Festivals in der Krise? Trveheim mit Wurzeln in Otterfing hält sich tapfer

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Die Helfer beim Trveheim-Festival arbeiten gratis. Auch deshalb kann die Veranstaltung weiterhin stattfinden. © Privat

Während andere Festivals straucheln, hält sich das Trveheim-Festival – ein Otterfinger Gewächs – weiterhin tapfer. Möglich machen das die ehrenamtlichen Helfer.

Otterfing – Die Festival-Branche scheint in die Krise zu schlittern. Wie jüngst im Bayernteil berichtet, gibt es heuer weder das Uferlos-Festival noch das Plus Open Air, beide in Freising. In Erding wackelt das Sinnflut-Festival, und das Puls Open-Air auf Schloss Kaltenberg findet zumindest heuer nicht statt. Quasi mittendrin – in Hallbergmoos (Landkreis Freising) – aber hält sich das kleine Heavy-Metal-Festival Trveheim, das vom gleichnamigen Verein mit Sitz in Otterfing organisiert wird. Von dort kommt auch Konstantin Karpaty, einer der Hauptverantwortlichen im etwa siebenköpfigen Kernteam, das sich im Wesentlichen aus Mitgliedern der Band Skullwinx rekrutiert. Premiere feierte das Trveheim in der örtlichen Turnhalle. 2016 war das, der Standort Otterfing ließ sich mangels Campingflächen aber nicht halten, und so folgte der Umzug in den Norden von München. Dort hält sich die Veranstaltung wacker. Gerade hat der Vorverkauf für die achte Ausgabe am 22. und 23. August begonnen.

Corona war schon ein kleiner Wendepunkt, berichtet Karpaty. „Da waren wir plötzlich nicht mehr 48 Stunden nach Vorverkaufsstart ,sold out‘“, sagt der 29-Jährige. Die Fans wurden deutlich zurückhaltender, buchten ihre Tickets viel kurzfristiger. Und das, obwohl das Trveheim mit seiner Oldschool-Ausrichtung ein sehr treues Publikum anspricht. Die Zeiten der ausverkauften Festivals auf dem Hausler Hof sind wohl eher vorbei. „Wir überlegen, ob wir unser Spektrum aufweiten. Vielleicht etwas Softeres, aber auch Härteres, um eine breitere Masse anzusprechen“, sagt Karpaty. Klar sei aber auch: „Wenn sich abzeichnet, dass die Zahlen zurückgehen, müssen wir die Reißleine ziehen. Den Stress tun wir uns nicht an.“

Festival für Organisatoren reines Hobby

Denn für die Organisatoren ist das Festival ein reines Hobby – und das ist entscheidend, warum es das Trveheim überhaupt (weiter) geben kann. „Wir zahlen uns selbst nichts aus.“ Auch die insgesamt etwa 45 Helfer arbeiten für Gottes Lohn. Und natürlich, um die Bands zu sehen. Aufbau, Musikerbetreuung, Theke, alles will besetzt sein. Geld kostet vor allem die Security, die WC-Reinigung und die Absperrung. „Das ist alles teurer geworden“, bestätigt Karpaty die Aussagen anderer Festival-Organisatoren. Auch die Bands wollen mehr Geld haben, nach Corona vereinzelt sogar so viel, dass Lennard Hammerer, hauptverantwortlich für das Booking, und seine Mitstreiter abwinkten. Letzterer, in Waakirchen aufgewachsen, hat übrigens just dieser Tage mit seiner neuen AOR-Band Strategy ein Video veröffentlicht. Skullwinx sind weitgehend inaktiv, Karpaty hat die Band vor vier Jahren verlassen, um mehr Zeit für sein Studium zu haben. Er ist inzwischen Doktor der Archäologie.

Das Nebenher-Organisieren des Festivals ist im Übrigen ein Ganzjahresjob. Nur die vier Wochen nach Ende der Veranstaltung nehmen sich Karpaty & Co. eine Auszeit. „Dann setzen wir uns zusammen und beraten, ob wir weitermachen.“

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Seitens der Besucher kommen fast nur aufmunternde Worte. Das Konzept, neben bekannten älteren Bands auch dem Nachwuchs viel Bühnenzeit (mindestens 45 Minuten) einzuräumen, die Location und die Organisation – das kommt an.

Was allerdings weniger wird, sind die internationalen Gäste. Zu Spitzenzeiten habe man Tickets in 23 Länder verkauft, berichtet Karpaty. Doch auch wenn es nicht wieder gut 800 Besucher in Hallbergmoos werden: Es geht weiter. Heuer auf jeden Fall.

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