Deutsche Fregatte „Hessen“ unterwegs ins Rote Meer – Experte: Kampf gegen Huthi wird andauern
Seit Monaten attackieren Huthi Handelsschiffe. Die EU schreitet nun ein. Auch Deutschland entsendet die Fregatte „Hessen“. Doch das allein reicht nicht als Wendepunkt, glauben Experten.
Das Rote Meer hat sich zu einer Zone entwickelt, die man besser meidet. Huthi-Rebellen haben in den letzten Monaten wiederholt Handelsschiffe ins Visier genommen, was zu erheblichen Störungen der globalen Lieferketten geführt hat. Eine Militärkoalition hat sich nun zum Ziel gesetzt, diese Angriffe zu stoppen. Deutschland ist jetzt ebenfalls an diesem Einsatz gegen die Huthi beteiligt.
Deutschland schickt Fregatte „Hessen“, um Schiffe vor Huthi-Rebellen im Roten Meer zu schützen
Am Donnerstag hat die deutsche Fregatte „Hessen“ ihre Fahrt zu einem geplanten EU-Militäreinsatz im Roten Meer aufgenommen, um die Handelsschifffahrt vor Angriffen der militant-islamistischen Huthi-Miliz zu schützen. Mit etwa 240 Soldatinnen und Soldaten an Bord verließ das Kriegsschiff den größten Stützpunkt der deutschen Marine in Wilhelmshaven. Jan Christian Kaack, der Marine-Inspekteur, äußerte sich wie folgt: „Das ist der ernsthafteste Einsatz einer deutschen Marineeinheit seit vielen Jahrzehnten.“.
Allerdings wird der internationale Kampf gegen die Huthi vermutlich noch viele Monate andauern, so die Einschätzung des Nahost-Experten Hans-Jakob Schindler vom Counter Extremism Project (CEP). „Das ist nicht in zwei, drei Monaten vorbei. Die Koalition wird noch lange vor Ort bleiben müssen“, so Schindler im Gespräch mit IPPEN.MEDIA. Es genüge nicht, nur die Raketen, Drohnen und Waffen der Huthi-Rebellen zu zerstören. „Man muss das Gebiet so weit sichern, dass die globalen Schifffahrtsgesellschaften wieder das Vertrauen gewinnen, dass Ihre Schiffe dort verkehren.“.
Experte über Huthi-Attacken: „Die greifen alles an, was da fährt“
Große Reedereien wie Maersk, Hapag-Lloyd und Cosco haben ihre Schiffe bereits aus dem Verkehr gezogen. Viele wählen nun Ausweichrouten um das Kap der Guten Hoffnung in Südafrika, was die Fahrzeiten um Wochen verlängert und die Preise für verschiffte Güter in die Höhe treibt. Offiziell unterstützen die islamistischen Huthi die Hamas im Krieg in Israel. Aber: „Es richtet sich keinesfalls nur gegen Schiffe, die israelische Häfen anfahren. Die greifen alles an, was da fährt, um den globalen Güterstrom zu gefährden“, so Schindler. Die EU-Staaten haben angesichts dieser Gefahr bereits Ende Januar eine politische Grundsatzeinigung auf den Start eines Militäreinsatzes zur Sicherung der Handelsschifffahrt im Roten Meer erzielt.
Fregatte „Hessen“ auf dem Weg ins Rote Meer
Involviert sind europäische Kriegsschiffe und luftgestützte Frühwarnsysteme zum Schutz von Frachtschiffen. An den laufenden US-Angriffen gegen Huthi-Stellungen im Jemen will man sich aber nicht beteiligen. Die deutsche Fregatte „Hessen“ ist unter anderem mit Flugabwehrraketen ausgestattet. Das 143 Meter lange Schiff wurde speziell für den Geleitschutz und die Seeraumkontrolle konzipiert. Laut Bundeswehr kann es mit seinem Radar einen Luftraum von der Größe der gesamten Nordsee überwachen. Die Flugabwehrraketen haben eine Reichweite von mehr als 160 Kilometern.
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Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat kürzlich für einen schnellen Abschluss der Vorbereitungen für den geplanten EU-Militäreinsatz plädiert. Mit den Angriffen der Huthi-Rebellen werde eine der „zentralen Adern der freien Seefahrt und damit auch des Welthandels“ angegriffen. Dies hat auch Auswirkungen auf deutsche Unternehmen in China, die häufig ihre in China produzierten Waren durch das Rote Meer nach Europa transportieren lassen. Die Unternehmen sind besorgt, so Ulf Reinhardt, Vorstandschef der Deutschen Handelskammer in China, vor einigen Wochen bei der Vorstellung des aktuellen AHK-Geschäftsklimaindex. Die Situation sei sehr beunruhigend. „Sie wirkt sich auf die Frachtraten für Container, die Schifffahrtsrouten und die Fahrtzeiten aus.“. Insbesondere in China erinnere man sich noch an die Zeiten der Null-Covid-Politik des Landes. Auch damals stiegen die Frachtpreise stark an und es bildeten sich riesige Schiffsstaus vor den großen Häfen.
Iran unterstützt Huthi
Die Huthi werden vom Iran unterstützt, der die jemenitischen Rebellen als Mittel zum Zweck nutzt, so Hans-Jakob Schindler: „Ein Ziel der Iraner ist es, ihre Rivalen, die Saudis, empfindlich zu stören und ausbluten zu lassen.“ Saudi-Arabien, das an den Jemen grenzt, bekämpft die Huthi-Rebellen. Die Iraner betrachten Saudi-Arabien als Konkurrenten im Nahen Osten. „Iran unterstützt die Huthi im Konflikt im Jemen gerade so viel, dass sie nicht verlieren, aber auch nicht gewinnen können“, so Hans-Jakob Schindler. Die Iraner versorgen die jemenitische Miliz regelmäßig mit Waffen und Technik. (mit dpa)