Diakonie sucht noch Fachkräfte: Zunächst Schulkindbetreuung statt Hort-Betrieb in Bad Wiessee
Der Hort in Bad Wiessee hat einen neuen Träger. Die Diakonie Rosenheim kümmert sich künftig um die Schulkinder. Weil sie noch nicht genügend Fachkräfte hat, wählt sie allerdings ein alternatives Betreuungsmodell.
Bad Wiessee - Nach dem Zerwürfnis zwischen der Gemeinde Bad Wiessee und der evangelischen Kirchengemeinde im Tegernseer Tal gibt es nicht nur einen neuen Träger für die Kinderkrippe, sondern auch für den Hort. Die Diakonie Rosenheim hat hier das Zepter übernommen. Sie sucht nun händeringend – und mit einer groß angelegten Anzeigen-Kampagne – nach Mitarbeitern. Weil ausreichend pädagogisches Fachpersonal so schnell aber wohl nicht zu bekommen ist, greift der Träger noch zu einem anderen Mittel: Statt eines Horts will er – wie es heißt „vorübergehend“ – eine Schulkindbetreuung anbieten. Der Vorteil: Eine solche Betreuung könne auch von Mitarbeitern mit „geringerer pädagogischer Qualifikation und Erfahrung“ angeboten werden.
Brief an Eltern der Hortkinder sorgt für Gesprächsstoff
Der neuerliche Elternbrief – gerichtet an alle Familien mit Hortplatz in Bad Wiessee – hat wieder für viel Gesprächsstoff unter den Müttern und Vätern gesorgt. „Ein Betriebsübergang mit Trägerwechsel ist organisatorisch immer eine Herausforderung“, lässt die Diakonie Rosenheim in dem Schreiben wissen. Zum allgemeinen Fachkräftemangel in der Kindertagesbetreuung komme „ein sehr kurzer Zeitraum zur Personalsuche hinzu“. Wie berichtet, waren Gemeinde und neuer Träger bei der Akquise sehr zum Missfallen der evangelischen Kirchengemeinde auch an die bisherigen Hort-Mitarbeiter herangetreten. Allerdings ohne Erfolg.
Diakonie kann bis zu 20 Stunden Betreuung pro Woche anbieten
Nun also zunächst eine Schulkindbetreuung. Pro Woche könnten auf diese Weise bis zu 20 Stunden Betreuung der Wiesseer Schulkinder sichergestellt werden. „Und zudem, für Sie als Eltern auch wichtig, erlaubt uns dieses Betreuungsmodell eine maximale Flexibilität“, schreibt die Diakonie. Sie betont aber auch, dass im pädagogischen Alltag selbstverständlich weitgehend mit Fach- und Ergänzungskräften wie Kinderpflegerinnen zusammengearbeitet werde. „Unser – und das Ziel der Gemeinde – ist es, zunächst den Kindern, die bereits betreut werden, weiterhin einen Platz anzubieten und die Kapazitäten kontinuierlich auszubauen“, heißt es weiter. Sobald das benötigte Fachpersonal eingestellt sei, solle dann ein Hort die Schulkindbetreuung ablösen.
Bürgermeister stellt klar: Hochwertige Hortbetreuung ist das Ziel
Bürgermeister Robert Kühn (SPD) stellt auf Nachfrage klar, dass alle Schritte der Träger – im Krippenbereich ist das nun der katholische Kita-Verbund Tegernseer Tal – „eng und vertrauensvoll“ mit der Gemeinde abgestimmt seien. Was die Nachmittagsbetreuung der Schulkinder betreffe, sei das Ziel eine „qualitativ hochwertige Hortbetreuung“, versichert der Rathaus-Chef, der bestätigt, dass man zunächst mit einer Schulkindbetreuung starten werde, um im Laufe des nächsten Jahres in einen Hortbetrieb überzugehen.
Kühn: „Diakonie führt jede Woche Bewerbungsgespräche“
Die Mitarbeiter-Situation sei der Gemeinde bei der Neuvergabe der Trägerschaft bekannt gewesen, sagt Kühn und betont: Die Personalgewinnung habe „natürlich höchste Priorität“. Er sei „mehr als zuversichtlich“, dass man hier gut vorankomme: „Momentan führt die Diakonie jede Woche Bewerbungsgespräche, auch die Resonanz auf unsere Anzeigen sowohl digital als auch im Print ist hoch“, berichtet Kühn. Dabei kämen Gemeinde und Träger die Personalwohnungen zugute, die über dem neue Kita-Zentrum errichtet wurden. Vier der Wohnungen seien bereits fix vergeben.
Meine news
Bedarf an Hortplätzen wird derzeit ermittelt
Die große Frage für die Eltern wird sein: Kann ich mich darauf verlassen, dass mein Kind ausreichend Betreuung am Nachmittag erhält? Viele der Eltern sind wegen ihrer Jobs dringend darauf angewiesen. „Momentan führt die Diakonie eine Abfrage des Betreuungsbedarfs durch“, erklärt Kühn. Zunächst würden die Familien der ersten bis dritten Klassen angeschrieben, später die Eltern der künftigen Erstklässler. Danach sehe man klarer.
Ziel, so Kühn, sei eine „vollumfängliche Betreuung unserer Kinder“. Sowohl in Krippe und Kindergarten als auch im Hortbereich. Den Eltern zollt er höchsten Respekt für die konstruktive Zusammenarbeit in den vergangenen Wochen. „Getragen von der hohen Gewissheit, dass wir es gemeinsam schaffen.“ So hätten die Familien der Krippenkinder soeben ihre Zusagen für die Plätze im kommenden Kita-Jahr erhalten.
gab