Russische Drohnen über Deutschland: Putin lässt offenbar Bundeswehr-Übungsplätze ausspionieren

  1. Startseite
  2. Politik

Kommentare

Die Bundeswehr kann im Umfeld des Ukraine-Kriegs ihre Truppenübungsplätze offenbar nicht gegen Spionage mit Drohnen schützen. Ampel-Politiker fordern schnelle Maßnahmen.

Berlin - Deutschland liefert der Ukraine nicht nur schwere Waffen wie den Leopard-2-Kampfpanzer zur Verteidigung des Landes gegen den völkerrechtswidrigen Angriff durch Russland. Die Bundeswehr hat auch schon viele ukrainische Soldaten an verschiedenen Waffensystemen geschult.

Ausbildung ukrainischer Soldaten: Russland spioniert mutmaßlich Bundeswehr aus

„Die Bundeswehr hat gemeinsam mit unseren Partnern bereits über 8000 ukrainische Soldaten in Deutschland ausgebildet“, erklärte exemplarisch der Leiter des Sonderstabs Ukraine im Verteidigungsministerium, Generalmajor Christian Freuding, Anfang November der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten. Das ist auch Moskau nicht im Verborgenen geblieben. Denn: Kreml-Machthaber Wladimir Putin lässt mutmaßlich Standorte der Bundeswehr ausspionieren, auf denen ukrainische Truppen für ihren Kampf an der Front trainieren.

„Über dem Truppenübungsplatz Klietz (zwischen Berlin und Wolfsburg gelegen, d. Red.), wo die Bundeswehr Ukrainer am Leo 1 ausbildet, werden regelmäßig Drohnen gesichtet. Bei anderen Liegenschaften dringen teilweise mehrere Drohnen zeitgleich in den Luftraum ein. Das ist klar organisiert und weist stark auf Russland hin“, sagte FDP-Verteidigungspolitiker Marcus Faber der Bild am Sonntag (Bams) in der Ausgabe vom 7. Januar und forderte: „Unsere Armee braucht moderne Jammer.“

Moskau-Autokrat: der russische Machthaber Wladimir Putin. © IMAGO / ZUMA Wire

Mit Jammer sind händisch ausrichtbare Störsender zur Drohnenabwehr gemeint. Die Bundeswehr nutzt laut Bild HP-47 Effektor-Störsender. Diese sollen die Funksignale einer Drohne unterbrechen und diese so zum Landen oder gar zum Absturz zwingen. Soldaten können mit Jammer auf identifizierte Drohnen zielen und im besten Fall deren Kamera stören. Wieviele dieser Jammer die Bundeswehr hat, und ob an allen von mutmaßlicher Spionage betroffenen Standorten, ist indes nicht bekannt.

Drohnenabwehr in Deutschland: „Für russische Dienste zuweilen offen“

Der heutige Bundeswehr-Generalinspekteur Carsten Breuer hatte bereits im Herbst 2022 vor „Aufklärungsflügen“ gewarnt, diese wurden zum Beispiel am Truppenübungsplatz Wildflecken in Nordbayern unweit des fränkischen Schweinfurt registriert. „Es gibt so viele Drohnen-Sichtungen, dass schon gefährlich wäre, wenn nur ein kleiner Prozentsatz davon Spionageflüge sind“, erklärte ein Sicherheitsbeamter laut Tagesspiegel: „Wir sind für russische Dienste – zumindest aus der Luft – zuweilen offen.“

Seit November 2023 gibt es im Bundesverteidigungsministerium eine Task Force zur Drohnenabwehr in Deutschland. SPD-Verteidigungspolitiker Andreas Schwarz kritisierte in der Bild: „Es kann nicht sein, dass der Generalinspekteur feststellt, dass es ein massives Problem mit Drohnen gibt, dann aber ein Jahr lang nichts passiert.“ Laut Faber konnte bislang keine einzige verdächtige Drohne vom Himmel geholt werden.

In der Hohen Rhön zwischen Schweinfurt und Fulda gelegen: der Truppenübungsplatz Wildflecken.
In der Hohen Rhön zwischen Schweinfurt und Fulda gelegen: der Truppenübungsplatz Wildflecken. (Archivfoto) © IMAGO / MedienServiceMüller

Im Juni hatte die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) von mindestens 65 „sicherheitsrelevanten Zwischenfällen“ mit Drohnen auf Geländen der Bundeswehr berichtet. Das würden interne Dokumente der EU-Ausbildungsmission Ukraine beweisen, die der Schweizer Tageszeitung eigenen Angaben zufolge vorlagen. Stand Mitte Dezember hatten mehr als 10.000 ukrainische Soldaten in 2023 eine Express-Ausbildung in Deutschland durchlaufen.

In Deutschland: Ausbildung ukrainischer Soldaten an „Leos“, Mardern und Geparden

Sie wurden an Patriot-Flugabwehrsystemen, Leopard-2-Panzern, Leopard-1-Panzern, Schützenpanzern Marder und Gepard-Flugabwehrkanonenpanzern ausgebildet. Laut Liste der militärischen Unterstützungsleistungen der Ampel-Bundesregierung hat Deutschland den Ukrainern, Stand 7. Januar, neben 18 modernen Leopard 2A6, 90 Marder, 30 Kampfpanzer „Leos“ 1, 52 Geparden sowie zwei Patriot-Systeme und drei Luftverteidigungssysteme IRIS-T SLM geliefert. Auch die Amerikaner bilden immer wieder ukrainische Soldaten auf dem US-Truppenübungsplatz Grafenwöhr in der bayerischen Oberpfalz aus – und damit auf deutschem Boden. (pm)

Auch interessant

Kommentare