Standortförderer zieht sich zurück, will aber Ansprechpartner bleiben – Stelle wird erst einmal nicht besetzt

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Standortförderer Jürgen Erhard (rechts) hat viel mit Maximilian Geiger, Leiter der Tourist Information Schongau, zusammengearbeitet. Demnächst wird der 24/7-Infopoint eröffnet in der Weinstraße. © Elke Robert

Schongaus Standortförderer Jürgen Erhard hat zum Mai seine Stunden reduziert. Spontan eingesprungen vor einem Jahr mit 25 Wochenstunden, bleiben fünf Stunden übrig. Ausgeschrieben hat die Stadt die Stelle nie, sie findet sich auch gar nicht mehr im Haushalt. Passiert ist dagegen viel.

„Eine Ausschreibung der Stelle hat nicht stattgefunden“, bedauert Jürgen Erhard, der im Frühjahr 2024 für Tina Birke eingesprungen war, um angefangene Projekte weiterzuführen und der Stadt Luft zu verschaffen bei der Suche nach einem Standortförderer. „Auch jetzt steht die Standortförderung nicht auf Null“, begründet er, warum er, wenn auch stark reduziert, weiterarbeiten werde.

Erhard will vieles formal zu Ende führen und Ansprechpartner bleiben

Im Rahmen von ZIZ, dem Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“, seien noch einige Sachen offen, er wolle das formal zu Ende führen. „Und ich bin auch weiter ansprechbar“, verweist Erhard darauf, dass er das Amt weiterführen wolle in der Hoffnung, dass sich kurz- bis mittelfristig ein Kandidat finden werde, der mit einer entsprechenden Ausbildung dafür besser geeignet sei als er. „Die Stadt braucht die Standortförderung und einen Ansprechpartner, das darf man nicht einfach vergessen“, appelliert Erhard. Angesichts der reduzierten Zeit sehe er sich nun aber eher als Vermittler, der an den jeweiligen Ansprechpartner weiterleite.

Anlass genug, auf Erhards Jahr als Standortförderer zurückzublicken. Viele der Aufgabenbereiche habe er gar nicht bespielen können, da insgesamt zu umfangreich für nur zwei Schultern. Erhard zählt etwa die Öffentlichkeitsarbeit auf, der Bereich Internet und Social Medial. Gute Verbindungen geknüpft habe er jedoch zu den anderen Standortförderern der großen Gemeinden im Landkreis Weilheim-Schongau, den Austausch wolle er auch weiter pflegen.

Im Bereich Leerstandmanagement Menschen zusammengebracht

Im Bereich Leerstandsmanagement habe er eher einen kleineren Teil seiner 25 Wochenstunden aufgewendet. Er habe nicht aktiv an einer Reaktivierung arbeiten können, seine Aufgabe habe eher im Netzwerken bestanden, dem Zusammenbringen von Menschen.

Als Beispiel nennt er das kleine Lokal „Ochsenblut“, ehemals „Roter Erker“, in der Christophstraße: „Ein Glücksfall, das läuft gut“, so Erhard. Da hätten sich alle reingehängt, inklusive Landratsamt. „Zum Lindauer“ sei bereits weiterverpachtet. Fortschritte gebe es im „Gasthaus Sonne“ ebenso wie für eine Nachnutzung im ehemaligen „Garibaldi“: Das „COM‘è“ hat geschlossen, jetzt gibt es wieder ein Rössle-Bräu. „Es wird immer ein paar Lücken geben, aber bei den zentralen und großen Häusern ist man dran“, so Erhard.

Bei der klassischen Wirtschaftsförderung fehlt der Hintergrund

Im Bereich klassische Wirtschaftsförderung fehle ihm dagegen der Hintergrund, gibt Erhard zu. Da habe Vizebürgermeisterin Daniela Puzzovio einen Teil besetzen können. Im Feld Kulturwirtschaft hingegen habe er mehr machen können. Erhard, der als Kreisheimatpfleger auch für den Bereich Denkmalschutz zuständig ist, zählt Projekte auf wie die Mitorganisation beim „Tag des offenen Denkmals“ oder das Zusammenbringen von Vereinen zur Terminabsprache. „Das ist alles kein Hexenwerk und auch Baustein des Kulturkonzeptes, das aktive Vereinsleben zu unterstützen“, erklärt er.

Er blickt zurück auf den Kulturflohmarkt und den „Weihnachtszauber“, wo die Stadt bei der Umsetzung zur Seite stand. Das „SOGood-Festival“ von Tina Birke sei hingegen auf der Strecke geblieben, das geplante „Bach am Lech“ habe Organist Andreas Wiesmann abgesagt. „Da macht die Stadt aber gerne mit“, blickt Erhard vorsichtig auf Aktivitäten hierzu vielleicht in der St. Anna-Kirche. Für die Heiliggeist-Spitalkirche wurde erst kürzlich ein Nutzungskonzept vorgelegt (wir berichteten), die dortige besondere Orgel werde sicher noch eine Rolle spielen.

Schwerpunkt im Tourismus gesetzt

„Meinen Schwerpunkt habe ich im Tourismus gesetzt“, schätzt Erhard. Der Tourismus könne sowohl vom aktuellen Kulturentwicklungsplan, als auch von Tourismuskonzept und Marketingkonzept profitieren. Neben der konzeptionellen gebe es auch eine praktische Ebene im Tourismus: Alle Vorbereitungen für eine 24/7-Infostele in einem abgetrennten Bereich der Touristinfo seien getroffen, nur die Software fehle noch. Der digitale Auftritt von Kultur und Tourismus soll insgesamt umgebaut werden und dann leichter zugänglich sein.

Städte müssten Veranstalter sein

Nicht zuletzt konnten über das ZIZ auch Veranstaltungen organisiert werden wie der Gründerwettbewerb oder der „Start-Up-Day“. „Da haben wir den großen Aufschlag gemacht und bleiben dran“, wünscht sich Erhard. „Ein Ergebnis lässt sich nicht gleich am nächsten Tag messen, aber hier geht es um Reichweite und Netzwerke.“

Sein Fazit nach diesem Jahr: Konzeptionell sei Schongau gut aufgestellt, jetzt gehe es um zielgerichtete Förderung und darum, Gutes, was bereits angestoßen sei, weiterzuführen. Bleibe noch der quasi sechste Fuß für die Stelle als Standortförderer, das Veranstaltungsmanagement. Denn auch die Städte müssten jetzt wohl – mit Blick auf geforderte Sicherheitsstandards – vermehrt als Veranstalter auftreten, speziell bei Festen, die die Stadt betreffen wie etwa das Stadtmauerfest 2026.

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