Fohlenmarkt im Dauerregen: Wetter tut Stimmung keinen Abbruch

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Züchter Clemens Scholz hat zwei seiner Kaltblutfohlen nach Rottenbuch gebracht. Hengstfohlen „Vegas“ begeisterte die Jury. © Herold

So ein Wetter hatte man beim Kaltblutfohlenmarkt in Rottenbuch lange nicht: Dauerregen durchnässte die Pferde, Züchter und Besucher am Freitag bis auf die Haut. Dem Andrang auf die Traditionsveranstaltung tat das aber kaum einen keinen Abbruch.

Rottenbuch – Schon der Weg vom Parkplatz auf die Fohlenwiese gleicht einem Hindernislauf. Die Besucher, die auf den großen Rottenbucher Kaltblutfohlenmarkt strömen, bemühen sich, den schlammigen Pfützen und riesigen Schirmen auszuweichen, die ihnen unterwegs in die Quere kommen. Denn anders als in den Vorjahren, meint es das Wetter am Freitagvormittag (5. September) nicht gut mit dem Fohlenmarkt: Anstelle des gewohnt milden Spätsommerwetters trübt energischer Dauerregen die Traditionsveranstaltung, die die Rottenbucher jedes Jahr wie einen Feiertag zelebrieren.

Wer nun aber meint, dass das miese Wetter den Fohlenmarkt-Besuchern die Laune verdirbt, der irrt. Trotz des Regens stapfen am Freitag Hunderte Rossnarrische über die Wiese, schlendern an den Marktständen der Fieranten vorbei und werfen neugierige Blicke auf die stattlichen Fohlen, die die Züchter aus dem Raum Oberbayern und Schwaben zur Versteigerung geben. Den Ring zu sehen, in dem sich die Kaltblüter vor der Auktion an der Seite ihrer Mutterstuten präsentieren, ist allerdings nicht so einfach: Die Regenschirme der Zuschauer umhüllen den Mittelpunkt des Fohlenmarkts wie eine bunte Wand.

Einen besseren Blick hat da Florian Schelle. Der Vorsitzende des Pferdezuchtverbands Oberbayern sitzt in dem Jury-Häuschen über der Fohlenwiese; leicht erhöht und vor allem trocken hat er mit seinen Kollegen das Geschehen im Ring bestens im Auge. „Tolles Wetter haben wir ja nicht“, stellt Schelle nüchtern fest, während er konzentriert die Körperhaltung und Gangart der jungen Pferde begutachtet. Vielleicht seien auch wegen der Witterung nicht alle der 68 Züchter gekommen, die sich bei ihm angemeldet hatten, vermutet er. „Es sind heute knapp 60 Fohlen da.“

Der Dunkelfuchs von Züchter Josef Steinle wurde von der Jury mit der Rosette ausgezeichnet.
Das Dunkelfuchs-Stutfohlen von Züchter Josef Steinle aus Dießen erzielte bei der Auktion 3000 Euro. Die Steinles kommen seit Jahren auf den Rottenbucher Markt. © Herold

Trotzdem sei die Auswahl für Käufer gut – vor allem bei den Stutfohlen. „Früher hatten wir immer deutlich mehr Hengstfohlen“, erzählt Florian Schelle, der den Kaltblutfohlenmarkt seit über 25 Jahren organisiert. Als vor der Jury das Fohlen mit der Nummer 44 in den Ring trabt – ein Dunkelfuchs mit hellem Langhaar und dem Namen „Vegas“ – beugt sich Schelle etwas weiter nach vorne. Das Tier hat seine volle Aufmerksamkeit: „Wie der daherkommt und sich trägt: einfach schön“, schwärmt er.

Die Jury zeichnet „Vegas“ mit einer Rosette aus, was Barbara Strauß nicht ohne Stolz zur Kenntnis nimmt. Sie begleitet den Pferdezüchter Clemens Scholz aus Marktoberdorf, der heuer mit zwei seiner Fohlen auf den Rottenbucher Markt gekommen ist. „Wir sind eigentlich jedes Jahr hier“, erzählt Strauß, während sie „Vegas“ mit Heu füttert. Das Hengstfohlen kaut zufrieden; ihn scheint es wenig zu stören, dass sein Fell schon völlig durchnässt ist.

Bessere Wertung mit Leistungsprüfung

Die meisten Pferdezüchter legen großen Wert darauf, dass ihre Süddeutschen Kaltblüter die Leistungsprüfungen ablegen. Eine erfolgreiche Prüfung erhöht den Wert der Zuchttiere. Wie Florian Schelle erzählt, ist am Freitag aber auch ein Hengstfohlen dabei, dessen Mutterstute nicht geprüft ist. „Das ist sehr schade, weil er so automatisch eine schlechtere Wertung bekommt“, erklärt der Pferdezuchtverband-Vorsitzende. „Dabei hätte das Fohlen wirklich Potenzial.“

Langjährige Zucht- und Pferdemarkterfahrung haben auch die Steinles aus dem Dießener Ortsteil Wengen. „Wir geben jedes Jahr ein Fohlen zur Versteigerung“, sagt Maria Steinle. Die Dießenerin hat sich kurz vor Mittag wie viele der Markt-Besucher schon ins Festzelt begeben, um dem immer stärker werdenden Regengüssen zu entkommen. Für sie ist der Rottenbucher Markt der „schönste und größte“, den sie kennt, daher gehöre er quasi zum Pflichtprogramm der Züchter. Das Dunkelfuchs-Stutfohlen, den die Steinles heuer verkaufen wollen, hat die Jury bereits überzeugt: Es wurde mit einer Rosette ausgezeichnet. „Jetzt hoffen wir mal auf Interessenten“, sagt Steinle. „Besser als einer wären natürlich zwei.“

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Wie sich bei der Versteigerung der Kaltblüter zeigt, soll Maria Steinles Wunsch in Erfüllung gehen: Ihr Stutfohlen erzielt 3000 Euro und damit den Höchstpreis. Bei den Hengstfohlen ist der Rappe von Josef Buchner aus Uffing der teuerste: Er bringt 4000 Euro ein.

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