Sperrzone Klettergarten Baierbrunn: Doch Spaziergänger ignorieren akute Hangrutschgefahr
Der Klettergarten in Buchenhain ist nach einem Felssturz schon seit Mai 2023 gesperrt. Experten bestätigen jetzt die akute Hangrutschgefahr. Doch immer wieder ignorieren Spaziergänger die Absperrung.
Baierbrunn - Verbotsschilder stehen sowieso schon dort, wo es von der Treppe runter an die Isar geht zu den Felsen. Der Klettergarten in Buchenhain ist schon seit Mai 2023 gesperrt. Damals hatte sich hier am Hang, bestehend aus Nagelfluh, ein Brocken gelöst. Die Gemeinde hat daraufhin ein geologisches Gutachten in Auftrag gegeben, dessen Ergebnisse jetzt vorgestellt worden sind im Gemeinderat. Und es ist nicht gut bestellt um den Hang. Weshalb das Areal jetzt großflächig abgeriegelt wird, inklusive der Treppe.

Aber: Seitlich vom Klettergarten kommt man weiterhin auch zu Fuß runter an die Isar. Und unten entlang gehen kann man sowieso auch weiterhin. Wobei Andreas Pedevilla, einer der Fachleute vom Geologie-Ingenieur-Büro geo.zt, nicht den Eindruck erweckte, als würde er außerhalb der Sperrzone der Natur hundertprozentig über den Weg trauen. „Man sollte hier mal großflächig Untersuchungen anstellen“, meinte er nach der Diskussion. Zur Lage am Hang sagte er: „Man muss sich bewusst sein, dass von oben jederzeit was kommen kann. Ich würde mich im Wandfußbereich mit meiner Familie nicht aufhalten.“
Welche Absperrung ist sinnvoll?
Die Debatte im Gremium hatte sich nicht darum gedreht, ob man nun den Klettergarten weiträumig absperren soll oder nicht. Dass das die einzig sinnvolle Maßnahme ist, hatten nicht nur die Gutachter gemeint. Sondern das leuchtete auch allen im Sitzungssaal sofort ein. Den Hang zu überwachen mit Monitor, ist schwierig, bauliche Schutzmaßnahmen sind teuer und würden wie auch ein Beräumen des Areals zu weiterer Auflockerung führen. Die Frage war dann nur noch, wie man das Areal am besten abriegelt. „Wir wollen“, meinte Bürgermeister Patrick Ott (ÜWG), „nicht zu wenig machen, aber auch nicht übertreiben“.
Geologen warnen vor Steinschlägen
Die Lage am Hang in Buchenhain ist alles andere als beruhigend. Nur bereichsweise, sagten die beiden Gutachter im Gemeinderat, sei das Isarufer stabil. Immer wieder könnten Teile der Kante ins Rutschen kommen. Dabei hat die Gemeinde das Areal schon lang im Blick. Schon 1982 hat das geologische Landesamt den Klettergarten und das Drumherum beurteilt, 2003 folgte eine weitere Stellungnahme, 20 Jahre später verfasste auch das Landesamt für Umwelt eine Kurzstellungnahme. 2003 wie 2023 war es vor Ort zu Felsstürzen gekommen, 2023 war eine 200 Kubikmeter große Wandpartie aus der obersten Nagelfluhbank gebrochen. Die Experten warnten: „Steinschlag ist jederzeit möglich.“ Wobei es natürlich auch sein könne, dass in den nächsten 100 Jahren nichts mehr passiere, man könne es einfach nicht sagen. In Steyer, berichteten sie, hat sich 2023 auch in einem Klettergarten unter vergleichbaren Bedingungen 3000 Kubikmeter Material gelöst. Zwei Menschen sind dabei gestorben. „Es ist schwierig, sowas vorauszusehen.“
Spaziergänger und Kletterer schieben Absperrung einfach zur Seite
Die Erfahrung im Gemeinderat ist nämlich leider, dass die jetzige Absperrung kaum was nützt. Immer wieder wurde an dem Abend erzählt, dass Spaziergänger die rot-weiße Barrikade einfach beiseiteschieben, es wird auch weiterhin geklettert am Felsen. Die Leute bringen ihre Bouldermatten mit. Tanja König von den Grünen wollte deshalb wissen: „Wieviel genau müssen wir machen, damit klar ist, wir haben unsere Pflicht erfüllt?“
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Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht
Die meisten im Gremium waren dafür, einen Zaun um den Bereich zu ziehen, in dem früher die Baierbrunner Jugendlichen von ganz unten nach ganz oben geklettert sind, als Mutprobe. Aber Patrik Kohlert, der Baierbrunner Bauamtsleiter, und auch Geschäftsleiter Matteo Rudolph klangen nicht so, als wäre ihnen das genug. Mehrfach wiesen sie darauf hin: „Es muss eine effektive Absperrung sein“, Kohlert sagte: „Wenn wir heute 50 Stempfen in den Boden hauen mit Verbotsschildern dran, dann sind von denen nach ein paar Wochen noch zehn übrig.“ Auch Robert Gerb von den Grünen war tendenziell dafür, mehr zu machen: „Eine Holzabsperrung animiert dazu, durchzusteigen, dann kann uns eventuell doch einer verklagen, wenn was passiert.“ Ein Problem sei auch, dass die Gegend bei Ausflüglern sehr beliebt ist. Eine Entscheidung, wie das Gebiet zu sperren beziehungsweise die Sperrung sichtbar zu machen ist, wurde noch nicht getroffen – die fällt erst in der nächsten Sitzung. Rudolph meinte schonmal: „Es wird keine hundertprozentige Sicherheit geben.“