Vielsagende Leopard-Taktik: Ukraine verlegt deutsche Panzer zwischen drei Brandherden
Die verbliebenen Leopard-2-Panzer werden an der Ukraine-Front auffällig zwischen drei Kleinstädten hin- und hergereicht. Das zeigt die Not der ukrainischen Armee.
Kreminna - Der Ukraine-Krieg mag manchmal etwas weit entfernt erscheinen. Aber während in den USA Donald Trumps Republikaner Militärhilfen blockieren, wird die Bundesrepublik in diesen Tagen zum vielleicht wichtigsten Partner Kiews.
Front im Osten: Ukrainer verlegen Leopard-2-Panzer wohl von Awdijiwka nach Kreminna
Das Regime von Wladimir Putin lässt wohl sogar Bundeswehr-Standorte ausspionieren, weil ukrainische Soldaten dort an westlichen Waffensystemen ausgebildet werden. Ein US-General kritisiert Deutschland, weil es nicht mehr Artillerie-Munition liefert, beziehungsweise die Rüstungsindustrie zwischen Düsseldorf (Rheinmetall) und München (Krauss-Maffei Wegmann) die notwendigen Kapazitäten dafür nicht hochgefahren hat.
Weil dagegen die amerikanischen Abrams-Kampfpanzer anfällig für russische Lancet-Kamikaze-Drohnen sind, liegen die Hoffnungen vor allem im Osten der Front auf den deutschen „Leos“. Wie das Wirtschaftsmagazin Forbes berichtet, haben die Ukrainer zuletzt ihre verbliebenen Leopard 2A6 von Awdijiwka im Donbass nach Kreminna knapp 70 Kilometer nördlich verlegt. Es zeigt: Die „Leoparden“ kommen immer dort zum Einsatz, wo es am meisten brennt.
Bei Kreminna im Osten: Festgefahrene Ukraine-Front gegen die russische Armee
Demnach kämpfen Teile der 47. mechanisierten Brigade der ukrainischen Armee samt ihrer „Leos“ jetzt mit Teilen der 21. Brigade an der Frontlinie bei den Zwillingsstädten Sjewjerodonezk (vormals 100.000 Einwohner) und Lyssytschansk (früher 93.000 Einwohner), die die ukrainischen Streitkräfte (vorläufig) im Sommer 2022 aufgegeben hatten. Bei Kreminna, etwas westlich davon, sind die Kämpfe seither weitgehend festgefahren.
Aber: Laut dem Institute for the Study of War (ISW) sollen die russischen Invasionstruppen Anfang Januar beim Dorf Terny rund 18 Kilometer westlich von Kreminna (einst 20.000 Einwohner) Fortschritte erzielt haben. Die US-Denkfabrik zitiert einen russischen Militärblogger, dem zufolge die Russen auch acht Kilometer nördlich beim Dorf Newske vorankamen. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig verifizieren.
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Das ISW verzeichnete ferner „erhebliche Kämpfe“ rund um Kupjansk (früher 30.000 Einwohner), 90 Kilometer nordwestlich von Kreminna in der Oblast Charkiw gelegen. Das ist schon seit Wochen, wenn nicht seit Monaten unverändert der Fall. Während insbesondere Bachmut und Awdijiwka im Fokus der Aufmerksamkeit standen, sind die russischen Verluste in der Ukraine auch bei Kupjansk enorm.
Mit Wolodymyr Selenskyj: Leopard-2-Panzer wurde auch bei Kupjansk gesichtet
Darauf lassen etliche Drohnen-Aufnahmen ukrainischer Militärblogger schließen, die aus dieser Gegend stammen sollen. Die Militäranalysten des amerikanischen ISW warnen genau hier im Nordosten vor einer möglichen neuen Offensive Russlands.
Ende Oktober hatte sich Präsident Wolodymyr Selenskyj dort mit einer ukrainischen Panzereinheit vor einem mit einem Camouflage-Netz verdeckten modernen Leopard-2-Panzer gezeigt (siehe Foto unten), wohl einem 2A6. Von diesem Modell hatte Deutschland 18 Stück geliefert, sowie Portugal drei weitere Exemplare. Gemeinsam mit anderen Nato-Partnern gab es mindestens 57 Leopard 2 für das angegriffene Land.
Russische Angriffe bei Kupjansk: ISW erwartet in Oblast Charkiw neue Offensive
„Russische Kräfte könnten in den kommenden Wochen ihre Anstrengungen verstärken, Kupjansk im Gebiet Charkiw zu erobern“, schrieben die Analysten des US-Think-Tanks ISW. Ihrer Einschätzung nach sind die dort stationierten russischen Truppen weniger abgenutzt als andernorts. Kupjansk ist nicht nur ein strategisch wichtiger Eisenbahnknoten, von hier aus verläuft auch die Nationalstraße P07 bis kurz vor die Tore der Großstadt Charkiw - mit 1,4 Millionen Einwohnern immerhin die zweitgrößte Stadt des Landes.

Kupjansk wird ferner vom Fluss Oskil in zwei Hälften geteilt, der eine natürliche Barriere für die Armee von Kreml-Machthaber Putin darstellt. Laut ntv.de halten die Ukrainer hier nur noch einen begrenzten Landstreifen östlich des Oskil. Offenbar werden derweil die „Leos“ 2 im Osten zwischen Awdijiwka, Kreminna und Kupjansk hin- und hergeschoben. Für die Verteidigung Awdijiwkas wurden unterdessen Bradley-Schützenpanzer kurzerhand in Kampfpanzer umfunktioniert.
Waffen für die Ukraine: Etliche Leopard-2-Panzer sind zur Reparatur in Litauen
Der Haken an der neuen „Leoparden“-Taktik: Mehrere der gelieferten Leopard 2A6 stehen laut dem Grünen-Haushaltpolitikers Sebastian Schäfer aktuell in der von der deutschen Rüstungsindustrie eingerichteten Reparaturwerkstatt („Hub“) in Litauen – weit weg von der Front. Das Weiterreichen der verbliebenen „Leos“ 2 zeigt auch die Panzernot der ukrainischen Armee, während diese Anfang des Jahres sehnlichst auf mehr ältere Leopard 1A5 aus Deutschland, Dänemark und den Niederlanden wartet. (pm)