„Mit jeder Änderung noch wuchtiger“: Straßerhof mit 90 Ferienwohnungen zu groß?

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90 Ferienwohnungen mit Schwimmteich und Wellnessbereich will Tassilo Perras auf dem Areal ab 2026 errichten. © Arndt Pröhl

In Wackersberg soll ein neuer Beherbergungsbetrieb mit 90 Ferienwohnungen erbaut werden. Für die Umsetzung der Pläne musste die Gemeinde die Flächennutzung ändern. Einige Räte sind skeptisch.

Wackersberg – Auf dem Grundstück des ehemaligen „Straßerhof“ soll ein neuer Beherbergungsbetrieb entstehen. Die Pläne dafür führten bereits in zurückliegenden Sitzungen zu Uneinigkeiten zwischen den Wackersberger Gemeinderäten (wir berichteten). Nun galt es in der jüngsten Ratssitzung am Dienstag über eine für die bisherige Planung erforderliche Änderung des Flächennutzungsplans abzustimmen.

90 Ferienwohnungen mit Wellnessbereich und Schwimmteich geplant

Vorab zum Hintergrund: Tassilo Perras, Betreiber des benachbarten Golfplatzes, hatte vor circa vier Jahren bekanntermaßen das Areal von dem kürzlich verstorbenen Unternehmer Johannes Tien erworben. Auch Tien hatte ursprünglich Hotelpläne für das Gelände in Wackersberg, sich dann allerdings auf das Wellnesshotel „Bergeblick“ auf der Wackersberger Höhe in Bad Tölz fokussiert. Nun möchte Perras in Straß einen Einfirsthof mit 90 Ferienwohnungen, einer Betriebsleiterwohnung und Wellnessbereich erbauen. Überdies ist ein am Schwimmteich gelegenes Saunahaus mit Innen- und Außenschwimmbad geplant. Der Wellnessbereich soll durch einen unterirdischen Gang mit dem Haus verbunden. Dazu sollen rund 100 Parkplätze entstehen.

Für Bebauungsplan-Änderung muss Flächennutzung geändert werden

Für diese aktuelle Planung war zuletzt in der Januar-Sitzung eine erneute Änderung vom Bebauungsplan notwendig. Hier äußerten sich bereits die Gemeinderäte Martin März, Nikolaus Braun und Josef Waldherr negativ über die häufigen Änderungsanträge. Mit ihren drei Gegenstimmen wurde dann eine komplette Neuaufstellung des Bebauungsplans vom Gremium auf den Weg gebracht. „Nun haben wir allerdings vom Landratsamt die Rückmeldung bekommen, dass wir für das Verfahren mit dem Bebauungsplan auch erst den Flächennutzungsplan ändern müssen“, erklärte Bürgermeister Jan Göhzold jetzt in der Sitzung. Aktuell ist das Areal als Sondergebiet mit der Zweckbestimmung Hotel sowie als Grundfläche mit der Zweckbestimmung Golfplatz ausgewiesen. „Zur Realisierung der aktuellen Planung muss der Flächennutzungsplan allerdings in ein Sondergebiet mit der Zweckbestimmung Beherbergung geändert werden“, so Göhzold. Dafür müsse auch ein Planer nachträglich beauftragt werden. Nikolaus Braun sagte dazu: „Ich hab‘ es schon öfter erwähnt, möchte aber an der Stelle nochmal betonen, dass ich dem Projekt gegenüber nach wie vor äußerst negativ eingestellt bin.“

Abstimmung fällt positiv aus – Drei Gegenstimmen bleiben

Die erforderliche Änderung des Flächennutzungsplans wurde in insgesamt drei Beschlüsse gefasst. Die Räte stimmen erst über den Aufstellungsbeschluss ab, dass der Flächennutzungsplan geändert wird, dann ging es in einer zweiten Abstimmung um die nachträgliche Vergabe der Planungsleistungen an das bereits mit dem Bebauungsplan beauftragte Münchner Büro Dragomir – die Kosten übernimmt übrigens laut Göhzold der Eigentümer. In einem dritten Beschluss stimmten die vollständig anwesenden Gemeinderäte über die Billigung des Entwurfes für die frühzeitige Beteiligung der Bürger, Behörden und Träger öffentlicher Belange ab. Alle drei Abstimmungen fielen positiv aus. Gegenstimmen gab es erneut von Josef Waldherr, Nikolaus Braun und Martin März.

Ich bin für das Projekt Beherbergungsbetrieb, aber gegen diese Dimension für einen kleinen Ort wie Wackersberg.

Seine kritische Haltung begründet Nikolaus Braun im Gespräch mit unserer Zeitung wie folgt: „Ursprünglich war geplant, dass ein neuer Straßerhof entsteht, der ähnlich aussieht, wie der alte. Das würde auch ins Ortsbild passen.“ Und weiter: „Dann wurde diese Planung aber schon x-Mal geändert und mit jeder neuen Änderung ist das noch größer und wuchtiger geworden.“ Die aktuelle Planung von Tassilo Perras habe in Brauns Augen „weder in Form noch Größe“ etwas mit dem einstigen „Straßerhof“ zu tun.

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Ähnlich argumentiert Gemeinderat Josef Waldherr. Auf Rückfrage unserer Zeitung erklärt er: „Ich bin absolut dafür, dass an der Stelle ein neuer Beherbergungsbetrieb entstehen kann.“ Allerdings habe auch ihn stutzig gemacht, dass immer wieder weitere Änderungen angebracht wurden. „Die Dimensionen wurden dabei auch immer größer und größer, bis wir jetzt bei 90 Ferienwohnungen sind.“ Hier habe er Zweifel, dass das Konzept an der Stelle funktionieren könne. „Aus diesen Gründen habe ich bereits gegen die letzte Änderung des Bebauungsplans gestimmt und bleibe in der Konsequenz auch jetzt dabei. Ich bin für das Projekt Beherbergungsbetrieb, aber gegen diese Dimension für einen kleinen Ort wie Wackersberg.“

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