Lufthansa-Chef droht mit schrumpfenden Flugplänen und fürchtet weitere „nationale Alleingänge“ der Ampel
Hohen Gebühren und staatliche Kosten führen zu einem Rückgang der Flugverbindungen in Deutschland. Lufthansa-Chef Carsten Spohr befürchtet negative Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort.
Berlin – Nachdem Airlines wie Eurowings und Ryanair mit Verweis auf zu hohe Gebühren zahlreiche Flugverbindungen in Deutschland gestrichen haben, befürchtet Lufthansa-Chef Carsten Spohr weiter schrumpfende Flugpläne und negative Auswirkungen auf den Standort Deutschland. Spohr sagte zu Bild am Sonntag: „Ich mache mir große Sorgen um die Anbindung unseres Wirtschaftsstandorts. Die extrem gestiegenen staatlichen Kosten im Luftverkehr führen zu einem weiter schrumpfenden Angebot. Immer mehr Airlines meiden deutsche Flughäfen oder streichen wichtige Verbindungen.“

Spohr kritisiert zusätzlich geplante staatliche Regulierungen: „Für die nächsten Jahre sind bereits weitere nationale Alleingänge beschlossen – zum Beispiel eine Beimischungsquote für E-Fuels, die es jedoch in ausreichender Menge noch gar nicht gibt. In der Folge sinkt im internationalen Vergleich die Anbindungsqualität vieler wichtiger Wirtschaftsregionen.“ Durch die Beimischung des synthetischen Kraftstoffes zum Kerosin soll die CO2-Belastung durch Flugzeuge reduziert werden.
Ryanair fliegt Dortmund und Leipzig nicht mehr an - Kürzungen in Hamburg
Nach dem angekündigten Teilrückzug in Berlin will Ryanair auch in Hamburg sein Flugprogramm deutlich reduzieren und andere Standorte in Deutschland gar nicht mehr anfliegen. Der größte europäische Billigflieger begründete seinen Schritt für den Sommer 2025 am Donnerstag erneut mit den hohen Standortkosten für die Luftfahrt in Deutschland. „Ryanair wird den gesamten Betrieb in Dortmund, Dresden und Leipzig einstellen und das Flugangebot in Hamburg um 60 Prozent reduzieren, was zu einem Verlust von 1,8 Millionen Sitzplätzen führt“, sagte Ryanair-Airlinechef Eddie Wilson in Hamburg. Das deutsche Flugangebot für den Sommer 2025 werde damit um weitere zwölf Prozent gestrichen, 22 Strecken fallen weg.
„Deutschland hat erst 82 Prozent seines Verkehrsaufkommens von vor Covid wieder erreicht, was es zum bei weitem am schlechtesten abschneidenden Luftverkehrsmarkt in Europa macht“, erklärte Wilson. „Aufgrund dieser hohen staatlichen Steuern und Gebühren - den höchsten in Europa - sowie dem Hochpreis-Monopol von Lufthansa zahlen deutsche Bürger und Besucher nun die höchsten Flugpreise in Europa.“ Anders als in Deutschland wachse Ryanair in den EU-Wettbewerbern wie Schweden, Italien, Ungarn sowie Polen und habe dort die Kapazitäten erhöht. Grund seien die „pragmatischen und zukunftsorientierten Entscheidungen der Regierungen zur Senkung der Zugangskosten“.
Eurowings-Chef: „Wir streichen 1000 Flüge in Hamburg“
Der Chef der Lufthansa-Tochter Eurowings, Jens Bischof, erklärte, auch Eurowings werde in Hamburg wegen der Ankündigung höherer Kosten dort um rund 1000 Flüge im Jahr reduzieren. „Wir kämpfen mit rekordhohen Standortkosten“, sagte er beim DRV-Reisekongress in Berlin. Fluglinien, die ihre Assets dort einsetzen könnten, wo es am profitabelsten sei, „machen einen Bogen um Deutschland“, sagte Bischof, der auch Präsident des Lobbyverbands BDL ist. Dieser sprach von Alarmzeichen: „Die Kostenschraube für Luftverkehr in Deutschland ist überdreht.“
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Der Flughafenverband ADV warnte, Deutschland verliere in der Luftfahrt weiter den Anschluss. Die Ryanair-Ankündigung zeige, dass der Standort zu teuer sei, sagte ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel. „Wir sind nicht mehr wettbewerbsfähig.“
Der Hamburger Flughafen bedauerte den Beschluss von Ryanair und sieht dies als Folge massiv gestiegener Steuerbelastungen. „Allein die staatliche Luftverkehrssteuer hat sich seit 2019 mehr als verdoppelt und wirft den Luftfahrtstandort Deutschland im europäischen Vergleich zurück.“ Aktuell biete Ryanair sechs Prozent der Sitzplatzkapazität im Hamburger Streckennetz und habe elf Direktziele im Angebot. Man sei zuversichtlich, schnellstmöglich Ersatz zu finden. Der Flughafen Dortmund sieht sich auch ohne Ryanair mit sechs Airlines gut aufgestellt.
CDU-Chef Merz sieht auch Unions-Regierungen in der Schuld für Flugmisere
In der Kostendebatte plädierte jüngst die Lufthansa dafür, dass Deutschland dem Beispiel Schwedens folgen und die Luftverkehrsteuer abschaffen sollte. „Gerade die deutsche Luftverkehrsteuer führt im europäischen Markt zu einem erheblichen Wettbewerbsnachteil.“
Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz räumte ein, dass auch Entscheidungen von früheren Unions-Regierungen dazu geführt hätten, dass die Kosten derzeit so hoch seien. Wenn die Folgen nun so gravierend seien, „dann müssen wir das korrigieren“, sagte der CDU-Chef auf dem DRV-Kongress.
Ryanair hatte bereits Ende August angekündigt, im Sommer 2025 ein Fünftel seines Flugangebots in Berlin wegen hoher Standortkosten zu streichen. Deshalb werde die Zahl der am BER-Airport stationierten Flugzeuge von neun auf sieben reduziert.