YouTuber stirbt mit 27 – das passiert bei einem epileptischen Anfall im Körper

Jan Zimmermann wurde nur 27 Jahre alt. Der bekannte YouTuber, der das Tourette-Syndrom hatte und auf der Videoplattform Einblicke in sein Leben mit der neuropsychiatrischen Krankheit gab, starb am 18. November an einem epileptischen Anfall – "plötzlich und unerwartet", wie aus einer Stellungnahme seiner Angehörigen hervorging.

"Gewitter im Kopf"-Youtuber Jan Zimmermann starb infolge eines epileptischen Anfalls

Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung. Die typischen Anfälle können jedoch auch ohne diese Krankheit auftreten – als sogenannte Gelegenheitsanfälle, die durch äußere Einflüsse wie akute Erkrankungen oder Hirnverletzungen ausgelöst werden.

  • wie viele Nervenzellen Signale abgeben,
  • welche Hirnbereiche genau betroffen sind
  • und inwiefern sich solche Entladungen ausbreiten.

Epileptischer Anfall: Das passiert dabei im Körper

Generell werden zwei Arten von epileptischen Anfällen unterschieden: generalisierte und fokale Anfälle. 

Generalisierte Anfälle erfassen laut "Gesundheitsinformation.de" das gesamte Gehirn und führen öfter zu Bewusstlosigkeit und Krämpfen im gesamten Körper.

Manche generalisierten Anfälle dauern nur ein paar Sekunden und rufen kurze Geistesabwesenheiten hervor. Diese können bis zu 100 Mal am Tag auftreten. 

Mitunter können auch die Gliedmaßen versteifen und verkrampfen oder aber die Muskelspannung lässt plötzlich nach, sodass zum Beispiel die Beine einknicken. Außerdem sind Zuckungen einzelner großer Muskelgruppen oder des gesamten Körpers in unterschiedlicher Geschwindigkeit und Intensität möglich; häufig verlieren die Betroffenen dabei das Bewusstsein.

Fokale Anfälle hingegen entstehen in einem begrenzten Bereich des Gehirns, sodass es zu sensorischen, visuellen und motorischen Anfällen kommt. Eine sogenannte Aura ist das erste Anzeichen für einen fokalen Anfall und geht mit einer Veränderung der Sinneswahrnehmung einher.

So riechen und schmecken Betroffene anders, sie hören ungewöhnliche Geräusche und sehen Lichtblitze, ziehen unwillentlich Grimassen oder stammeln. Auch Taubheitsgefühle, ein Kribbeln im Körper sowie Zuckungen sind möglich. Manche Betroffene schmatzen, lecken sich die Lippen oder nesteln. Darüber hinaus können Schwindel, Angstzustände und Halluzinationen auftreten. Weitere typische Symptome sind Herzrasen, Schweißausbrüche und kurze Sprachaussetzer. 

Bleibende Gehirnschäden nach einem Anfall sind selten

In der Regel ist ein epileptischer Anfall nach zwei bis drei Minuten vorbei und hört von selbst auf. Dauert er länger als fünf Minuten, handelt es sich um einen Notfall. Dieser "Status epilepticus" muss medikamentös behandelt werden.

Während sich viele Betroffene wenige Minuten nach einem epileptischen Anfall wieder gut fühlen, brauchen manche nach einem schweren Anfall viel Ruhe und Schlaf. Einige von ihnen haben mit Nachwehen zu kämpfen, zum Beispiel in Form von Gedächtnisproblemen oder depressiven Verstimmungen. Bleibende Gehirnschäden oder geistige Behinderungen rufen epileptische Anfälle nicht hervor.

Eine von 1000 Personen stirbt plötzlich nach einem epileptischen Anfall

In seltenen Fällen kann ein epileptischer Anfall jedoch auch tödlich enden. Etwa, wenn die betroffene Person während eines schwer kontrollierbaren Anfalls einen Unfall hat, sich zum Beispiel durch einen Sturz lebensgefährlich verletzt – oder plötzlich infolge des Anfalls stirbt.

Der plötzliche und unerwartete Tod durch einen solchen Anfall wird auch als "sudden unexpected death in epilepsy" (SUDEP) bezeichnet. Jedes Jahr betrifft dies eine von 1000 Personen mit Epilepsie. Ein SUDEP tritt oft nach einem größeren epileptischen Anfall, insbesondere im Schlaf, auf. 

Was das Risiko für einen SUDEP erhöht

Wie es zu einem SUDEP kommt, ist noch nicht abschließend geklärt. Ursächlich ist vermutlich der Umstand, dass ein epileptischer Anfall die Aktivität im Hirnstamm hemmt. Dadurch kommt es zu einem Atemstillstand. Da die Schutzreflexe im Hirn jedoch durch den Anfall herabgesetzt sind, wird der Körper nicht alarmiert – und die betroffene Person wacht nicht auf. In der Folge wird das Gehirn nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff versorgt, Herz und Lunge versagen.

Das Risiko für einen SUDEP ist erhöht, wenn eine Person

  • heftige und schwer behandelbare epileptische Anfälle hat
  • ihre Epilepsie-Medikamente unregelmäßig nimmt oder plötzlich absetzt
  • insbesondere nachts epileptische Anfälle erlebt
  • in Bauchlage schläft
  • und alleine lebt, also im Notfall keine Hilfe vor Ort bekommt.

Wie Betroffene versuchen können, das Risiko für einen plötzlichen Tod durch Epilepsie zu senken

Um einem SUDEP vorzubeugen, empfehlen sich dieselben Maßnahmen wie bei einer allgemeinen Anfall-Prävention. Dazu zählen:

  • regelmäßige Einnahme der verordneten Medikamente
  • ggf. Anpassung der Medikamente auf ärztliche Anordnung, wenn Anfälle schlimmer werden
  • Vermeidung von Triggern (zum Beispiel Schlafmangel oder Alkoholkonsum)

Außerdem können Überwachungsgeräte helfen, nächtliche Anfälle zu erkennen. Sie überwachen zudem Herzschlag sowie Atmung und können im Ernstfall Angehörige informieren. Die Geräte können als Armbänder getragen oder als Sensoren an der Matratze befestigt werden. Bei einer ärztlichen Verordnung können Betroffene eine Kostenübernahme bei der Krankenkasse beantragen.