"Elfmeter, der keiner ist": Italienische Presse tobt nach Last-Minute-Aus gegen England

  • Im Video oben: England schlägt ganz spät in der Verlängerung zu und zieht ins EM-Finale ein

Bis tief in die Nachspielzeit des Halbfinals bei der Frauen-EM deutete in Genf alles auf Italiens erste Final-Teilnahme bei einem großen Turnier seit 1997 hin. Dann der erste Schock: Michelle Agyemang (90.+6) trifft für England zum 1:1 - Verlängerung. 

In dieser kommt das Unheil wieder spät: Emma Severini zieht Beth Mead im Strafraum zu Boden, Chloe Kelly tritt in der 119. Minute zum Elfmeter an und trifft im Nachschuss. 1:2. Abpfiff. England steht im Finale und übersteht nach dem Elfmeter-Krimi gegen Schweden das nächste Drama. Italien ist raus. 

Italien-Trainer zu Elfmeter: "Frage mich, ob sie ihn auf anderen Seite gegeben hätten"

Ebenjener Elfmeter in der Verlängerung sorgt im Nachgang für viel Wut. "Die Spielerinnen hätten ein anderes Ende verdient gehabt. Das ist eine bittere Niederlage. Das ist etwas, das weh tut. Aber wir müssen stolz auf das sein, was wir erreicht haben“, sagte Italiens Trainer Andrea Soncin. Die Szene, die zum Elfmeter führte, habe er sich nach dem Spiel kurz angeschaut: "Sie haben sich gegenseitig festgehalten. War es eine strenge Auslegung? Ich frage mich jedenfalls, ob sie ihn auf der anderen Seite gegeben hätten."

Auch Sofia Cantore, die das zwischenzeitliche 1:0 von Barbara Bonansea (33.) stark vorbereitet hatte, zweifelte den Pfiff von Schiedsrichterin Ivana Martincic an. "Wenn man so einen Elfmeter in der letzten Minute bekommt, tut das natürlich noch mehr weh", sagte die 25 Jahre alte Offensivspielerin.

Italiens Spielerinnen reagieren nach dem bitteren Aus bei der Frauen-EM gegen England.
Italiens Spielerinnen reagieren nach dem bitteren Aus bei der Frauen-EM gegen England. dpa

Auch in der italienischen Presse sorgt der umstrittene Strafstoß für Aufregung - und für viel Wut. Ein Überblick.

Pressestimmen: "Pech und ein erfundener Elfmeter eliminieren Italien"

Gazzetta dello Sport (Italien): "Italien, ein grausamer Hohn: fast ein Kunststück, dann ein zweifelhafter Elfmeter, der uns zum Scheitern verurteilt. (...) Italien bleibt im Spiel – bis die Schiedsrichterin England einen Elfmeter nach einem Foul von Severini zuspricht. Ein Elfmeter, der keiner ist – das streut zusätzlich Salz in die Wunde. Zumal Kelly antritt, Giuliani pariert, doch beim Nachschuss ist die Engländerin am schnellsten."

Tuttosport (Italien): "Pech und ein erfundener Elfmeter eliminieren Italien: England steht im EM-Finale. Bonansea brachte die Azzurri zum Träumen, dann das Tor von Girelli und der englische Ausgleichstreffer nach sieben Minuten Nachspielzeit. In der Verlängerung kommt ein nicht vorhandener Elfmeter, den Giuliani pariert, aber selbst das reicht nicht."

Corriere dello Sport (Italien): "Ein bitteres Halbfinale bei der Europameisterschaft der Frauen in Genf: Italien schied gegen Titelverteidiger England nach Verlängerung aus. Das Tor von Bonansea in der 33. Minute wurde bis zur 96. Minute verteidigt, als Agyemang den Ausgleich erzielte. In der 119. Minute parierte Giuliani einen umstrittenen Elfmeter (Foul von Severini an Maed) an Kelly, doch Kelly selbst setzte den Ball ins Netz."