Kletterwand hinter der Bühne: „Boulderstage“ soll Jugend locken

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Hier geht‘s bald bergauf: Sektionsvorsitzende Julia Baldauf zeigt auf den Bereich der Mehrzweckhallen-Bühne, wo Anfang März die „Boulderstage“ des Otterfinger Alpenvereins gebaut wird. © THOMAS PLETTENBERG

Bühne frei für einen Trendsport: Der Otterfinger Alpenverein baut in der Mehrzweckhalle des Sportzentrums eine Boulderwand ein. Lange hatte die Sektion nach einem Platz für diese jugendaffine Bergsport-Variante gesucht, jetzt endlich ist ein Haken dahinter. Mitte März sollen die ersten Routen der „Boulderstage“ begehbar sein.

Otterfing – Wie lässt sich die Jugend für Bergsport begeistern? Was kann eine Alpenvereins-Sektion dem Nachwuchs bieten, der aufwändige Anfahrten in die Berge scheut und stundenlangen Hatschern keinen Genuss abgewinnt? Julia Baldauf (41) trat 2022 ihr Amt als Vorsitzende der mitgliederstarken DAV-Sektion Otterfing mit dem Vorsatz an, der Jugendarbeit frische Impulse zu verleihen. Ihr Kernprojekt nimmt jetzt Gestalt an: Der Berg wird nach Otterfing geholt. Oder besser: Ein Teil des Bergs, der Jugendliche besonders interessiert – eine Kletterwand.

„Lange waren wir auf der Suche nach einem Standort“, berichtet Baldauf. Alle Optionen zerschlugen sich, weil sie zu kompliziert umzusetzen gewesen wären. Vor einem Jahr habe man schließlich die Lösung gefunden – im Sportzentrum am Nordring. Unvermutet erwies sich der Bühnenbereich der Mehrzweckhalle als geeignet, um hier eine Boulderlandschaft entstehen zu lassen.

Die Gemeinde als Besitzerin des Gebäudes und andere Vereine, die den Raum nutzen, machten den Weg frei. „Wir konnten alle abholen“, sagt Baldauf, „letztlich kommen wir auch niemandem in die Quere.“ Bisher wurde der rückwärtige Bühnenbereich als Lager genutzt, die Bühne selber wird selten bespielt. Möglich ist dies auch künftig, wie Baldauf versichert: „Die Boulderwände und die Matten sind so konzipiert, dass etwa der Frauenbund die Bühne für seine Faschingsshow nutzen kann.“ Die Vereine und der Wirt hätten zugesichert, ihre Sachen anderswo zu deponieren.

Der Kletterbereich erstreckt sich über 70 Quadratmeter, eine Wand wird sogar leicht überhängend konstruiert; die Sportler erreichen eine Höhe von bis zu 4,50 Meter. Laut Baldauf soll es zwar feste Routen geben, grundsätzlich sind die Wände aber als „Spray-Wall“ konzipiert. „Wir montieren möglichst viele Griffe, die den Sportler herausfordern, eigene Wege zu suchen“, erklärt Baldauf.

Den Bau der Boulderwände übernehmen Profis aus Rosenheim (3D Sport Design), zwei Tage gleich nach Fasching sind dafür vorgesehen. Bereits am Sonntag, 23. Februar, sind alle Jugendlichen ab zwölf Jahren eingeladen, bei einer Graffiti-Aktion mit Streetart-Künstler Sandro die Absturzsicherung zwischen Halle und Bühne zu gestalten. Die feierliche Eröffnung der „Boulderstage“ ist am 15. März geplant.

Baldauf rechnet mit Gesamtkosten in Höhe von 48 000 Euro inklusive der ersten 500 Griffe, die Mitglieder selber einschrauben. Die Gemeinde verzichtet auf Pacht, der DAV-Dachverband steuert 4000 Euro bei, der in Otterfing beheimatete Outdoor-Spezialist Bergzeit unterstützt das Projekt mit 5000 Euro. Um möglichst viele zusätzliche Griffe und Sitzsäcke kaufen zu können, startete die Sektion ein Online-Crowdfunding (www. startnext.com/dav-boul derstage-otterfing).

Geklettert werden kann zu festen Zeiten. „Wir stellen eine Aufsicht, die Anfänger einweist“, sagt Baldauf. Zusätzlich will der Verein die „Stage“ für Kurse nutzen. Zwar wird beim Bouldern nicht mit Seil gesichert; die Vorsitzende, die selber Ausbilderin ist, kann sich aber vorstellen, dort Kurse für Toprope und Vorstieg anzubieten. Der Sportbetrieb in der Halle könne parallel laufen, betont Baldauf.

Nutzen können die „Kletterbühne“ grundsätzlich nur DAV-Mitglieder. Als „Gebühr“ fungiert also der Jahresbeitrag, der sich zwischen 19 (Kinder) und 63,50 Euro bewegt. Aktuell zählt die Sektion etwa 3000 Mitglieder, nur 14 Prozent davon sind jünger als 24 Jahre. „Ich hoffe, dass unser neues Angebot besonders junge Menschen anspricht“, sagt Baldauf. Bouldern ist olympisch, gilt als cool und es mache Spaß, gemeinsam an Routen zu knobeln, sagt die Vorsitzende.

Zwar fungiert die Otterfinger Sektion auch als einer von sieben Trägervereinen für die DAV-Kletter- und Boulderhalle in Bad Tölz. Nur 19 Mitglieder leisten sich jedoch eine Jahresmarke; der zeitliche Aufwand und die Entfernung seien doch hoch, stellt Baldauf fest: „Unsere Boulderwand bietet dagegen einen einfacheren Zugang. Man bleibt am Ort, ist schnell da und auch wieder zuhause.“ Und vielleicht gelinge es der Sektion, so hofft die Vorsitzende, mithilfe des neuen Angebots nach vier Jahren endlich auch wieder einen Jugendreferenten zu finden.

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