließend deren Serviceleistungen bewerten.“ Die Homepage der IT-Firma erschien Beier seriös, auf der Seite habe es eine Chatfunktion gegeben, auf digitalem Weg sei sie angeleitet worden. Dabei wurde sie gebeten, ein Legitimationsfoto hochzuladen – ein sogenanntes Selfie, auf dem Beier ihren Personalausweis gut sichtbar in der Hand hält. Ein fataler Fehler, wie sich später herausstellen sollte. „Aber das Ganze war superprofessionell aufgezogen, ich habe überhaupt keinen Verdacht geschöpft, dass da etwas faul sein könnte.“ Man habe ihr unter anderem versichert, dass für sie nur ein „Demo-Account“ angelegt werde, mit dem sie die Testkonten einrichte.

Plötzlich kamen keine Aufträge und kein Geld mehr

Vier Monate war Beier Hobby-Testerin, bekam alle vier Wochen 90 bis 120 Euro als Lohn überwiesen. Bis die Quelle im August 2024 versiegte. „Es kamen keine Aufträge und auch kein Geld mehr.“ Stattdessen erreichte die 50-Jährige Post. In dem Kuvert steckte „ein großer Kontoauszug mit zahlreichen Namen und verschiedenen Abbuchungen in Höhe von insgesamt rund 20 000 Euro“. Geld, das auf die Konten überwiesen worden war, die Beier angelegt hatte – und anschließend auf ein ihr unbekanntes Konto weitergeflossen waren. „Es war ein Schock“, sagt die Mutter von zwei Kindern, die nun ahnte, dass etwas nicht mit rechten Dingen zuging.

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Nach vielen Versuchen gelang es ihr, die IT-Firma im Landkreis Miesbach per Telefon zu erreichen. Die hatte schlechte Nachrichten für sie: Unbekannte hätten die Website des Unternehmens kopiert und für verbrecherische Geschäfte benutzt. „Die haben über die falsche Homepage Waren verkauft, die es nicht gibt“, weiß Beier heute. Die vielen Tausend Euro, die die Kunden für die bestellten Produkte überwiesen haben, sind verschwunden.

Ich kann nur jeden dringend warnen, Finger weg von solchen Job-Angeboten!

Sofort erstattete die 50-Jährige bei der Polizeiinspektion Wolfratshausen Anzeige gegen Unbekannt. Dabei eröffneten ihr die Beamten, dass mutmaßlich auch gegen sie ermittelt werden müsse. Geldwäsche heißt das Stichwort. Beier, die sich bis dato nach eigenen Angaben noch nie hatte etwas zu Schulden kommen lassen, ist verzweifelt. Hilfe suchte sie bei der Außenstelle des „Weißen Ring“ im Landkreis, denn „ich bin ein Opfer, das Opfer einer Straftat“. Der „Weiße Ring“ vermittelte ihr zunächst einen Anwalt.

Der Zukunft blickt Beier mit großer Sorge entgegen. Das Geld, um während eines eventuell langwierigen Prozesses einen Rechtsbeistand bezahlen zu können, hat sie nicht. „Keine Ahnung, was mich da jetzt alles erwartet“, sagt sie mit Tränen in den Augen. Sie wisse allerdings, dass sie zu gutgläubig gewesen sei und von „professionellen Straftätern“ hinters Licht geführt worden ist.

„Ich kann nur jeden dringend warnen“, sagt die 50-Jährige. „Finger weg von solchen Job-Angeboten!“ cce

Tipps der Verbraucherzentrale

Wer aufgefordert wird, ein Konto einzurichten, dessen Zweck unklar ist, sollte misstrauisch werden. Das gilt insbesondere, wenn man sich in einem Video-Ident-Verfahren mit einem Selfie (mit Personalausweis) legitimieren soll. Wer einen neuen Job sucht, sollte genau prüfen, ob es das Unternehmen wirklich gibt. Eine Webseite mit Impressum und eine Postanschrift sind gute Hinweise. Wenn die Abfrage persönlicher Daten digital erfolgt und es keinen persönlichen Kontakt zum Jobanbieter gibt, gilt: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste!

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