Lufthansa steuert in Richtung Krise - Airline hat sich laut Investor „total verzettelt“

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Verzettelte Strategie, vernachlässigte Kernmarke und sinkender Aktienkurs: Lufthansa-Investor Klaus-Michael Kühne fordert Änderungen bei Deutschlands größter Airline.

Frankfurt/Hamburg - Die Lufthansa befindet sich in einer schwierigen Phase: Trotz einer Erholung des Reisegeschäfts nach der Pandemie kämpft die Airline mit wirtschaftlichen Problemen, einem geschädigten Ruf und einem stark gesunkenen Aktienkurs. Der hat alleine seit Jahresbeginn um rund 20 Prozent nachgegeben. 

Einer der prominentesten Investoren, Klaus-Michael Kühne, äußerte sich in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung kritisch über die strategische Ausrichtung und das Management der Lufthansa.

Lufthansa-Investor Kühne kritisiert Strategie ohne klare Linie

„Die Lufthansa hat sich total verzettelt, mit wahnsinnig vielen Nebenprodukten und Airlines unter ganz verschiedenen Namen“, äußert der 87-Jährige, dessen private Holding knapp 19 Prozent der Anteile hält. Kühne ist eigenen Angaben zufolge “ein Freund von einfachen und übersichtlichen Strukturen. Bei einer überzeugenderen Geschäftspolitik wäre der Aktienkurs höher“, lässt er wissen.

Tatsächlich steht die Lufthansa Group vor der Herausforderung, ihre komplexe Konzernstruktur zu bewältigen: Mit Marken wie Eurowings, Austrian Airlines, Swiss und Brussels Airlines hat das Unternehmen einen breiten Auftritt. Kühne kritisiert, dass dieser Wildwuchs Ressourcen bindet und die Kernmarke Lufthansa Airlines schwächt. Und dieser Weg scheint noch lange nicht beendet.

Die Lufthansa steuert finanziell offenbar in schweres Unwetter - die Aussichten für 2026 erfordern strukturelle Anpassungen
Die Lufthansa steuert finanziell offenbar in schweres Unwetter - die Aussichten für 2026 erfordern strukturelle Anpassungen. © Manfred Segerer/Imago

Vernachlässigte Kernmarke ohne Chance gegen Emirates und Co.?

Denn besonders deren wirtschaftliche Entwicklung bereitet dem Investor Sorgen: „Man hat die Kernmarke vernachlässigt. Sie steht nicht mehr in der ersten Reihe mit Fluggesellschaften wie Emirates und den Fernost-Airlines“, führt Kühne aus. 

Dass dies ausgerechnet bei der Vorzeigemarke der deutschen Luftfahrt geschieht, sei für ihn überraschend: „Bei aller deutschen Gründlichkeit und Perfektion wundert mich das sehr. Aber das ist wohl bewusste Politik. Man will das höchste Niveau nicht erreichen, weil das wohl nicht wirtschaftlich wäre.“

Diese Strategie gefährde langfristig das Markenimage und die Wettbewerbsfähigkeit der Lufthansa. Gerade auf internationalen Langstrecken, einem Kerngeschäftsfeld, verlor die Airline zunehmend Marktanteile an Premiumanbieter, die für weniger Geld mehr Service bieten.

Lufthansa-Investor Kühne über Gewerkschaften, Betriebsräte und “Sonderwünsche”

Kühne spricht in der F.A.Z. auch über strukturelle Anforderungen, bezüglich der Arbeitsbedingungen bei der Airline: „Lufthansa ist ein großes Unternehmen, das durch die Gewerkschaftseinflüsse, die vielen Betriebsräte und die Sonderwünsche des fliegenden und sonstigen Personals immer wieder sehr stark unter Druck steht.“ 

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Investor Klaus-Michael Kühne hält mit seiner Holding knapp 19 Prozent der Anteile von Lufthansa, überwiegend durch die Kühne Aviation GmbH. © picture alliance / Christina Sabrowsky/dpa | Christina Sabrowsky

Kühne betonte, dass die Lufthansa auf die Kritik ihrer Investoren zwar eingehe, bisher jedoch keine spürbaren Änderungen in der Geschäftspolitik vorgenommen habe. „Aber wir wollen auch keinen Fehler machen und nicht unnötig Streit vom Zaun brechen“, führt der Milliardär aus.

Kernmarke Lufthansa Airlines im Zentrum von Sparmaßnahmen

Wie es um die finanzielle Lage bei der Lufthansa bestellt ist, damit befasste sich kürzlich ein Bericht im Manager Magazin: Demnach will die Lufthansa rund ein Fünftel der Arbeitsplätze in der Verwaltung streichen. Die Rede sei von 20 Prozent weniger Personal bei der Kernsparte Lufthansa Airlines, demnach sollen rund 400 Stellen über Fluktuation und Automatisierung wegfallen. 

Die Angaben beziehen sich auf Pläne von Konzernchef Carsten Spohr und Bereichsvorstand Jens Ritter, die bis Ende 2024 ausgearbeitet sein sollen. Zwei weitere Faktoren seien Einsparungen im Bereich Einkauf sowie das Ankurbeln der Sparte Geschäftsreisen.

Lufthansa könnte innerhalb von zwei Jahren in die Verlustzone rutschen

Eine Sprecherin erläuterte, im Rahmen der Neuausrichtung sei es das Ziel, die Kosten in der Verwaltung bis 2028 um 20 Prozent zu senken. Dazu sollten mehr digitale Technologie eingesetzt werden, um die Arbeitsabläufe effizienter zu machen. Über eine natürliche Fluktuation solle auch die Zahl der Arbeitsplätze reduziert werden. 

Die Lufthansa will mit dem Turnaround-Programm dem Verfall des operativen Ergebnisses entgegenwirken: Nach 854 Millionen Euro im vergangenen Jahr werde die Kernmarke 2024 voraussichtlich keinen operativen Gewinn machen: „Eine interne Hochrechnung warnt vor 800 Millionen Euro Betriebsverlust im Jahr 2026, wenn jetzt alles weiterläuft wie bisher.“ (PF mit Reuters)

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