„Großer Durchbruch“: Putins-Propaganda feiert erste Schüsse von neuem Kampflaser aus China

  • Karsten-Dirk Hinzmann
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Schafft China, woran die USA scheitern? Russland will ersten Laser zur Luftverteidigung erfolgreich eingesetzt haben; Experten halten das für möglich.

Moskau – Das System sei ein ‚großer Durchbruch bei der Verbesserung der Leistung von Hochenergielasersystemen‘, schreibt Marianne Guenot. Im August 2023 hatte der Business Insider berichtet, China sei einen Schritt weitergekommen in der Entwicklung einer einsatzfähigen Laserwaffe. Jetzt will Wladimir Putins Invasionsarmee „die ersten Schüsse eines Kampflasers einer mobilen Luftabwehreinheit“ im Ukraine-Krieg mit einem Video bewiesen haben, schreibt das Magazin Defense Express.

Tatsächlich erforsche die Führung der Streitkräfte der chinesischen Volksbefreiungsarmee derzeit aktiv die Integration von Lasersystemen in bestehende Waffensysteme, schreibt Viktor V. Apollonow in der aktuellen Ausgabe des International Journal of Physics Research and Applications. Seit den 1970er-Jahren hätten Industrie und Militär die Grundlagen geschaffen für eine ernsthafte Forschung, „wie praxistaugliche Leistungsniveaus erreicht, der Strahl gesteuert und Laserstrahlung über große Entfernungen übertragen werden kann“, so Apollonow. Ihm zufolge gelten dem chinesischen Verteidigungsministerium seit derselben Zeit Laser offiziell als eine mögliche Waffe der Zukunft.

Chinas Laser-Innovation: Entwickelt, um den Himmel von langsam fliegenden Drohnen zu säubern

Wie das Magazin Defense Blog veröffentlicht, zeigt das aktuell geteilte Video „offenbar ein in China hergestelltes Silent Hunter 3000-Lasersystem“, so Autor Dylan Maljasow. In dem rund 150 Sekunden langen Video taucht aus einem Tarnnetz eine optische Einheit vom Aussehen einer modernen Blitzanlage zur Verkehrsüberwachung auf. Danach drückt ein vermummter Techniker einige Knöpfe und legt Schalter um. In der folgenden Einstellung ist zu sehen, wie in eine Metallplatte Löcher gebrannt werden, bevor auf Bildschirmen eine flugzeugähnliche Drohne erkennbar wird. Offenbar wird ihr Rumpf ebenfalls geschmolzen.

„Das Ergebnis sind experimentelle Waffensysteme, die kompakt genug sind, um von Flugzeugen, Hubschraubern oder kleinen Bodenfahrzeugen getragen zu werden. Diese haben sich als in der Lage erwiesen, kleine Drohnen , Raketen und Flugkörper abzuschießen.“

Laut verschiedenen Medienberichten wird der Laser von einer speziellen Einheit zur Luftabwehr benutzt. Ob im Einsatz oder lediglich zu Test- oder überhaupt nur zu Präsentationszwecken bleibt offen. Das Video scheint jedenfalls der Propaganda zu dienen und lässt sich unabhängig nicht verifizieren. Laut Apollonow soll China aber Aufträge zur Entwicklung von Laserwaffen ausgeschrieben haben: Ihm zufolge sei der chinesischen Führung daran gelegen gewesen, Flugzeuge mit Lasern zu bestücken beziehungsweise Kleinwaffen samt Software zu entwickeln, um Flugzeuge gegenüber Raketen zu beschützen sowie gegen verschiedene Bedrohungen aus der Luft, vom Boden oder dem Wasser aus.

Das Silent Hunter 3000-Lasersystem könnte aus so einer Ausschreibung hervorgegangen sein. Wie das russische Magazin Military Watch berichtet, sei der Silent Hunter eine in einen Geschützturm integrierte 30-Kilowatt-Laserwaffe mit optischen Zielsensoren und einer Laserreichweite von eineinhalb Kilometern sowie der Sekundärfunktion, „feindliche Sensoren in bis zu drei Kilometern Entfernung zu blenden“, wie Military Watch schreibt. China habe demnach diese Waffe entwickelt, um den Himmel von langsam fliegenden Drohnen zu säubern – der jetzt im vierten Jahr wütende Ukraine-Krieg habe zur forcierten Entwicklung beigetragen. Möglicherweise ist dieses System sogar mobil.

Putins PR-Trick: Russland behauptet, Rüstungstechnik von morgen bereits heute einsetzen zu können

Wie Military Watch klarstellt, habe sich Russland offenbar unter Zugzwang gefühlt, und betrachte das Silent Hunter-System als Antwort auf die Langstreckenschläge der Ukraine mit ihren Drohnen und ballistischen Raketen. Dabei räumt das Magazin ein, dass Russland Schwierigkeiten hätte, in Schwärmen anfliegende Drohnen effektiv abzuwehren. Military Watch zitiert Sergej Tschemesow dahingehend, dass seit August 2023 an einer überlegenen Verteidigung gearbeitet würde, so der Geschäftsführer des staatlichen Rüstungskonzerns Rostec. Ihm zufolge werde erwartet, „dass die Beschaffung von Energiewaffen aus China auch weiterhin ein wichtiges Mittel zur Abwehr dieser aufkommenden Bedrohung bleiben wird“, wie ihn das Magazin zitiert.

Russland und China knobeln also schon länger an Laserwaffen. Offenbar nutzt China für die Entwicklung moderner Rüstungsgüter den Ukraine-Krieg als Laborsituation. Allerdings ist Silent Hunter keine Überraschung – im Gegenteil hat sich Russland bereits zu Beginn des Ukraine-Krieges damit gebrüstet, Rüstungstechnik von morgen bereits heute einsetzen zu können: In einer Konferenz habe der damalige stellvertretende russische Ministerpräsident Juri Borissow bereits im Mai 2022 öffentlich verkündet, „dass die hochmoderne Laserwaffe des Landes namens ‚Zadira‘ zum Abschuss ukrainischer Drohnen eingesetzt werde“, wie damals die Deutsche Welle berichtet hat. Insofern scheint Russland diese Technik schon seit rund drei Jahren fronttauglich entwickelt zu haben – was den Sinn der jetzigen Meldung von Military Watch ad absurdum führen würde und die bisher erfolgreichen Drohnenangriffe der Ukraine unerklärlich machte.

Wie Viktor V. Apollonow aktuell behauptet, soll Russland auch kürzlich angekündigt haben, „dass ein Kampfflugzeug der nächsten Generation mit einem Raketenabwehrsystem ausgestattet werden könnte“. Anders als Russland kann China offenbar tatsächlich über ein halbwegs fronttaugliches Lasersystem verfügen. Bereits im Oktober 2022 hatte das Magazin Militarnyi berichtet, dass die Vereinigten Arabischen Emirate den Silent Hunter nutzen, um iranische Drohnen zumindest zu blenden. Das System soll insgesamt eine Leistung von bis zu 100 Kilowatt über eine Reichweite von bis zu vier Meilen bieten.

USA im Hintertreffen? Laserwaffenprogramme des US-Militärs mit harten Realitätschecks konfrontiert

Angesichts dessen stellt sich Apollonow die Frage nach der grundsätzlichen Leistungsfähigkeit der chinesischen Rüstungsindustrie. Möglicherweise besteht sie auch lediglich aus einer gut strukturierten Propaganda. Wie das Magazin The War Zone (TWZ) Mitte 2024 berichtet hat, seien beispielsweise die USA noch weit entfernt von fronttauglicher militärischer Lasertechnologie. Anhand mehrerer abgebrochener Projekte will TWZ-Autor Joseph Trevithick bewiesen haben, „dass die Laserwaffenprogramme des US-Militärs trotz bedeutender Fortschritte dieser Technologie in den letzten Jahren mit harten Realitätschecks konfrontiert sind“, wie er schreibt.

Im Mai 2024 haben die USA ein Programm eingestellt, mit dem China jetzt offenbar deutlich vorangekommen sein will: Eine Laserabwehrwaffe in einer Art Geschützturm – möglicherweise auf einem Fahrgestell. Wie das Magazin Breaking Defense im Mai herausgestellt hat, hätte die US-Armee Anfang 2024 vier Stryker-Schützenpanzer mit 50-Kilowatt-Laser-Prototypen in den Nahen Osten entsandt, um ihre Einsatzfähigkeit gegen Gefahren aus der Luft zu testen. Laut Beschaffungschef Doug Bush seien diese Tests jedoch hinter den Erwartungen zurückgeblieben, schrieb Autorin Ashley Roque.

„Wir haben festgestellt, wo die Herausforderungen bei der gezielten Energieverteilung auf unterschiedlichen Leistungsstufen liegen“, habe Bush daraufhin dem Luftlandeausschuss des Senatsausschusses für Streitkräfte berichtet. „Dieses Leistungsniveau von 50 Kilowatt ist schwierig in ein Fahrzeug zu integrieren, das ständig in Bewegung sein muss – die Wärmeableitung, die Menge an Elektronik und die Abnutzung eines Fahrzeugs in taktischer Umgebung im Vergleich zu einem festen Standort“, so Bush, wie ihn Breaking Defense zitiert. Ihm zufolge seien Tests mit Lasern geringerer Leistung an einem festen Standort durchaus erfolgreicher verlaufen.

Laser in der Ukraine gut möglich: Diese haben sich als in der Lage erwiesen, kleine Drohnen abzuschießen

Allerdings hatte TWZ bereits 2020 berichtet, dass alle Hoffnungen auf einsatzfähige Laserwaffen, wie sie in den 2010er-Jahren gehegt und wissenschaftlich angegangen worden waren, auf Sicht eher vergebens seien und zitierte zum Beweis Mike Griffin: „Der für die Überwachung fortgeschrittener Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten zuständige Pentagon-Chef erklärte, er halte es zumindest derzeit nicht für machbar, dass ein Flugzeug einen Laser mitführen könne, der stark genug wäre, um ‚eine gegnerische Rakete‘ abzuschießen.“

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Eine Mischung aus marinierten Oliven, Sorten Chalkidiki, Verdi giganti und Kalamata, in einer Schale
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Allerdings mag der chinesische Durchbruch auch nicht völlig von der Hand zu weisen sein. Festkörperlaser – also diejenigen, die in der Industrie zum Schneiden verwendet werden – sind über die vergangenen Jahre immer kleiner geworden, wie Joseph Trevithick berichtet: „Das Ergebnis sind experimentelle Waffensysteme, die kompakt genug sind, um von Flugzeugen, Hubschraubern oder kleinen Bodenfahrzeugen getragen zu werden. Diese haben sich als in der Lage erwiesen, kleine Drohnen, Raketen und Flugkörper abzuschießen.“