„Ruinöse“ Gaspreise: Deutsches Unternehmen kündigt plötzlich Vertrag mit Habeck-Ministerium auf
Die Bundesregierung hat in der Energiekrise neue LNG-Terminals bauen lassen. Seither gibt es Streit um die Versorgung. Einer der Importeure zieht jetzt einen Schlussstrich.
Rügen – Als Russland die Ukraine überfiel und Deutschland sich gezwungen sah, seine Abhängigkeit von russischem Gas zu beenden, hat die Ampel-Koalition den Bau neuer LNG-Terminals in Auftrag gegeben. Im Rekordtempo wurden diese schwimmenden Terminals errichtet, seit September können dort größere Mengen Flüssiggas für Deutschland aufgenommen werden.
Doch seit Anbeginn hat es um das Terminal bei Rügen Streit gegeben. Umweltschützer beklagen die Gefahr für die Natur, lokale Bürgerinitiativen sehen das Terminal als Bedrohung für den Tourismus. Und auch der LNG-Importeur selbst, die Deutsche Regas, war nicht mit der Bundesregierung zufrieden. Entsprechend hat sie nun den Vertrag mit dem Wirtschaftsministerium unter der Leitung von Robert Habeck (Grüne) gekündigt.
Deutsche Regas: LNG-Vertrag mit Habecks Wirtschaftsministerium gekündigt
Das Unternehmen Deutsche Regas, das vor der Ostseeinsel Rügen ein Importterminal für Flüssig-Erdgas (LNG) betreibt, hat den Chartervertrag mit dem Bundeswirtschaftsministerium für eines der beiden dafür verwendeten Schiffe gekündigt. „Die Deutsche Regas bedauert, zu diesem Schritt gezwungen zu sein“, erklärte Regas-Geschäftsführer Ingo Wagner am Montag (10. Februar). Er verwies zur Begründung auf eine „ruinöse“ Preispolitik des staatlichen Unternehmens Deutsche Energy Terminal (DET), welches die anderen LNG-Terminals an Deutschlands Küsten betreibt.
Die Deutsche Regas betreibt vor Rügen zwei Terminalschiffe, die „Neptun“ und die „Energos Power“. Letzteres charterte das Unternehmen vom Bund. Dem wirft die Deutsche Regas nun Wettbewerbsverzerrung vor: Das staatliche Unternehmen DET biete Importkapazitäten zu nicht wettbwerbsfähigen Preisen an. „Dadurch kam und kommt es zu einer erheblichen Marktverzerrung in Deutschland.“
Privates LNG-Terminal kann nicht mit staatlichen Unternehmen konkurrieren
Die Anlage der Regas ist das einzige privatwirtschaftlich betriebene LNG-Terminal in Deutschland. Über die weitere Verwendung der „Energos Power“ stehe das Unternehmen „weiterhin in engem Austausch“ mit der Bundesregierung, erklärte Wagner. Die „Neptun“ soll wie gehabt weiter betrieben werden, LNG regasifizieren und ins Netz einspeisen.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) feiert die Teilschließung als Erfolg: „Die von der Deutschen Regas angestrebte Teilschließung des Terminals Rügen ist ein Sieg der Vernunft und eine überfällige Entscheidung. Das Scheitern des Projektes hat sich schon lange abgezeichnet: Eine Nachfrage aus dem Gasmarkt hat es nie gegeben, die ökologischen Kosten insbesondere mit Blick auf den Meeresschutz waren viel zu hoch“, so DUH-Geschäftsführer Sascha Müller-Kraenner.
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„Der Tourismus-Standort Rügen wurde zum Opfer der Spekulanten der Deutschen Regas, die aus der Angst vor einer vermeintlichen Gaskrise ein Geschäftsmodell gemacht haben.“
Wirtschaftsministerium betont: LNG ist für Gasversorgung weiter wichtig
Die Anlage vor Rügen hatte im September den Regelbetrieb aufgenommen. Das Terminal ist stark umstritten. Die Gemeinde Binz warnte bereits mehrfach vor „horrenden Schäden“ für Tourismus, Natur und Klima. Sie argumentiert, für eine Sicherung der Energieversorgung in Deutschland im Winter sei das Terminal nicht mehr notwendig.
Das Bundeswirtschaftsministerium dagegen betont die Bedeutung des Terminals für die Gasversorgung insbesondere in Ostdeutschland und im mitteleuropäischen Ausland. „Im Falles eines Versorgungsengpasses kann aus Sicht der Regas zu jedem Zeitpunkt eine sofortige Lösung gefunden werden“, erklärte Regas-Chef Wagner am Montag. (wal mit AFP)