Trump berät sich mit Ex-Deutschland-Botschafter: Der wirft Merz „Doppelzüngigkeit“ vor
Offenbar zog US-Präsident Trump kurz vor dem Treffen mit Merz seinen Sonderbeauftragten Grenell zurate. Der kennt Deutschland gut – und kritisiert Merz scharf.
Washington, D.C. – Der erste Besuch von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) im Oval Office steht unmittelbar bevor. Nach seiner Ankunft in Washington und einer Nacht im Blair House, der Gästeresidenz des Weißen Hauses, wurde Merz gegen 17 Uhr deutscher Zeit (11 Uhr US-Ortszeit) von Donald Trump in Empfang genommen.
Während sich Merz akribisch auf das Treffen vorbereitet haben dürfte, um Möglichkeiten potenzieller Meinungsverschiedenheiten oder gar Eklats nicht schutzlos ausgeliefert zu sein, änderte Trump kurzfristig den Terminplan für Merz’ Besuch. Wie nun bekannt wurde, zog der Republikaner offenbar auch einen engen Vertrauten zurate, der in der Vergangenheit bereits in Deutschland tätig war: seinen Sonderbeauftragten Richard Grenell.
Trump ändert Zeitplan für Merz-Treffen kurzfristig – und spricht offenbar mit Sondergesandtem Grenell
Laut ursprünglichem Plan sollten sich Merz und Trump zu Beginn ihres Treffens eigentlich zunächst hinter verschlossenen Türen begegnen, bei einem gemeinsamen Mittagessen mitsamt ihrer Delegationen. Erst danach sollten sie im Oval Office vor laufenden Kameras der Weltpresse miteinander ins Gespräch kommen. Doch Trump griff kurzerhand in den Plan ein und verschob das Treffen im Oval Office auf den Beginn des Treffens vor dem gemeinsamen Essen, womit den beiden Regierungschefs nun keine Möglichkeit mehr bleibt, potenzielle Meinungsverschiedenheiten abseits der Presse zu klären.
Daneben zog Trump offenbar auch seinen sogenannten Sonderbeauftragten für Sondermissionen, Richard Grenell, vor dem Treffen mit Merz zurate. Die Beweggründe dafür liegen auf der Hand: Grenell kennt Deutschland gut, denn von 2018 bis 2020 vertrat er die USA hierzulande bereits als Botschafter. Wie die Bild-Zeitung nun berichtet, soll Grenell vor Merz’ Ankunft im Weißen Haus die direkte Nähe zum US-Präsidenten gesucht haben. Auch wenn über den Inhalt des Gesprächs nur spekuliert werden kann, scheint es nicht unwahrscheinlich, dass Grenell den US-Präsidenten etwa auf einige Aussagen Merz’ aufmerksam gemacht haben könnte, die der CDU-Politiker in den vergangenen Monaten hinsichtlich des US-Präsidenten öffentlich tätigte.
Ehemaliger Deutschland-Botschafter Grenell kritisiert Merz in sozialen Medien
Stützen ließe sich jene Vermutung etwa mittels zweier Beiträge, die Grenell am Mittwoch (4. Juni) auf dem Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter) veröffentlichte. In einem von ihnen teilte Trumps Sondergesandter einen Video-Mitschnitt aus dem deutschen Wahlkampf, in dem Merz der US-Regierung und insbesondere Elon Musk Einmischung in die Wahl hierzulande vorwarf. „Ich hoffe sehr, dass die deutschen Medien Journalismus betreiben und keine Lobbyarbeit“, betitelte Grenell seinen X-Beitrag.
In einem zweiten Post auf dem Kurznachrichtendienst X teilte Grenell den Mitschnitt eines Merz-Interviews, das er in Zeiten des deutschen Wahlkampfs mit Caren Miosga geführt hatte. Darin bekräftigte Merz auf wiederholte Nachfrage Miosgas eine Aussage, die er bereits während Trumps erster Legislaturperiode als US-Präsident nach dem Sturm auf das US-Kapitol (6. Januar 2021) getätigt hatte – nämlich, dass Trump eine „ernstzunehmende, große Gefahr für die Demokratie“ sei.
Für Trumps Sondergesandten ist jene Aussage offenbar Grund genug, den betreffenden X-Beitrag vor Trumps Treffen mit Merz mit harscher Kritik am Bundeskanzler und zugleich einer glasklaren Forderung zu betiteln: „Merz‘ Doppelzüngigkeit sollte noch in dieser Woche in den USA aufgedeckt werden. Sei eindeutig, Friedrich.“ Dem fügte Grenell hinzu: „Deutsche und Amerikaner wollen authentische Führungspersönlichkeiten – Transparenz ist in einer Welt voller Chaos entscheidend.“ (fh)