„Brauchen mehr Maro, nicht weniger“: Landespolitiker besucht Demenz-WG - und appelliert an Staatsregierung

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Diskussionsrunde in Dietramszell: (v. vorne li. im Uhrzeigersinn) Margit Lätsch (Miteinander-Füreinander), Bürgermeister Josef Hauser, Magdalena Matejkova (Öffentlichkeitsarbeit Maro-Genossenschaft), Klaus Barthel, SPD-Kreisvorsitzender, Florian von Brunn, Fraktionschef der SPD im Bayerischen Landtag, Peter Wagstyl (Vize-Sprecher des Angehörigengremiums), Verena Schmid (Pflegezentrale Wagner), Christine Hill (Mitglied des Angehörigengremiums), Roswitha Bühl (Sprecherin des Angehörigengremiums), Clara Wildenrath (Reporterin des Isar-Loisachboten/Geretsrieder Merkur), Waltraud Bauhof (Miteinander-Füreinander) und Vlasta Beck (Maro). © Sabine Hermsdorf-Hiss

Ortstermin bei der Demenz-WG in Dietramszell: Der SPD-Landtagsabgeordnete Florian von Brunn appelliert an die Staatsregierung, die von der Insolvenz bedrohte Maro-Genossenschaft zu retten.

Dietramszell – Es geht um fünf Millionen Euro. Bis Ende Mai muss die Maro-Genossenschaft diese Summe zusammenbekommen, um die drohende Insolvenz abzuwenden. „Auf den Staatshaushalt bezogen sind das Peanuts“, sagte Klaus Barthel am Freitagnachmittag beim Besuch der Demenz-WG in Dietramszell. Der Vorsitzende des SPD-Kreisverbands Bad Tölz-Wolfratshausen sieht die Bayerische Staatsregierung in der Pflicht, der Maro finanziell unter die Arme zu greifen. Florian von Brunn, SPD-Fraktionsvorsitzender im Bayerischen Landtag, ist derselben Meinung. Auf seine parlamentarische Anfrage mit der Bitte um Stellungnahme (wir berichteten) habe er bisher noch keine Antwort erhalten. Das Thema sei aber im Bayerischen Finanzministerium angekommen und werde „geprüft“, so von Brunn.

„Brauchen mehr Maro, nicht weniger“: Landespolitiker besucht Demenz-WG und appelliert an Staatsregierung

Ist die Insolvenz in den kommenden Tagen nicht abzuwenden, droht rund 700 Menschen in Südbayern der Totalverlust ihrer Genossenschafts- und Wohnungspflichtanteile. Je nach Wohnungsgröße stehen bei den Maro-Mietern bis zu 80 000 Euro auf dem Spiel. Viel mehr als ums Geld geht es in Dietramszell um das Schicksal von pflegebedürftigen Demenzkranken, die in der Wohngemeinschaft ein neues Zuhause gefunden haben.

Ich hoffe, dass auch ein neuer Eigentümer das WG-Konzept weiterführt.

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Roswitha Bühl, deren Mutter seit drei Jahren hier lebt, spricht von der „bestmöglichen Form der Unterbringung und Betreuung“. Neun demente Menschen wohnen hier zusammen und werden rund um die Uhr von einem privaten Pflegedienst versorgt. Ein Angehörigengremium verwaltet die WG, Bauherr und Vermieter ist die in Ohlstadt (Landkreis Garmisch-Partenkirchen) beheimatete Maro. Insgesamt sechs solcher WGs – zwei davon in Dietramszell – betreibt die Genossenschaft in Oberbayern. Ob, und wenn ja, wie sie im Falle der Insolvenz bestehen bleiben, ist ungewiss.

„Ich hoffe, dass auch ein neuer Eigentümer das WG-Konzept weiterführt“, sagt Bühl. Sie fürchte aber eine „dramatische Kostensteigerung“. Als Worst-Case-Szenario bezeichnet sie es, dass ihre Mutter wieder in ein Pflegeheim müsse. Vergleichsweise unbedeutend erscheint ihr demgegenüber der Verlust der 1500 Euro für die Genossenschaftsanteile, die ihre Mutter zeichnen musste. Anders als in anderen Wohnbauprojekten der Maro werden beim Einzug in eine Pflege-WG keine Wohnpflichtanteile fällig.

Die Projekte funktionieren und tragen sich selbst. Es ist kein großes finanzielles Risiko, da Geld reinzuschießen.

Dietramszells Bürgermeister Josef Hauser betonte, dass die Demenz-WG ein wichtiger Teil der Infrastruktur seiner Gemeinde sei. Auch er appellierte an die Staatsregierung, die Maro zu retten: „Die Projekte funktionieren und tragen sich selbst. Es ist kein großes finanzielles Risiko, da Geld reinzuschießen.“ Die Genossenschaft sei nur deshalb zahlungsunfähig geworden, berichtete Maro-Sprecherin Magdalena Matejkova, weil ein Investor seine Finanzierungszusage für ein bereits im Bau befindlichen Projekt im Landkreis Ebersberg zurückgezogen habe. Etwa ein Viertel der notwendigen Rettungssumme habe sie bereits in Form von Absichtserklärungen bei privaten Anlegern auftreiben können.

Wenn jemand versucht, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, dürfe das nicht den Bach hinuntergehen, sagte Barthel. Er warnte davor, das Projekt in seine Einzelteile zu zerschlagen. „Wir brauchen mehr Maro und nicht weniger.“ Eine Lösung, wie man das innerhalb von zwei Wochen erreichen könnte, habe er aber auch nicht parat. (cw)

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