Bauwerber überspannen den Bogen: Kontroverse Debatte um zwei Vorhaben in Moosburg und Aich

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Zwei Moosburger Bauanträge hatten jetzt zwei Gemeinsamkeiten: Sie brachen kontroverse Debatten vom Zaun – und am Ende teilten die Bauwerber das selbe Schicksal.

Moosburg –Die aus der Sicht von einigen Stadträten inkonsequente Bewertung von Bauvorhaben durch das Moosburger Bauamt hat am Donnerstag für manches Kopfschütteln im Bauausschuss gesorgt. So hatte die Stadtverwaltung zunächst einen positiven Beschlussvorschlag für den Neubau von 21 Wohnungen an der Stadtwaldstraße 9 vorgelegt. Auf dem Grundstück, wo zwei von Garten umringte Häuser abgerissen werden sollen, möchte ein Bauträger zwei Gebäude mit einmal 12,6 mal 38,5 Metern (Haus A+B) und einmal 10 mal 14,3 Meter (Haus C) Grundfläche errichten. Die Wandhöhen mit zurückgesetzten Terrassengeschoßen liegen zwischen 6,25 und 9,15 Metern.

Luftbild von Baugrundstück an der Stadtwaldstraße in Moosburg
Zwei Häuschen im Grünen an der Moosburger Stadtwaldstraße will ein Bauträger durch 21 Wohnungen ersetzen. © Grafik: afo/Luftbild: Bayerische Vermessungsverwaltung

„Mit der Höhe hab‘ ich gar keine Probleme“, erklärte Bauamtsleiter Herbert Held. „Das fügt sich ein.“ Wo man diskutieren könne, sei die Länge. „Wir haben dort aber auch die geforderte Nachverdichtung in Innenstadtnähe, Stellplätze in der Tiefgarage und ein begrüntes Dach mit PV-Anlage. Also genau das, was der Bauausschuss immer haben möchte.“ Aus diesen Gründen, und weil sich auf der anderen Straßenseite mit Hotel-Metzgerei Huber sowie BRK-Wache und Hopfenhalle sehr große Gebäude befänden, schlug Held vor, das Einvernehmen zu erteilen.

Ich kann doch auch nicht sagen: Nur weil die Feuerwehr einen Turm hat, kann ich daneben zehn Meter hoch bauen.

Nachverdichtung schön und gut, aber hier gehe es zu weit, kritisierte Verena Beibl (Grüne). Die gegenüberliegenden Bauten seien keine Wohnhäuser und daher ganz anders zu bewerten. Sie zog einen Vergleich. „Ich kann doch auch nicht sagen: Nur weil die Feuerwehr einen Turm hat, kann ich daneben zehn Meter hoch bauen.“ Für ihre Fraktion sei das Vorhaben eindeutig zu lang. Es müssten ja keine 21 Wohnungen werden, „man kann auch mit 15 Wohnungen schön nachverdichten“, fand Beibl. Der Bauwerber, der nicht weit von ihr auf der Besucherbank saß, verzog zu dieser Aussage keine Miene, dürfte allerdings im Kopf schon einmal die Millionen an Umsatzverlust überschlagen haben.

Visualisierung von Bauvorhaben an der Stadtwaldstraße in Moosburg
Die beiden Baukörper, die ein Unternehmen an der Stadtwaldstraße errichten will, fügen sich nach Meinung einiger Stadträte nicht in die Umgebung ein. © Quelle: Stadt Moosburg

Auch Gerhard Beubl (SPD) und 2. Bürgermeister Georg Hadersdorfer (CSU) störten sich an den Dimensionen. Beubl erinnerte in diesem Zusammenhang an den überlasteten Verkehrsknotenpunkt Landshuter Straße/Einmündung Stadtwaldstraße und fragte bei Herbert Held nach, „wie wir dieses Nadelöhr lösen wollen“. Schließlich werde gerade auch auf der anderen Seite der Landshuter Straße massiv nachverdichtet. Herbert Held erklärte, dass die Planung für einen Kreisverkehr bereits laufe, man diese aber nach hinten verschoben habe, um mit den weiteren Großbaustellen in der Stadt kein Chaos zu erzeugen.

Bei der Abstimmung lehnten 8:3 Räte das Vorhaben ab – mit der Begründung, dass sich das Gebäude aufgrund seiner Länge nicht einfüge. Und die Ausmaße eines Baukörpers beschäftigten die Räte auch bei einem weiteren Tagesordungspunkt: dem Vorbescheid zur Errichtung eines Zweifamilienhauses an der Moosstraße 15b in Aich.

Luftbild von Baugrundstück an der Moosstraße in Aich bei Moosburg
Am Dorfrand von Aich soll in zweiter Reihe ein Zweifamilienhaus entstehen. © Grafik: afo/Luftbild: Bayerische Vermessungsverwaltung

Bei diesem Projekt lautete der Beschlussvorschlag des Bauamts jedoch, das Einvernehmen zu verweigern – weil sich das Maß der baulichen Nutzung nicht in die Umgebung einfüge. Was Manfred Tristl (CSU), selbst Anwohner in Aich, für kein Problem hielt: „Wir würden das jetzt ablehnen, nur weil es einen Meter länger ist als das andere Haus.“ Das störe „da draußen“ aber gar keinen, war Tristl überzeugt. In den vergangenen Jahren seien dort drei Doppelhäuser gebaut worden, der Abschluss der Grundstücksgrenzen in zweiter Reihe sei in diesem Fall sogar kürzer. Sein Fazit: „Ich werde dem zustimmen.“ Johannes Becher (Grüne) sah das ähnlich. „Wir haben hier jetzt vielleicht ein Haus eine Nummer größer, aber ich sehe nicht, dass es sich nicht einfügt.“ So richtig stringent sei die Argumentation der Stadt nicht, meinte Becher mit Blick auf den vorherigen Fall an der Stadtwaldstraße.

Gleiche Chancen für alle gefordert

Für Herbert Held waren die beiden Vorhaben jedoch nicht vergleichbar. „Der nächste baut dann halt noch einen Meter länger, und die Gebäude rutschen immer weiter hinter.“ Rückendeckung kam von Ortschef Josef Dollinger: „Man könnte dort doch genau so bauen, wie die anderen. Dann hat jeder die gleiche Chance.“ Auch Gerhard Beubl fand: „Irgendwo muss man eine Grenze ziehen.“ Aus seiner Sicht passe auch das zurückgesetzte Obergeschoß nicht zu den Nachbarhäusern, die über Satteldächer verfügen. Georg Hadersdorfer schlug vor, nochmals mit dem Bauwerber zu reden, was dann auch seinen Parteifreund Manfred Tristl überzeugte. Und Josef Dollinger meinte: „Ich würde sagen, wir lehnen das heute ab. Dann ergibt sich das Gespräch von selbst, und wir bekommen einen neuen Vorbescheid.“ Diesem Weg folgten die Räte dann auch: Der Antrag wurde einstimmig abgelehnt.

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