Arbeiten für neue Kita bringen Geretsrieder Geschichte ans Licht
Auf der Baustelle für eine Kita tauchte ein Stück Geretsrieder Geschichte auf. Dort kamen historische Relikte aus der Kriegszeit zum Vorschein.
Geretsried – An der Johann-Sebastian-Bach-Straße rollten kürzlich die Bagger an. Wie berichtet soll dort eine neue Kindertagesstätte entstehen. An einem Montagnachmittag sind die Arbeiten dort in vollem Gange. Aber die Baustelle interessiert Martin Bruckner nicht. Vielmehr das, was bei den Arbeiten gefunden wurde. Für die einen sind das, was auf dem Gelände gegenüber dem Seniorendomizil Haus Elisabeth zum Vorschein kam, einfach nur Steine, die inzwischen mit Graffiti beschmiert wurden. Aber der Geretsrieder weiß, dass weit mehr dahinter steckt. Bruckner, der sich auch im Arbeitskreis Historisches Geretsried engagiert, hat recherchiert, was diese steinigen Relikte einmal gewesen sein könnten.
Munitionsfabriken hätten eigentlich näher an München errichtet werden sollen
„Bevor die Munitionsfabriken entstanden ist, war hier überall nur Wald“, erklärt Bruckner. In den Werken der Dynamit Aktiengesellschaft (DAG) und der Deutschen Sprengchemie (DSC) wurde während des Zweiten Weltkriegs Sprengstoff hergestellt. Über 600 Gebäude gab es. Eigentlich hätten die Munitionsfabriken näher an München gebaut werden sollen, im Forstenrieder Park, „aber die Nazis haben das verhindert“, erzählt Bruckner. Mit der Errichtung weiter außerhalb sollte verhindert werden, dass sie bombardiert werden. Außerdem wollte man das Naherholungsgebiet im Süden Münchens erhalten. Eine Bombardierung der Werke blieb aber auch in Geretsried nicht aus. Während eines Luftangriffs der Amerikaner regneten im Jahr 1945 viele Bomben auf das heutige Stadtgebiet.
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Mit dem Kran wurde dort Kies gefördert
Bei den Bauarbeiten für die neue Kita kam nun ein rechteckiges steinernes Fundament zutage. Bruckner vermutet dahinter das Fundament eines stationären Krans. „Vermutlich hat man damit Kies gefördert.“ Der war nötig für die Herstellung von Beton. Und der Beton wiederum für die Errichtung der Bunker und Gebäude der Munitionsfabriken. „Die hatten ganz dicke Wände“, sagt der Geretsrieder. Und Beton wurde dafür hauptsächlich verwendet, da Eisen für den Bau von Panzern gebraucht wurde.
Etwa von 1938 bis 1941 wurde an dieser Stelle Kies gefördert. „Zwischendurch war auch mal Pause“, weiß Bruckner, „denn der Kriegsverlauf war positiv, und man dachte, man braucht das Werk hier nicht mehr.“ Dann aber, als man sah, der Sieg war doch nicht so nah, sei es schnell wieder in Betrieb genommen worden.
Relikte wurden durch Fällarbeiten erst sichtbar
Bruckner kennt die steinernen Zeitzeugen an der Johann-Sebastian-Bach-Straße schon lange. Seit vielen Jahren interessiert er sich für die reiche Geschichte der Stadt. „Ich kannte die Relikte hier, aber durch die Fällung jetzt wurden sie erst richtig sichtbar.“ Bruckner hat die Fundamentreste fotografiert. Ihm ist wichtig, diese Relikte auf diese Weise zu bewahren. „Man weiß nicht, wie lange das alles noch hier sein wird.“
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Laut Pressestelle der Stadt Geretsried müssen die Reste nun fachmännisch abgetragen und danach entsorgt werden. Wie berichtet entsteht an der Johann-Sebastian-Bach-Straße eine zehngruppige Kindertagesstätte. Derzeit werden die Baugrube ausgehoben und die Fläche begradigt. Im April soll mit dem Rohbau begonnen werden. Bis die neue Kita fertig ist, wird der frühere Standort der Caritas-Kindertagesstätte Blechkiste an der Tattenkofener Straße mit Container für Erleichterung bei der angespannten Betreuungssituation sorgen.
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