„Wollen uns öffnen“: Promi-Golfclub will weg vom Nobel-Image - Hier spielen Hoeneß, Kahn und Co.

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Auf dem Green: Geschäftsführer Kariem Baraka ist zuversichtlich, den kriselnden Golfclub München-Riedhof wieder auf Kurs zu bekommen. © rudi Stallein

Es kriselt am Golfplatz Riedhof. Die Geschäftsführung möchte neben den gut betuchten Spielern auch Normalos einbinden - nicht alle Mitglieder finden das gut.

Egling – Es rumort im noblen Golfclub München-Riedhof. Das Gerücht, die „Golfheimat von FC Bayern-Funktionären“ wie Uli Hoeneß oder ehemaligen wie Oliver Kahn oder Karl Hopfner stehe kurz vor der Insolvenz, macht die Runde. Außerdem liefen dem Nobelclub die Mitglieder davon. Nicht zuletzt, weil sie als letztes Mittel zusätzliches Geld aufbringen mussten, um den Betrieb auf der Vorzeigeanlage im Gemeindegebiet Egling aufrecht zu erhalten. Bei einem Treffen mit unserer Zeitung äußerten sich Präsident Dr. Elmar Kades und Geschäftsführer Kariem Baraka zu den Vorwürfen.

Hier spielen Hoeneß, Kahn und Co.: Promi-Golfclub will weg vom Nobel-Image

„Es stimmt, unsere Mitglieder haben eine Umlage beschlossen – übrigens zum ersten Mal seit 14 Jahren“, erklärt Kades, „90 Mitglieder haben dafür gestimmt, 40 dagegen, fünf haben sich enthalten.“ Mit den rund 950 000 Euro werde die aktuelle Liquiditätsunterdeckung – die habe sich über viele Jahre aufgebaut – ausgeglichen. Diese Maßnahme sei erforderlich geworden, nachdem Ende Februar der im Jahr 2001 gegründete Förderkreis beschlossen habe, sich aufzulösen. Dieser Kreis, bestehend aus betuchten Vereinsmitgliedern, habe in den Vorjahren Unterdeckungen in Form von Darlehen aufgefangen. Die nach dem Aus aufkommende Unruhe habe man nun genutzt, um „Tabula rasa zu machen und alles auf null zu stellen. Dazu dient die Umlage – dann ist für 2024 alles beglichen.“

Mitglieder zahlen für die Unterdeckung - „per se gar nichts Negatives“

So eine Umlage sei ein „normales Mittel und per se gar nichts Negatives“, ergänzt Kariem Baraka, der seit 2014 die Geschäfte am Riedhof führt. Er sieht einen anderen Grund für den Unmut einiger Clubmitglieder. „Was für ein bisschen Wirbel sorgt, ist einzig und allein unsere Neuausrichtung“, sagt der ehemalige Golf-Pro und Neffe von Weltklasse-Golfer Bernhard Langer. Mit einem völlig neuen Konzept will er den von der Vereinsführung bestätigten Mitgliederschwund (von 666 am Jahresbeginn 2019 auf 544 am 1. Januar 2024) stoppen. „Der Riedhof hat das Golfklischee – Premiumanlage, hoher Preis, Menschen aus der Oberschicht – über Jahrzehnte perfekt bedient. Diesem Klischee wollen wir zu 100 Prozent entgegenwirken. Wir wollen uns öffnen“, erläutert Baraka den im vorigen Jahr eingeschlagenen Weg, weg vom „Closed-Shop“, weg vom „Promi-Club-Image“.

Mitgliederzahlen schwinden rasant: Golfclub kämpft gegen die Krise

Eine Opposition strebe aber in die entgegengesetzte Richtung. „Es gibt einen Personenkreis, der möchte das Ganze im Zweifel noch exklusiver, noch teurer und noch weniger Mitglieder“, behauptet Baraka. Zwar wolle man auch mit neuem Konzept hinsichtlich der 18-Loch-Anlage die Nummer Eins bleiben – aber für jedermann. „Wir wollen jünger und moderner werden.“ Dazu gehöre eine Zusammenarbeit mit dem TSV Grünwald, deshalb gebe man Kurse an den Gymnasien in Grünwald, Schäftlarn und Icking, beteilige sich am Ferienprogramm der Gemeinde Icking.

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Außerdem steht dieses Jahr ein sportliches Top-Event im Kalender: Am 3. und 4. August treffen sich die besten Teams der Deutschen Golf Liga am Riedhof zum Final Four 2024, dem Saisonhöhepunkt, der erstmals in seiner elfjährigen Geschichte in Bayern stattfindet. Als „weiterer Schritt in die Zukunft“ solle die Gastronomie für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. „Diese Maßnahmen laufen für uns unter dem Thema Öffnung, weil es das früher alles nicht gegeben hat“, erklärt Präsident Elmar Kades. Bis Ende 2026 will Baraka damit die Mitgliederzahl „auf 700 bis 750 Mitglieder erhöhen, wovon 200 bis 250 unter 40 Jahre sind“ – und somit deutlich geringere Beiträge zahlen.

Entweder mehr Mitglieder oder höhere Beiträge: Golfclub kämpft gegen Finanzengpass

„Bei einer Liquiditätsunterdeckung gibt es zwei Hebel“, erklärt der ehemalige Managing Director einer auf „Turnarounds“ und Ertragssteigerungsprogramme spezialisierten Unternehmensberatung. „Mehr Mitglieder oder mehr Umsatz pro Mitglied. Letzteres gibt der Markt nicht her. Wir brauchen mehr Mitglieder. Deshalb ist die Öffnung für uns das einzig Wahre. Wenn die Mitgliederzahlen nicht irgendwann nach oben gehen, haben wir ein Problem.“

Vier Wochen vor der ersten freien demokratischen Vorstandswahl in der Geschichte des Golfclubs stellt Kades aber auch klar: „Das ein Riedhof pleite geht, ist für mich ganz weit weg.“ Warum er dieser Meinung ist, verschweigt der Präsident nicht. „Analysieren Sie bitte die Mitgliedschaftsstruktur und dann schauen sie mal das Vermögen hinten dran an.“

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